ZDF sendet aus Völklinger Hütte Tobias Hans: „Offensichtlich wird der Corona-Frust bei mir abgelegt“

Update · Am Sonntag wird im Saarland gewählt. Deshalb sendet das ZDF-Morgenmagazin an diesem Freitag unter anderem aus der Völklinger Hütte und hat die Spitzenkandidaten der Parteien zu Gast.

Landtagswahl 2022 im Saarland: Wie die Parteien zu Wirtschaft und Arbeit stehen
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Der Parteien-Check: Die Positionen zum Thema Wirtschaft und Arbeit

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Foto: Eberspächer/Wolfram Schroll/Eberspächer

Das ZDF-Morgenmagazin stellt den Spitzenkandidaten zur Landtagswahl im Saarland kurz vor der Wahl noch einmal Fragen zu aktuellen Themen wie dem Ukraine-Krieg und den Zukunftsplänen der Parteien für das Saarland. Den Anfang machte Barbara Spaniol. Die Spitzenkandidatin von „Die Linke“ bedauerte im Interview den Parteiaustritt von Oskar Lafontaine und warf der saarländischen Regierung Versäumnisse in der Bildungspolitik vor. „Das große Problem ist der Mangel an Sprachförderkräften. Es fehlt überall Personal. Hier hat die Große Koalition völlig versagt“, sagte Spaniol am Freitagmorgen. 

Den Krieg in der Ukraine nannte Spaniol „barbarisch“. Dennoch sei „Die Linke“ eine Friedenspartei, deshalb „muss weiter auf Diplomatie gesetzt werden“, um den Krieg zu beenden. Spaniol kritisierte zudem die 100 Milliarden Euro für die Bundeswehr. „Wir sind gegen Militarisierung und Aufrüstung. Das kann niemand wollen, der Frieden will“, sagte die Politikerin. Fragen nach dem Verhältnis ihrer Partei zu dem russischen Präsident Putin und früheren Forderungen zur Auflösung der Nato beantwortete Spaniol nicht.

AfD-Politiker Wirth:  „Wir können im Saarland nicht ohne Cattenom bestehen“

Da die AfD keinen eigenen Spitzenkandidaten zur Landtagswahl hat, hat das ZDF den AfD-Landeschef und Bundestagsabgeordneten Christian Wirth eingeladen. Zur den Vorgängen rund um die Listenaufstellung sagte Wirth: „Wir hatten eine Landesliste. Leider hat ein kleiner Haufen die Liste heimlich zurückgezogen.“ Zur Situation in der Ukraine sagte der AfD-Politiker, dass Flüchtlinge aus der Ukraine übergangsweise in Deutschland aufgenommen werden sollen. „Allerdings kritisieren wir, dass die Grenzen derzeit nicht kontrolliert werden“, sagte Wirth. Wirth verurteilte den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine. Auf eine mögliche Nähe seiner Partei zu Putin sagte er: „Wir sind keine Putinversteher. Man muss aber auch irgendwann nach dem Krieg betrachten, wie es historisch und politisch zu diesem Krieg gekommen ist. Das ist der Westen nicht unschuldig.“ Angesprochen auf die derzeitige Energiekrise ist Wirth überzeugt, dass dies ein „hausgemachtes Problem der Politik ist“ und setzt künftig auf Kohle- und Atomkraftwerke. Zudem behauptete der AfD-Politiker: „Wir können im Saarland nicht ohne Cattenom bestehen. Ansonsten wären bei uns schon vor zehn Jahren die Lichter ausgegangen.“

Anke Rehlinger: „Das Gas gehört Putin. Sonne und Wind gehört uns allen“

Angesicht der guten Umfragewerte für ihre Partei, wiederholte SPD-Spitzenkandidatin Anke Rehlinger ihre Anforderungen an mögliche Koalitionen nach der Wahl. „Verlässlichkeit und Stabilität sind mir wichtig. Das sind meine Kriterien für eine Koalition.“ Unabhängigkeit on russischem Gas und Öl könne es laut Rehlinger mittelfristig nur durch den Ausbau der erneuerbaren Energien geben. „Das Gas gehört Putin. Sonne und Wind gehört uns allen“, sagte sie am Freitagmorgen. Einem kompletten Embargo steht sie skeptisch gegenüber. „Natürlich ist der Bezug von russischem Öl und Gas problematisch. Aber was würde ein Embargo bedeuten?“, fragte Rehlinger und sagte, dass dies zu einer Rezession in Deutschland und Arbeitsplatzverlusten führen würde. Zudem sei nicht sicher, dass ein Embargo Putin aufhalten könne. 

Angesprochen auf die Corona-Politik und die derzeit hohen Inzidenzen sagte die SPD-Politikerin „Wir müssen aufpassen, dass wie die Freiheiten, die wir uns erkämpft haben im Herbst nicht wieder aufgeben müssen. Deshalb bin ich für eine Impfpflicht.“ Für die Zukunft des Saarlands wünscht sich Rehlinger, dass im Saarland grüner Stahl produziert werde und die Bevölkerung im Land wieder auf eine Million anwächst.

Lisa Becker: Jetzt „muss man Realpolitik machen“

Die Spitzenkandidatin der Grünen im Saarland, Lisa Becker, sieht die Auseinandersetzungen in ihrer Partei als „kleines Törfeuer“. Im ZDF sagte sie zur internen Situation ihrer Partei: „Unser Laden ist im Griff. Wie haben im Sommer eine Tiefphase gehabt, aber seitdem haben wir eine unglaubliche Dynamik in der Partei gehabt. Ich blicke optimistisch in die Zukunft. Das kleine Störfeuer von gestern würde ich nicht zu hoch hängen.“ Die bevorstehende Integration und Aufnahme der Flüchtlinge aus der Ukraine bezeichnete Becker als „Mammutaufgabe“, sieht aber auch eine große Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung. Dass der grüne Wirtschaftsminister Robert Habeck mit Katar über Energie verhandelt sieht Becker nicht als Verrat von Idealen der Partei. „Die aktuelle Situation stellt uns vor große Herausforderungen und da muss man Realpolitik machen“, sagte die Spitzenkandidatin.

Heute: Landtagswahl 2022 im Saarland - Wie die Parteien zum Thema "Umwelt" stehen
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Der Parteien-Check: Die Positionen zum Thema Umwelt (mit Bildergalerie)

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Foto: dpa/Patrick Pleul

Eine ähnliche Haltung haben die Grünen laut Becker auch zur umstrittenen Batteriefabrik SVolt. „Wir sind gegen den SVolt-Standort, aber wollen die Ansiedlung nicht verhindern. Wenn aus naturschutzrechtlicher Sicht nichts dagegen spricht, werden wir die Ansiedlung nicht verhindern“, sagte die Grünen-Politikerin.

Tobias Hans: „Offensichtlich wird der Corona-Frust bei mir abgelegt.“

Ministerpräsident Tobias Hans hat sich trotz der schlechten Umfragewerte kämpferisch gegeben. „Ich will nicht Umfragen gewinnen“, sagte der CDU-Politiker und ist sich sicher, dass das Wahlergebnis anders aussehen wird. „Wir haben noch viele Unentschlossene“, sagte Hans. Dass seine Zustimmungswerte laut Umfragen schlecht sind, erklärt sich Hans mit der Corona-Pandemie. „Offensichtlich wird der Corona-Frust bei mir abgelegt“, sagte der CDU-Politiker und verteidigte seine Corona-Politik der vergangenen zwei Jahre. Diese sei kein Schlingerkurs gewesen, vielmehr seien die Ideen aus dem Saarland heute bundesweit Standard in der Corona-Politik. Damit meinte er vor allem die Ausrichtung auf die Hospitalisierungsrate. 

Das von der Ampel-Regierung vorgestellte Entlastungspaket hält Hans für wenig gelungen. „Am Ende ist ein wildes Sammelsurium herausgekommen und viele Menschen werden nicht entlastet“, sagte Hans. Die Vorschläge seiner Partei hätten klarere Lösungen gehabt und mehr Menschen entlastet. Hans sagte zudem, dass die Entlastungen nur auf seinen Druck gekommen seien. „Mein Video hat etwas ins Rollen gebracht“, sagte Hans. 

Angesprochen auf die im Saarland angekommenen Flüchtlinge sagte der Ministerpräsident, dass er die Menschen integrieren wolle. „Wir brauchen Fachkräfte“, sagte Hans. Er sei aber auch stolz auf die vielen ehrenamtlichen Initiativen im Saarland.

Hießerich-Peter kritisiert Kramp-Karrenbauer: „Vieles liegen gelassen“

Die FDP sieht im Saarland einen Wunsch nach Veränderung. Von der Bevölkerung bekäme man stets gesagt „Wir kommen nicht voran. Unser Land wird unter Wert regiert“, sagte FDP-Spitzenkandidatin Angelika Hießerich-Peter im ZDF. Mit Blick auf die Bundeswehr kritisiert die Spitzenkandidatin auch die ehemalige Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU). „Wir sehen, in welchen Zustand sich die Bundeswehr befindet. Auch eine Verteidigungsministerin aus dem Saarland hat vieles liegen lassen. Deshalb ist die Ausstattung der Bundeswehr in einem miserablen Zustand“, sagte Hießerich-Peter. 

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