Nachtbusse auf der Kippe

Saarbrücken. Die Fortführung des Nachtbus-Angebots im Regionalverband Saarbrücken steht und fällt mit einer möglichen Ko-Finanzierung durch die Landesregierung. Diese Bilanz zog nach acht Monaten Laufzeit des Nachtbus-Projekts im Regionalverband Rainer Ziebold, Verbandsvorsteher des Zweckverbands Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV) im Regionalverband Saarbrücken, auf SZ-Anfrage

Saarbrücken. Die Fortführung des Nachtbus-Angebots im Regionalverband Saarbrücken steht und fällt mit einer möglichen Ko-Finanzierung durch die Landesregierung. Diese Bilanz zog nach acht Monaten Laufzeit des Nachtbus-Projekts im Regionalverband Rainer Ziebold, Verbandsvorsteher des Zweckverbands Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV) im Regionalverband Saarbrücken, auf SZ-Anfrage.

Anfang April 2009 war das Projekt der an Wochenenden auf sieben Linien eingesetzten Nachtbusse mit Busbegleitern im Regionalverband Saarbrücken angelaufen. Das damals von Klaus Meiser (CDU) geführte Innenministerium hatte das Ein-Jahres-Projekt mit 192 000 Euro voll finanziert.

Ziebold betonte, die Kommunen im Regionalverband Saarbrücken würden auf Grund der gesunkenen Gewerbesteuer und der gestiegenen Umlagezahlungen an den Regionalverband ein fortlaufendes Nachtbus-Angebot kaum allein finanzieren können. Dabei seien die Fahrgastzahlen "vielversprechend", sagte Ziebold. Von April bis einschließlich Juli fuhren nach Auswertung der an den Zweckverband gemeldeten Fahrgastzahlen zwischen 1200 und 1900 Saarländer mit den Nachtbussen. Im August stieg die Anzahl der beförderten Personen auf etwa 2500, im Oktober auf rund 2900 und im November auf über 3500 an.

Auch Jörg Heckmann, Geschäftsstellenleiter von "Wir im Verein mit dir" zieht ein positives Resümee. Seit Projektbeginn sei es in den Nachtbussen zu "keinen gravierenden Zwischenfällen" gekommen. Der gemeinnützige Verein hat die rund 20 Nachtbusbegleiter an einem Wochenende durch Diplom-Pädagogen und bereits geschulte Busfahrer in Anti-Aggressionstraining und Streitschlichtung unterrichtet.

Weil nachts in den Bussen größtenteils Jugendliche und Studenten mit einem Schüler- oder Semesterticket mitführen, schlägt Ziebold vor, auf eine Nachtbus-Fahrt einen Sonderpreis von ein bis zwei Euro zu erheben. So könnte der Zweckverband im Nachtbus-Betrieb zusätzliche Einnahmen erzielen. Vorstellbar ist für Ziebold auch, dass die Nachtschwärmer später die gelöste Fahrkarte als einen Getränke-Gutschein etwa in einer Diskothek einlösen können. Der Zweckverband ÖPNV im Regionalverband Saarbrücken entscheidet nach den Worten von Ziebold im Januar oder Februar endgültig über den künftigen Fortbestand des Nachtbus-Angebots.

Toscani hält sich zurück

Ungeklärt ist derzeit noch, ob nach Projektende die Finanzierung des Nachtbus-Verkehrs im Regionalverband mit Landesmitteln bezuschusst wird. Innenminister Stephan Toscani (CDU) ließ mitteilen, dass man erst nach einer Entscheidung des Zweckverbands über die Fortführung des Projekts klären könne, inwieweit sich die schwarz-gelb-grüne Landesregierung an der weiteren Umsetzung beteiligt. Das Ministerium verwies auf den Koalitionsvertrag, wonach zu einem nutzerfreundlichen ÖPNV auch "die Einführung eines attraktiven Nachtverkehrsnetzes" gehöre. Darin spricht sich die Koalition zudem dafür aus, "dass auch am Wochenende Busse und Bahnen auf den wichtigsten überörtlichen Strecken im Saarland wie auf den größeren Strecken auch nachts fahren" sollen.

Die Verkehrsexpertin der SPD im Landtag, Anke Rehlinger, vertrat die Auffassung, dass bei einem möglichen landesweiten Ausbau des Nachtbus-Verkehrs die Landkreise in der Pflicht stünden, ein solches Angebot mitzufinanzieren. Rehlinger regte an, dass zunächst in den Landkreisen für die Dauer von mindestens einem Jahr Nachtbusse fahren sollten. Ihrer Ansicht nach muss darauf geachtet werden, gerade in einem ländlich geprägten Kreis wie Merzig-Wadern nicht am tatsächlichen Bedarf vorbeizuplanen. Derzeit werde dort per Bürgerbefragung ermittelt, wie viele Nachtbusse-Linien es zukünftig geben soll und welche Haltepunkte zu welcher Uhrzeit angefahren werden sollen.

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