Kochendes Adrenalin

Baumholder. Samstagabend, 20 Uhr: 700 Zuschauer haben sich um einen achteckigen Käfig versammelt, der im Zentrum der Event Arena Baumholder steht. "Kombat Komplett" nennt sich die Veranstaltung, die hier stattfindet. Ein Mixed Martial Arts-Event (MMA), auch Free Fight oder Ultimate Fight genannt. Ein Sport, bei dem Techniken verschiedener Kampfsportarten erlaubt sind

Baumholder. Samstagabend, 20 Uhr: 700 Zuschauer haben sich um einen achteckigen Käfig versammelt, der im Zentrum der Event Arena Baumholder steht. "Kombat Komplett" nennt sich die Veranstaltung, die hier stattfindet. Ein Mixed Martial Arts-Event (MMA), auch Free Fight oder Ultimate Fight genannt. Ein Sport, bei dem Techniken verschiedener Kampfsportarten erlaubt sind. Tritt-, Knie- und Faustschlagtechniken ebenso, wie Würge- und Hebeltechniken.

Das Gros des Publikums sind Amerikaner. 25 Euro haben die überwiegend in Deutschland stationierten US-Soldaten gezahlt, um bei den insgesamt acht Kämpfen eine gute Show zu erleben. Gilt MMA in Deutschland noch als sehr umstritten, hat sich der Sport in den USA längst etabliert.

Laute Bässe begleiten die Sportler auf dem Weg in den Ring. Jeder wählt einen speziellen Titel, zu dem er in das umzäunte Achteck tritt. "Viele wollen DMX hören. Aber auch Dropkick Murphys und Slayer werden verlangt", sagt DJ Golden Child, der am Mischpult für den passenden Sound sorgt.

Die Kämpfe sind in der Regel auf drei mal fünf Minuten angesetzt, doch kaum ein Duell geht über die komplette Distanz. Rein von der Statur her wirken nahezu alle Athleten ebenbürtig, aber nicht selten ist ein Kampf frühzeitig beendet. Ein gut platzierter Tritt oder ein Schlag in die offene Deckung reicht oft schon aus.

Das gelingt auch Greg Nickels. Der 27-Jährige steht zum zweiten Mal im Ring. "Ich suche die Herausforderung und will gewinnen", sagt er kurz vorm Kampf. Als Ringer wolle er sich auf keinen Schlagabtausch einlassen, sondern seinen Kontrahenten, einen Jiu-Jitsu-Spezialisten, möglichst früh zu Boden zwingen und dort seine Stärken ausspielen. Dass es anders kommt, und er nach wenigen Minuten einen Lucky Punch (Glückstreffer) landet, ist nach dem Geschmack der Zuschauer. Mit lautstarken "Greg! Greg!"-Rufen feiern sie den Amerikaner, der in Ramstein bei der US Air Force stationiert ist. Natürlich kenne er die Vorurteile über MMA-Kämpfe, die von vielen als brutal angesehen werden, erzählt Nickels. "Aber es gibt Regeln, an die sich jeder hält. Auch wenn es im Ring hart zur Sache geht, wir Sportler wissen, was wir tun und respektieren und akzeptieren einander."

In der Tat wird nach Kampfende nicht weiter diskutiert. Das Imponiergehabe endet abrupt, die Kämpfer reichen sich fair die Hände. So hitzig die Stimmung im Publikum auch ist, so gesittet und diszipliniert geht es während der Pausen zu. Keine Spur von Aggressivität. Christopher Roberts wundert das nicht. Seit 2004 veranstaltet er MMA-Kämpfe unter dem Namen "Kombat Komplett".

Der ehemalige GI lebt mittlerweile als Zivilist in Deutschland und arbeitet als Ausbilder bei einer Sicherheitsfirma. "Bei jeder Abifeier gibt es mehr Probleme mit dem Publikum, als hier", weiß er aus Erfahrung. Die MMA-Debatte kennt er aus seiner Heimat. Dort wurde vor 20 Jahren ebenfalls über ein Verbot nachgedacht. "Mittlerweile ist Mixed Martial Arts in den USA so beliebt wie Boxen. Und in Deutschland wächst das Interesse ständig. Das ist auch wichtig, um den Sport noch populärer zu machen und ihm eine Lobby zu verschaffen", so Roberts. Etwa 30 Prozent der Karten habe er an Deutsche verkauft, vier der sechs VIP-Bereiche zu je 150 Euro wurden ebenfalls von Deutschen gebucht.

Gegen Mitternacht ist die Veranstaltung zu Ende. 700 Zuschauer machen sich friedlich auf den Heimweg, in der Halle beginnt der Abbau. Die Kämpfer stehen zusammen und unterhalten sich. Christopher Roberts ist zufrieden.

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