Tipps vom Experten So können Schäfer und Bauern ihre Tiere schützen

Sonsbeck · Was können Schäfer und Landwirte tun, um ihre Nutztiere vor aus dem Osten näher rückenden Wölfen schützen zu können, die seit Jahren dabei sind, in die Wälder heimzukehren, aus denen sie einst vertrieben worden sind?

Elektrozäune sollen Wölfe von Tierherden fernhalten.

Elektrozäune sollen Wölfe von Tierherden fernhalten.

Foto: dpa/Lino Mirgeler

Auf diese SZ-Frage gab Jos de Bruin als Betreiber einer von wenigen Auffangstationen für Wölfe und Wolfshybriden vor den Toren des niederrheinischen Sonsbeck bereitwillig Antworten. Ganz wichtig sei für ihn die dringend erforderliche Versachlichung in der öffentlichen Wahrnehmung.

Aus eigener Erfahrung habe er als Wolfsversteher bereits registriert, dass auch die von Wolfsrissen betroffenen Schafsbesitzer, die sich diesem heiklen Thema anders als die hitzigen Ideologen der verschiedenen „Lager“ mit rationalem Sachverstand nähern, mit dem Wolf – wenn auch mit gesundem Abstand – leben können. De Bruin: „Für die Versorgung der aktuell zwölf Wölfe und Hybriden in meiner Station bin ich den Jägern und Landwirten sehr dankbar, die mir immer wieder Fallwild von der Straße oder verendete Nutztiere bringen.“

Insbesondere Schäfer, denen die wild lebenden Wölfe bereits Tiere getötet haben, seien inzwischen auf seinen Rat hin auch bereit, ihre Herden mit starken Elektrozäunen zu schützen. „Dazu sollten schon Spannungen von bis zu 9000 Volt eingesetzt werden, damit die Wölfe nachts die durchaus schmerzhafte Erfahrung machen müssen, dass sie sich lieber für andere, ungeschützte Opfer wie zum Beispiel Rehe interessieren sollten.“ Aber auch geeignete Schutzhunde könnten dabei wertvolle Hilfe leisten.

Für die Anschaffung solcher Schutzvorkehrungen empfiehlt de Bruin den Behörden, Fördermittel unbürokratisch zur Verfügung zu stellen. Ein Anliegen ist ihm dabei auch, dass die Abwicklung von Entschädigungen bei Wolfsrissen in Zukunft unkomplizierter und vor allem schneller durchgeführt wird, als das zurzeit in vielen Bundesländern der Fall sei. Der Betreiber der Auffangstation: „Nur wenn alle Beteiligten bei solchen Fragen mit den Schutzvorkehrungen und Entschädigungen leben können, wird auch der Wolf bei uns auf Dauer wieder eine echte Chance bekommen.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort