Lafontaine und das Licht im Rathaus

Als er ein junger Bürgermeister war, sei er morgens schon um sieben Uhr zur Arbeit geeilt. Das hat Oskar Lafontaine diese Woche erzählt. So früh im Büro sei ihm aufgefallen, dass nicht alle städtischen Mitarbeiter so strebsam sind wie er. Von seinem Fenster aus habe er gesehen, dass nicht überall schon Licht brennt

Als er ein junger Bürgermeister war, sei er morgens schon um sieben Uhr zur Arbeit geeilt. Das hat Oskar Lafontaine diese Woche erzählt. So früh im Büro sei ihm aufgefallen, dass nicht alle städtischen Mitarbeiter so strebsam sind wie er. Von seinem Fenster aus habe er gesehen, dass nicht überall schon Licht brennt.Also habe er im Personalamt den Wunsch platziert, darauf zu achten, dass morgens alle pünktlich sind. Und so sei es geschehen. Schon bald brannten im Rathaus morgens früh alle Lichter. Zur Freude des Bürgermeisters und der Bevölkerung, wie Lafontaine damals mutmaßte.Weil er das toll fand, hat er es in einer Personalversammlung lobend erwähnt. Anschließend wurde er beiseite genommen und gefragt, ob er wirklich nicht wisse, "wie die das machen". Neu sei nämlich nur, dass der Erste, der ins Büro kommt, in allen Räumen Licht macht. Das habe ihn gelehrt, sagt Lafontaine: Im Rathaus muss man genauer hinschauen.Diesen Tipp gab der Mann, der von 1974 bis 1976 Bürgermeister, bis 1985 Oberbürgermeister war, seinem langjährigen Linkspartei-Büroleiter Harald Schindel. Der hat diese Woche sein Amt als Dezernent für Bürgerdienste, Sicherheit, Soziales und Sport angetreten. Tun wir also mal, was Lafontaine sagt, und schauen genau hin im Rathaus. Was auffällt: Der Linke Schindel ist nicht schlechter qualifiziert als sein CDU-Vorgänger Paul Borgard. Dass die Junge Union ihm mangelnde Bindung an Saarbrücken vorwirft, weil er noch im Hotel wohnt und erst zum 1. Oktober seinen ersten Wohnsitz von Berlin nach Saarbrücken verlegt, weil dann erst seine Traumwohnung frei wird, deutet eher auf die Kleinkariertheit des CDU-Nachwuchses hin. Was dagegen wirklich bedenklich ist: Die Linke sieht Schindel als ihren verlängerten Arm im Rathaus. Ein Dezernent ist aber dem Wohl der Stadt verpflichtet. Lafontaine könnte da zwar sicher unterhaltsame Geschichten von früher erzählen, aber Klientelpolitik zu betreiben und Parteigängern Jobs zu besorgen, steht nicht in Schindels Arbeitsvertrag. Sollte er dennoch die Stadt zur Beute der Partei machen wollen, würde das ein schlechtes Licht auf ihn werfen - egal um wie viel Uhr es im Rathaus angeknipst wird.

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