Lob und Tadel für neue Verkehrsführung

Perl · Die Einbahnstraßenregelung in Perl bleibt ein Zankapfel. Sehen einige Bürger und die Schulleitung in der neuen Verkehrsführung mehr Sicherheit, wird sie von vielen Gewerbetreibenden abgelehnt. Sie fürchten, dass der Ort ausblute.

 Die Einbahnregelung in Perl ist vielen Geschäftsleuten ein Dorn im Auge. Foto: Rolf Ruppenthal

Die Einbahnregelung in Perl ist vielen Geschäftsleuten ein Dorn im Auge. Foto: Rolf Ruppenthal

Foto: Rolf Ruppenthal

Ausgesperrt fühlt sich Dr. Roland Woll nach seinem Bekunden durch die neue Einbahnstraßenregelung in Perl . Der Arzt, der seine Praxis in der Trierer Straße 16 hat, forderte bei der Infoveranstaltung zur Verkehrssituation in der Ortsmitte von Perl am Dienstag im Vereinshaus den Gemeinderat auf, über Alternativen nachzudenken. Für ihn steht fest: Durch die Verkehrsführung wird das Dorf dicht gemacht - eine Feststellung, die viele Wirte und Geschäftsleute teilen.

Angst vor Existenzverlust

Die Unterschriften, die die Gegner dieser Regelung gesammelt haben, übergab Lisa Klein Bürgermeister Bruno Schmitt . "Gut 200 Leute sind es schon, die diese Einbahnstraßenregelung in Perl ablehnen", schätzt die Geschäftsfrau, die mit Ehemann Charly ein Schuhhaus in der Trierer Straße führt. "Seit es die Einbahnstraßenregelung gibt, ist die Trierer Straße zu einer Rennbahn geworden", machte sie ihrem Unmut bei einem Telefonat mit der Lokalredaktion Luft. Ebenso schwer wiegt nach Ansicht von Charly Klein, dass seit der neuen Regelung im März schon mehrere Geschäfte aufgegeben hätten. "Weitere werden folgen", argwöhnte er. Grund: Die Kunden bleiben aus. Für ihn steht fest: Es hätte Möglichkeiten gegeben, die Trierer Straße breiter zu machen - durch den Ankauf von Häusern, die angeboten wurden. "Die hätte die Gemeinde erwerben und dann abreißen können. Aber nichts ist passiert." Stattdessen blute der Ortskern aus. während die Geschäfte auf der Grünen Wiese boomen. Was das Ehepaar ärgert: Es werde auf Paragrafen herumgeritten statt den Ortskern zu beleben. "Bald kann in der Perler Ortsmitte Fußball gespielt werden, weil niemand mehr durch den Ort fährt."

In der Bürgerversammlung indessen hatten die Gegner keinen Streit vom Zaun gebrochen. Nach Worten von Lisa Klein hatten die Gewerbetreibenden die Verantwortlichen im Perler Rathaus gebeten, die Infoversammlung zu verschieben. Dies sei ihnen versagt worden. So beließen es die Gegner bei Fragen. So wollte Volker Winandy vom gleichnamigen Hotel in der Trierer Straße von Markus Werhan, Mitarbeiter des verantwortlichen Planungsbüros V-Kon wissen, wann exakt die Verkehrszählungen vor der Testphase vorgenommen wurden. Werhan hatte ausgeführt, dass vor der Einführung im März in der Ortsmitte 428 Fahrzeuge in einer Stunde registriert wurden, im Juli 526, also gut 23 Prozent mehr. Dass er kein exaktes Datum nennen konnte, missfiel dem Perler Hotelier ebenso wie Friedrich Greiveldinger vom Central-Hotel. "Das war doch nur eine Momentaufnahme", kommentierte er am Telefon die Zählung.

Nie Unfallschwerpunkt

Moniert wurden unter anderem auch die Dauerparker, die den Kunden den Platz wegnehmen - eine Kritik, die Bürgermeister Bruno Schmitt prompt aufgriff. Kontrollen durch Hilfspolizisten nannte er als Lösung. Er stellte eine Kooperation mit der Stadt Merzig wie 2006 in Aussicht. Damals hatte die Kreisstadt den Obermoselandern Amtshilfe geleistet und stundenweise eine Politesse nach Perl geschickt. Auch sagte er eine bessere Beschilderung und die Kennzeichnung von Parkplätzen zu, wenn diese Regelung zur Dauerlösung werde.

Für den Verwaltungschef steht nach seinen Worten die Verkehrssicherheit ganz oben an - eine Priorität, die Helga Martin, Leiterin der Grundschule Dreiländereck, lobte. Sie nannte es optimal, dass die Kinder auf der Seite der Schule aus dem Bus aus- und einsteigen können. Sicherer sei es im Ort geworden, lobten weitere Zuhörer. Perl sei nie ein Unfallschwerpunkt gewesen, sagte der Leiter der Merziger Polizei , Stefan Hein. Die Zahlen sind sehr gering. Dirk Sieren nannte die neue Verkehrsführung einen Kompromiss, mit dem man leben kann, während Ernst Rudolf Ollinger, CDU-Fraktionschef im Perler Gemeinderat, von einer künstlichen Ortseinfahrt sprach. Und SPD-Fraktionschef Michael Fixemer sprach sich für mehr VerkehrsKontrollen aus.

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