Großeinsätze fordern die Polizei

Saarbrücken. Deutschlands Bereitschaftspolizisten müssen immer öfter in andere Bundesländer ausrücken. Allein seit 2005 sind die jährlichen länderübergreifenden Einsätze von 89 auf 122 gestiegen, sagen Bundesstatistiker. Der Grund: Mehr Krawalle bei Fußballpartien

Saarbrücken. Deutschlands Bereitschaftspolizisten müssen immer öfter in andere Bundesländer ausrücken. Allein seit 2005 sind die jährlichen länderübergreifenden Einsätze von 89 auf 122 gestiegen, sagen Bundesstatistiker. Der Grund: Mehr Krawalle bei Fußballpartien. "Früher mussten wir nur zu Spielen der Ersten und Zweiten Liga - inzwischen kommen immer mehr Spiele auch der unteren Ligen dazu", sagte Klaus Werz, Chef der rheinland-pfälzischen Bereitschaftspolizei jüngst der Nachrichtenagentur dpa. Ähnliches berichtet auch Georg Himbert, Sprecher der Landespolizeidirektion des Saarlandes. "Wenn heute der 1. FC Saarbrücken gegen Homburg spielen würde, bräuchten wir ein Aufgebot wie bei einer Bundesliga-Spitzenpartie." Warum? Die gewaltbereiten Fans glauben, dass es leichter sei, in tieferen Spielklassen zu randalieren, vermutet Himbert.Die Rheinland-Pfälzer hat die wachsende Gewaltbereitschaft in den Stadien oder auch bei Demonstrationen rechter und linker Akteure besonders hart erwischt. Die Einsatzzeiten ihrer Bereitschaftspolizei hat sich bis 2010 auf jährlich 100 000 Stunden verdreifacht. Immer öfter brauchen sie deshalb auch die Hilfe der 106 Saarbrücker Bereitschaftspolizisten. Im Gegenzug sind auch die Anfragen ans Saarland in nur drei Jahren um ein Drittel gestiegen, bestätigt Himbert. Doch die Hilferufe aus dem Bundesgebiet blieben oft ungehört: "Wir haben nur eine Hundertschaft. Wir müssen deshalb stets abwägen, ob wir unsere Polizisten entbehren können. Wenn beispielsweise der FCS spielt, ist nichts zu machen."

Im Jahr 2010 erreichten die Saarbrücker insgesamt 117 Anfragen. Nur sechs Mal rückten die Beamten dann für insgesamt 8200 Stunden über die Landesgrenzen aus - davon drei Mal nach Rheinland-Pfalz. Die Nachbarn haben "Priorität", sagt Himbert. Zwischen beiden Ländern bestehe ein Abkommen, dass Einsätze bis zu 24 Stunden kostenlos sind. Bei Einsätzen darüber hinaus und in andere Bundesländer bekommen die beiden Länder stets eine Aufwandsentschädigung. Die sei, so Werz, "im Wesentlichen kostendeckend". Wie viel Euro genau, verraten die Polizisten nicht. "Die gewaltbereiten Gruppen können anhand der Summe errechnen, wie viele Polizisten und welche Ausrüstung wir bei Einsätzen normalerweise mitnehmen", sagt Himbert. Dieses Wissen sei gefährlich für die eingesetzten Beamten. Ungeachtet aller Gefahren, wenn es möglich sei, würden sowohl die Pfälzer als auch die Saarländer ihre Polizisten im Nachbarland abstellen, so Werz: "Es ist auch immer ein Akt der Solidarität." "Es ist auch immer ein Akt der Solidarität."

Klaus Werz, Polizei Rheinland-Pfalz

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