Neues Müllkonzept sorgt für Ärger

St Ingbert · St. Ingbert ist seit Jahresbeginn aus dem EVS (Entsorgungsverband Saar) ausgetreten. Der Stadtrat will damit langfristig Kosten sparen. Davon merken die Bürger aber bisher nichts. Mit dem ersten Gebührenbescheid gab es Erhöhungen.

 Die St. Ingberter sind aufgerufen, weniger Müll zu machen.Foto: Bernd Weiabrod/dpa

Die St. Ingberter sind aufgerufen, weniger Müll zu machen.Foto: Bernd Weiabrod/dpa

Foto: Bernd Weiabrod/dpa

Die Vorauszahlungsbescheide des ABBS (Abfall-Bewirtschaftungs-Betrieb der Stadt St. Ingbert ) sind verschickt, der Unmut und die Verunsicherung der Bürger steigen. Mehrere Leser haben sich in dieser Sache an unsere Redaktion gewandt, in den sozialen Medien wird das Thema heiß diskutiert, und es gab am vergangenen Wochenende einen Infostand, an dem die St. Ingberter Gruppe gegen die Müllpolitik eine Unterschriftenaktion startete, die am heutigen Donnerstag im Rahmen der Bürgersprechstunde dem St. Ingberter Stadtrat vorgelegt werden soll. Grund für die gestiegenen Müllgebühren ist vorrangig die Grüne Tonne. Im EVS wurde sie mit einer Jahresgebühr bezahlt. Die neue Struktur sieht vor, dass je nach Abholung und Gewicht abgerechnet wird. Derzeit sieht es für die Bürger danach aus, dass die Kosten in die Höhe schnellen. Teilweise berichten besorgte Bürger , dass sie bis zu 45 Prozent mehr vorauszahlen sollen als bisher.

Gerd Lang, Leiter des ABBS, erklärt im Gespräch mit unserer Zeitung: "Wenn sich jeder richtig verhält, wird er am Ende weniger bezahlen." Heißt: Wer seinen Müll strikter trenne als vorher, der habe die Möglichkeit, einiges an Barem, das er jetzt vorausgezahlt hat, wieder zurückzubekommen.

Im Gespräch mit unserer Zeitung betonen die Bürger , dass sie doch jetzt schon Müll trennten, wo es nur ginge. Bedeutet, dass sie nicht daran glauben, noch groß etwas einsparen zu können. "Der Bürger muss es ausbaden", sagt ein St. Ingberter. Auch die Aufmachung der Vorauszahlungsbescheide wurde kritisiert. Außerdem betonen einige, dass sie Abfall, den sie vorher in die Biotonne getan haben, nun wohl zur Kompostieranlage fahren, aber "dafür das Auto nehmen und Benzin verfahren" müssten. Lang holt weiter aus: "Wir haben einen Wirtschaftsplan. Die Gebühren müssen kostendeckend sein. Und auch der EVS hätte die Gebühren anheben müssen." Fest steht zunächst, dass sich nach dem Austritt aus dem EVS ein Minus von rund 300 000 Euro in der Haushaltskasse befindet. Das betont Stadt-Pressesprecher Peter Gaschott. Sowohl Lang als auch Gaschott verstehen, dass die Verunsicherung der Bürger groß ist. Lang: "Es geht um Fairness. Wir möchten lieber vorher als nachher informieren und verhindern, dass der Bürger nachzahlen muss."

Fakt ist: Hat der Bürger bisher pauschal für die Biotonne im Jahr 58 Euro gezahlt, so zahlt er jetzt 59,28 Euro, darin enthalten sind 120 Kilogramm Müll. Jedes weitere Kilo kostet 15 Cent. Für die Entleerung der Restmülltonne gilt: Die Basisgebühr einer 120-Liter-Tonne beträgt 71,28 Euro im Jahr. Das ist fast mit dem Wert des EVS identisch. Darin enthalten sind 48 Kilogramm Müll. Ab dann kostet jedes weitere Kilo 34 Cent, bisher hat es 31 Cent gekostet. Beim EVS waren Leerungen bis zu fünf Kilogramm kostenfrei, fortan kostet eine Leerung unter fünf Kilo so viel, als würden fünf Kilo geleert.

Im Gespräch mit unserer Zeitung sagt ein Bürger abschließend: "Dass die Gebühren für die Müllabfuhr teurer werden, damit haben die meisten gerechnet, dass es sich dabei teilweise um enorme Beträge handelt, hingegen nicht."

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