Open Air „Kunst soll sich einmischen“

Saarburg · Der italienische Sänger Pippo Pollina gastiert am 6. August in Saarburg. Im SZ-Interview spricht er über Musik, Politik und die Mafia.

 Pippo Pollina gibt ein Konzert in Saarburg.

Pippo Pollina gibt ein Konzert in Saarburg.

Foto: Studio Videa Palermo

Pippo Pollina kommt am 6. August nach Saarburg zum Saarauen-Open-Air. Ab 19.30 Uhr gibt er unter anderem sein neues Album „Il sole che verrà“ zum Besten. Der italienische Sänger spricht in einem Interview über seine Vergangenheit und die Hoffnung, die er in seine Musik setzt. Der gebürtige Sizilianer aus Palermo lebt seit 27 Jahren in Zürich.

Was veranlasste Sie dazu, der Anti-Mafia-Bewegung beizutreten?

Pippo Pollina: Die Anti-Mafia-Bewegung ist die klare Ansage zu einem politischen Kampf gewesen. Als junger engagierter Mensch war es keine Frage, dort beizutreten. Wir alle waren betroffen und setzten uns für unsere Freiheit und gegen die Cosa Nostra ein. Der Befreiungskampf auf Sizilien dauerte an und ich habe klar Position bezogen.

War das der Grund, dass Sie als Journalist bei der Zeitschrift „I Siciliani“ gearbeitet haben?

Pollina: Ja, mein Engagement für die Anti-Mafia-Bewegung war definitiv einer der Gründe. Es waren heiße Zeiten in Italien und es war unmöglich, sich nicht mit dieser blutigen Realität auseinanderzusetzen. Ich war politisch sehr interessiert und habe zu dieser Zeit Jura studiert. Mein Plan damals war, mich diesem Job irgendwann komplett zu widmen, doch meine Geschichte sollte einen anderen Lauf nehmen. Die Musik sollte mich finden und mein Interesse dafür war stärker!

Nehmen Sie heute in Ihren Liedern noch Bezug auf dieses Thema?

Pollina: Ja, immer mal wieder. Da ich heute nicht mehr auf Sizilien lebe, beschäftigt mich das Thema nicht mehr täglich. Ich verfolge aber stetig die Lage. Ich schreibe im Moment ein Buch, das Ende des Jahres veröffentlicht wird. Darin gehe ich auch ausführlich auf dieses Thema ein.

Wer sind Ihre musikalischen Vorbilder?

Pollina: Die Sänger und Liedermacher der 60er, 70er und 80er-Jahre, mit denen bin ich ja aufgewachsen. Die Chansonsänger, amerikanischen und südamerikanischen Musiker und natürlich die italienischen Volksmusiker waren für mich immer eine wichtige Inspirationsquelle. Aber auch die klassische Musik hat mich stark beeinflusst. Mein Musikstil heute ist eine Mischung aus all diesen Einflüssen.

Wann ging es mit Ihrer musikalischen Karriere los?

Pollina: Sehr früh: Mit 16 Jahren gründete ich mit Freunden zusammen meine erste eigene Band Agricantus. Wir begannen sofort, Konzerte zu geben. Als ich 18 Jahre alt war, reiste ich schon in andere Länder, um Musik zu machen. Wir spielten sizilianische Volksmusik und es gab nicht viele Bands, die diese Art von Musik gemacht haben. Somit haben wir schon früh Erfolge gefeiert. Das hat unser Leben komplett verändert, da wir dadurch mit den Ansprüchen und Erfolgen professioneller Musiker konfrontiert wurden.

Sie haben im Jahr 1996 bei einem musikalischen Projekt namens „Stop Aids Songs“ mitgemacht. Wie kam es dazu und worum ging es dabei?

Pollina: Das war eine Initiative des Gesundheitsministeriums in der Schweiz. Damals war diese Problematik sehr akut. Es wurde eine Kampagne entwickelt, die musikalisch mit einer CD unterstützt werden sollte. Jeder der Musiker sollte ein Lied zum Thema komponieren und so haben wir das Album „Stop Aids Songs“ realisiert.

Die Sonne, die scheinen wird! Worum geht es noch in Ihrem neuen Album „Il sole che verrà“?

Pollina: Es soll den Menschen Hoffnung geben und ihnen helfen, die komplexe Zeit zu verstehen, in der wir leben. Wir sind ständig mit ganz unterschiedlichen Nachrichten, über die globale und digitale Welt, für die wir uns entschieden haben, konfrontiert. Der Nachteil dabei ist, dass wir nicht genug Zeit haben, all das einzuordnen und zu verstehen. Das ist meiner Meinung nach gefährlich. Es ist wichtig, eine klare Meinung zu entwickeln und die Politik zu hinterfragen. Deshalb soll die Kunst sich einmischen und helfen, sich einen Überblick zu verschaffen.

Anfang des Jahres hatten Sie täglich Konzerte. Was sagt Ihre Familie dazu, wenn Sie so lange unterwegs sind?

Pollina: Ich hatte davor eineinhalb Jahre Pause, also gleicht sich das aus. Meine Kinder sind auch mittlerweile erwachsen und ebenso Musiker.

Freuen Sie sich darüber?

Pollina: Ja, das ist eine große Bestätigung für mich. Es zeigt mir, dass meine Art der Kommunikation bei Ihnen angekommen ist und das freut mich.

Das Open-Air-Konzert findet am Sonntag, 6. August, in Saarburg in den Saarauen statt. Einlass ist ab 18 Uhr. Das Konzert beginnt um 19.30 Uhr. Tickets für Sitzplätze kosten 34 beziehungsweise 29,60 Euro (erhöhter Preis an der Abendkasse).

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