Naturschutzbund Hecheln und flüssiger Kot: Wie schützen sich eigentlich wilde Tiere vor der Hitze?
Neunkirchen · Kleine und große Wildtiere haben zum Teil originelle (und nicht immer appetitliche) natürliche Fähigkeiten, um ihre Temperatur zu regulieren. Vielleicht können wir ja sogar noch etwas von ihnen lernen.
Schon mal was von der Obelisk-Stellung gehört? Tja, vermutlich ist die eben auch nur unter Libellen bekannt. Geht folgendermaßen: Hinterteil wie im Handstand direkt zur Sonne hin ausrichten. So wird die Körperfläche minimiert. Hilft gegen Hitze. Denn darunter leiden zurzet eben alle. Mensch und Tier und Flora. Und damit eben auch die Wildtiere. Wie kommen die damit klar, das wollten wir vom Vorsitzenden des Ortsvereins Neunkirchen des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu), Stefan Sauer, wissen.
Auch Amseln hecheln
Und wie das so ist in der Natur stellt sich raus: Die weiß sich in jeder Lage zu helfen. Will sagen: Viele Tiere haben Tricks verinnerlicht, wie sie die Hitze überstehen können. Hunde, das kennt man ja, hecheln bei Hitze. Da sie keine Schweißdrüsen haben, verschaffen sie sich so Abkühlung durch Verdunstung. So machen das auch die Füchse. Und, wer hätte es gedacht, das gibt es sogar bei einigen Vögeln. Rabenkrähen und Amseln verschaffen sich Kühlung durch Hecheln. Generell, so sagt der Nabu, machen es die Tiere so, wie das auch den Menschen empfohlen wird: Tagsüber Siesta halten, am liebsten in Höhlen oder im kühlen Wald. Oder baden gehen. Rothirsche und Wildschweine beispielsweise. Die lieben es, sich in mit Wasser gefüllten Gräben zu suhlen. Diese Schlammpackung, so der Nabu, wehrt Insekten ab und schützt die Haut vor Austrocknung. Hirsche baden auch gerne mal richtig in tiefen Gewässern. Rehe hingegen machen um Wasser immer lieber einen Bogen. Bei Hitze ziehen sie es vor, sich wenig zu bewegen und in den kühlen Wald zu gehen.
Kühlung durch flüssigen Kot
Dann ist da noch der Feldhase. Bei Hitze dienen seine langen Ohren als Hitzeableiter. Der Storch hat ein eher unappetitliches Kühlsystem: Er schmiert sich flüssigen Kot auf die Beine. Sieht zwar nicht so chick aus, das Wasser im Kot entzieht dem Körper beim Verdunsten aber Wärme. Den ganz Kleinen unter den Tieren, den Insekten, wird es, wie man beim Nabu weiß, ab 40 Grad Körpertemperatur entschieden zu heiß. Mit der Folge, dass sie nicht mehr richtig fliegen können und ihre Muskelkraft abnimmt. Abkühlung verschaffen sie sich teils auf unterschiedliche Art, siehe Libellen. Der Gemeine Bläuling, allerdings nur das Männchen dieser Schmetterlingsart, schickt per Reflexion die heißen Sonnenstrahlen einfach zurück, die Flügeloberfläche weist die Energie ab. Ein ganz besonderes System haben Hummeln entwickelt. Nähert sich die Temperatur der für sie gefährlichen 44-Grad-Marke schalten sie den Blutfluss um. Ab der Taille fließt dann das Blut nur noch in eine Richtung Das heiße Blut fließt direkt in den Hinterleib, wo es durch die Flugbewegung abgekühlt wird. Zu erkennen übrigens am pulsierenden Hinterleib. Wird es den Wespen zu heiß, dann fliegen sie Wasser, beispielsweise Teiche, an. Erst kühlen sie sich selbst ab, indem sie sich mit Wasser benetzen, das dann verdunstet. Dann bringen sie Wasser zum Nest, befeuchten die Waben und vibrieren mit den Flügeln, um so feuchte Luft rein- und trockene rauszuwedeln. Vögel genießen es, sich einfach mal an zugige Stellen zu setzen und sich die Federn durchpusten zu lassen.
Tränken aufstellen
Helfen kann man vor allem Vögeln und Insekten. Dafür am besten flache Schalen mit Wasser aufstellen. Das müssen nicht zwingend die im Handel erhältlichen Tränken sein, flache Schüsseln, Blumentopfuntersetzer, Suppenteller tun auch ihr Werk. Das Gefäß leicht erhöht auf einem gut einsehbaren und vor Katzen geschützten Platz aufstellen. Das Wasser täglich wechseln wegen der sonst drohenden Gefahr der Verbreitung von Krankheitserregern. Findet man kranke oder tote Tiere, die Schale sofort entfernen. Das Reinigen der Schale sollte immer ohne Reinigungsmittel, nur mit klarem Wasser passieren. Die Insekten brauchen auf jeden Fall einen Landeplatz mit gefahrlosem Zugang zum Wasser. Ist ganz leicht zu bauen (siehe Info).
Gefahr für Fledermäuse
Besonders gefährdet, darauf weist Sauer hin, sind Fledemäuse bei extremer Hitze. Sie bauen ihr Quartier gerne mal unterm Dach. Wird es heiß, flüchten sie in die etwas kühleren Wohnungen oder aber sie fallen einfach runter. Findet man ein solches Tier: mit Pipette oder Teelöffel Wasser geben. Auf einen schattigen Baum legen oder bis zur Dämmerung in eine Kiste und dann frei lassen. Auf keinen Fall anfassen mit bloßen Händen sondern nur mit dicken Handschuhen, denn wie bei allen Wildtieren droht Infektionsgefahr für den Menschen, aber das Tier könnte auch verletzt werden oder aber Angst bekommen und beißen.