Merzig-Wadern Kinder können nach Herzenslust schmökern

Merzig-Wadern · Von den zwölf saarländischen Buchhandlungen, die das Gütesiegel „Netzwerk Mehr Lesen“ erhielten, gingen vier in den Grünen Kreis.

 Zwölf saarländische Buchhandlungen wurden am Donnerstag für ihr besonderes Engagement in der Leseförderung mit dem Gütesiegel „Netzwerk Mehr Lesen - Anerkannter Lesepartner 2018/19“ in St. Wendel ausgezeichnet.

Zwölf saarländische Buchhandlungen wurden am Donnerstag für ihr besonderes Engagement in der Leseförderung mit dem Gütesiegel „Netzwerk Mehr Lesen - Anerkannter Lesepartner 2018/19“ in St. Wendel ausgezeichnet.

Foto: BeckerBredel

Das Siegel an der Tür weist den Weg: „Eltern Lehrer, Erzieher und alle, die Kinder und Jugendliche an Bücher heranführen möchten, wissen, dass sie in diesen Buchhandlungen auf kompetente Ansprechpartner und motivierende Angebote stoßen“, sagte Bildungsminister Ulrich Commerçon bei der Auszeichnung von Buchhandlungen für deren Engagement in der Leseförderung.

Von den zwölf saarländischen Buchhandlungen, die das Gütesiegel „Netzwerk Mehr Lesen – Anerkannter Lesepartner 2018/19“ erhielten, gingen vier in den Grünen Kreis: An die Rote Zora in Merzig und Losheim, die Bücherhütte in Wadern und die Merziger Filiale von Bock & Seib.

Es ist nach den Worten von Ingrid Röder schon das siebte Mal in Folge, dass die Buchhandlung Rote Zora in Merzig und Losheim ausgezeichnet worden ist. Bei einer Feierstunde in der St. Wendeler Buchhandlung Bastuck nahm sie mit Mitarbeiterin Kim Fioretti die Urkunden aus der Hand des saarländischen Bildungsministers Ulrich Commerçon entgegen .„Wir müssen Kinder anfixen zum Lesen und mit der Droge Buch vertraut machen.“ Er bekannte sich auch zu seiner Sucht, denn 25 Bücher stapeln sich immer neben seinem Bett.

Lesen fördert nicht nur die Phantasie und hilft zwischen Gut und Böse, Wahr und Falsch zu unterscheiden. „Lesen mit Kindern bedeutet noch viel mehr“, sagt Ingrid Röder, die Kinderbuchfachfrau der beiden Rote-Zora-Buchhandlungen. „Welches Kind erinnert sich nicht gerne an vorgelesene Geschichten, angekuschelt an Mama oder Papa, die vertraute Stimme im Ohr. Beim Vorlesen und darüber reden können sich Kinder als gleichwertige Persönlichkeiten wahrnehmen. Das stärkt nicht nur das Selbstvertrauen, sondern hilft Kindern auch, sich im Leben zurechtzufinden.“ Kim Fioretti, die in der Roten Zora eine Ausbildung zur Buchhändlerin absolviert, ergänzt: „Lesen macht einfach Spaß und lässt uns in andere Welten versinken. Das entspannt ungemein.“

Die Buchhandlungen Rote Zora laden regelmäßig Erzieher und Pädagogen in die Buchhandlungen ein zu Fortbildungen über Bilderbücher und engagieren sich bei Elternabenden für Leseförderung. Legendär sind mittlerweile die seit über zwölf Jahren durchgeführten Aktionen, wie Pippi Langstrumpf, die den Weihnachtsbaum vor der Roten Zora plündert. Zuletzt waren über 140 Kinder dabei und hatten ihren Spaß mit der vorgelesenen Geschichte und der anschließenden Plünderung.

Das nun verliehene Gütesiegel „Anerkannter Lesepartner“ ist dabei nicht die einzige Auszeichnung für die engagierten Buchhändlerinnen und Buchhändler der Rote Zora. Bereits 2012 wurden die Buchhandlungen Rote Zora in Merzig und Losheim als beste Kinderbuchhandlung Deutschlands vom Arbeitskreis der Jugendbuchverlage gekürt für ihre Aktionen „Mit Kindern trauern – wie Bilderbücher helfen können“. 2018 erhielten sie die Auszeichnung „Deutscher Buchhandlungspreis“.

Auch Beatrice Schmitt von der Bücherhütte Wadern freut sich über den Preis, „zum sechsten Male“, wie die Buchhändlerin sagt. Sie erhielt diese Auszeichnung unter anderem für die Lesetüten, die sie seit ein paar Jahren an Erstklässler verschenkt.

„In den ersten beiden Schulwochen überraschten wir die Jungen und Mädchen der Grundschulen Nunkirchen-Bardenbach, Lockweiler und Wadrill-Steinberg mit einer bunt bemalten Lesetüte.“ In der Tüte finden die Jungen und Mädchen ein Erstlesebuch als Geschenk, dazu Lesezeichen, einen Stundenplan und einen Begleitbrief für die Eltern. In dem Schreiben weist sie auf die Wichtigkeit der Leseförderung hin. „Es ist wichtig, Kindern vorzulesen, sie selbst lesen zu lassen, mit ihnen darüber zu reden und in fremde Welten einzutauchen, denn dadurch wird die Fantasie gefördert“, sagt Schmitt.

Und noch eine Sache hat in ihrem Geschäft Tradition: die Schnitzeljagd zum Welttag des Buches am 23. April. Zu dem seit 1995 bestehenden Tag verschenken Buchhandlungen in Deutschland eine Million Exemplare des Buches „Ich schenk Dir eine Geschichte“ an Schulklassen der Klassenstufen vier und fünf. Vor der Schnitzeljagd führe das Team der Bücherhütte die Schüler durch den Buchladen, lasse sie einen Blick hinter die Kulissen werfen und erkläre ihnen, wie ein Buch entstehe und warum Bücher überall gleich viel kosteten

Vor ein paar Jahren hatte sie kurz vor dem Tag des Buches Jungen und Mädchen zu einem Bilderbuchkino eingeladen – Lesung mit Autorin und Illustratorin Andrea Reitmeyer. „Auch schicken wir einen Kindergarten-Lesekoffer auf Reisen. Das Paket mit Bilder- und Vorlesebüchern, Sachbüchern, Hörbüchern und Spielen haben wir so genannt, weil er ständig in Kitas oder Kigas unterwegs ist“, verrät Beatrice Schmitt. Wichtig ist es ihr auch, die Kinder- und Jugendliteratur zu trennen, da Jugendliche Wert darauf legten, nicht mehr als Kind behandelt zu werden, sagt die Geschäftsfrau aus dem Hochwald, die 2017 einen Buchmarkt-Award in Silber bei der Büchermesse in Leipzig gewonnen hatte.

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