Keine Sintflut für den Garten Reden

Reden. Wer die Bahngleise im Blick hat, dem sticht in diesen Tagen nachts vielleicht eine hell erleuchtete Baustelle ins Auge. Sonst gibt es über der Erde wenige Spuren. Aber unter der Erde tut sich Eindrucksvolles. Im Auftrag der Industriekultur Saar (IKS) entsteht das neue Entwässerungssystem für den Garten Reden sowie die Redener Schloss- und Schachtstraße

Reden. Wer die Bahngleise im Blick hat, dem sticht in diesen Tagen nachts vielleicht eine hell erleuchtete Baustelle ins Auge. Sonst gibt es über der Erde wenige Spuren. Aber unter der Erde tut sich Eindrucksvolles. Im Auftrag der Industriekultur Saar (IKS) entsteht das neue Entwässerungssystem für den Garten Reden sowie die Redener Schloss- und Schachtstraße. In Abstimmung mit der RAG, die sich an den Kosten beteiligt. Der letzte Bauabschnitt läuft. Seit 2004 wird das Trennsystem für Abwasser sowie Regen- und Grubenwasser schrittweise umgesetzt: "Das veraltete System konnte nicht mehr saniert werden. Jetzt entsteht ein modernes, ökologisch orientiertes Trennsystem", sagt Sandra Meyer, IKS-Projektleiterin Reden, beim Ortstermin mit unserer Zeitung auf dem ehemaligen Grubengelände. "Wo alte Kanäle noch genutzt werden konnten, haben wir das getan. Wo nicht, haben wir neu gebaut oder hinzugefügt."

Sensibelste Phase

Das neue Trennsystem schließt das Abwasser an den Hauptsammler und die Kläranlage Sinnerthal an. Grubenwasser und Regenwasser fließen weiter in den Klinkenbach, allerdings nach der geothermischen Nutzung und Abkühlung im zukünftigen Wassergarten Reden (hier beginnen laut IKS die Bauarbeiten in Kürze).

Seit dieser Woche läuft die sensibelste Phase des Projekts: Die Entwässerungskanäle werden unter dem Bahndamm zur Bahnhofstraße durchgepresst. Alles erfolgt in Absprache mit der Deutschen Bahn, der RAG und der Gemeinde. In zehn Tagen wollen die Verantwortlichen durch sein. Bis dahin gilt Bereitschaft Tag und Nacht. Ein Havarie-Plan hängt aus. "Wassereinbruch" oder "Erdmasseneinbruch" fürchten Bautechniker Mark Lattermann von Dumont+Partner Neunkirchen und Wirtschaftsingenieur Thorsten Siebraße von KEN Neunkirchen aus Planungssicht am meisten. Meyer: "Es gibt eine ständige sicherheitstechnische und vermessungstechnische Überwachung durch autorisierte Ingenieurbüros im Bereich des Bahndamms." Lattermann: "Zweimal am Tag werden die Schienen kontrolliert, an kritischen Stellen auch noch einmal in der Nacht." Die Züge fahren uneingeschränkt.

Um die Durchpressung kümmert sich ein Tiefbau-Spezialist, die Firma Sonntag aus Bingen. Die kostenintensiven Maschinen laufen derzeit rund um die Uhr. Die reinen Baukosten dieses Bauabschnitts - also Durchpressung mit Start- und Zielbauwerk - belaufen sich nach IKS-Angaben auf 690 000 Euro netto. Die Menschen arbeiten ebenfalls 24 Stunden. Im Zwei-Schicht-Betrieb - von 7 bis 19 Uhr und von 19 bis 7 Uhr. Jeweils eine vierköpfige Kolonne. Lange Arbeitszeiten oder eisiger Schneeregen wie beim SZ-Besuch: "Alles kein Problem", schmunzeln Bohrmeister und Schichtführer Manfred Ebert. Unten in der Baugrube bedient in dieser Tagschicht Maschinist Danilo Rosentreter die Vortriebmaschine, die sich Meter für Meter unterm Bahndamm durchfrisst. Sie schafft Platz für die Rohrteile - jedes drei Meter lang. Diese wachsen mit extremem Druck zu einer Röhre. "Mit 80 bis 120 Bar", sagt Lattermann. "Zum Vergleich: Ein Autoreifen hat zwei Bar." Das losgelöste Erdreich wird über ein Förderband aus dem Tunnel transportiert. Oben wartet Baggerfahrer Holm Weser, bis Kollege Kevin von Dietzell die gefüllte Lore an seinem Ausleger festgemacht hat. Dann holt er die Lore aus der Grube und leert sie für neue Ladung.

Die eigentliche Durchpressung ist witterungsunabhängig. Hinterher bei den Betonarbeiten könnten Temperaturen unter Null aber schon bremsen. Fertiggestellt sein sollen die Arbeiten vom Start- bis zum Zielbauwerk nach Angaben der IKS Ende April. Dann kommt der Tag X: Das neue System löst in der Praxis das alte ab.

"Jetzt entsteht ein modernes, ökologisch orientiertes Trennsystem."

Sandra Meyer, IKS-Projektleiterin Reden

Auf einen Blick

Die Durchpressung unter dem Bahndamm zur Bahnhofstraße für das neue Entwässerungssystem Garten Reden und Redener Schloss- und Schachtstraße hat eine Länge von 78 Metern. Der Innendurchmesser misst 160 Zentimeter. Das Gefälle liegt bei knapp 17 Prozent. Im Einlauf kommen Gruben- und Regenwasser vermischt in die Röhre. Das Schmutzwasser fließt durch eine kleinere Abwasserleitung durch diese Röhre. cle

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