Glühweinduft liegt lecker in der Luft Geschäftswelt poliert ihr Image auf

Friedrichsthal/Bildstock. Wenn man sich der Weihnachtsfestmeile ums Friedrichsthaler Rathaus näherte, duftete es gleich nach Gebratenem. Dazu: Weihnachtsklänge und ein Hauch von Glühwein. Die SZ hat sich am Samstag ausgiebig auf dem zweiten Friedrichsthal-Bildstocker Weihnachtsmarkt umgesehen, denn seit letztem Jahr feiern die beiden Ortsteile zusammen

 Wenn jemand freigiebig ist, dann der Nikolaus auf dem Friedrichsthaler Weihnachtsmarkt. Foto: ane

Wenn jemand freigiebig ist, dann der Nikolaus auf dem Friedrichsthaler Weihnachtsmarkt. Foto: ane

Friedrichsthal/Bildstock. Wenn man sich der Weihnachtsfestmeile ums Friedrichsthaler Rathaus näherte, duftete es gleich nach Gebratenem. Dazu: Weihnachtsklänge und ein Hauch von Glühwein. Die SZ hat sich am Samstag ausgiebig auf dem zweiten Friedrichsthal-Bildstocker Weihnachtsmarkt umgesehen, denn seit letztem Jahr feiern die beiden Ortsteile zusammen. Jedes Jahr darf ein Ortsteil mit Ständen anrücken. Diesmal war Friedrichsthal dran. "Der Bildstocker Weihnachtsmarkt letztes Jahr war auch gut", sagte Besucherin Michele Ziegler auf SZ-Nachfrage. Die 14-Jährige war mit Anna Leo auf das Festpflaster gekommen. "Bestimmt treffen wir hier viele, die wir kennen", fügte diese hinzu. Und wenn man keinen kannte, kam man schnell ins Gespräch. Bei der Narrenzunft katholischer Vereine (NKV) Friedrichsthal wussten Rudolf und Marika Bach über die Weihnachtsmarktszene Bescheid. Das Paar erläuterte: "Bildstock hatte einen eigenen Weihnachtsmarkt, aber der war in den letzten Jahren wenig besucht. Jetzt wird gewechselt und hier das ist doch schön groß", sagte die 62-Jährige. "Das sind schon an die 20 Stände", fügte Ehemann Rudolf (66) noch hinzu. Rathauschef Rolf Schultheis bestätigte unter den Klängen des Posaunenchores der evangelischen Kirchengemeinde Friedrichsthal offiziell: "Wir haben rund 20 Vereine, die einen Stand haben und die Bedenken über einen gemeinsamen Weihnachtsmarkt haben sich zerschlagen."Spätestens beim Mistelzweig-Stand der zweien Altherren-Mannschaft der DJK Bildstock wurden diese familiären Töne angeschlagen. "Wir waren immer in Friedrichsthal dabei", wusste Bernd Klein am selbst gebauten Stand. Denn den "hat einer unserer Spezialisten geschreinert", so der 49-Jährige. Prächtige Mistelzweige fanden hier ihre Käufer. "Die haben wir bei Merzig gepflückt", hörte man von seitlich zurufen. "Der Erlös wird bei uns an die krebskranken Kinder in der Klinik Homburg gespendet", fügte Klein hinzu.

Nach "Grumbeerkieschelscher" duftete es ein paar Schritte weiter beim Häuschen vom "Gasthaus zum Heinz". Gerade war Chefin Heike Engelfried zum Kartoffelschälen verschwunden. "Die Chefin schält, ich brate. Und Apfelkompott gibt's auch dazu", gab Annerose Nicola zum Besten. Wer satt war, blieb beim Holzhäuschen des SC der Friedrichsthaler Fußballjugend hängen. "Wir waren von Anfang an dabei", erklärte die frühere Jugendleiterin Ellen Kühn. Von Anfang an bedeute seit 20 Jahren, denn solange gebe es in Friedrichsthal schon einen Weihnachtsmarkt, fügte Ehemann Roman Kühn an.

Die Kühns verkauften lustige Holzfiguren, modern und kunsthandwerklich - keineswegs gut gemeinte Bastel-Unfälle. "Dafür sitzt man schon mal sieben Stunden im Bastelkeller", erzählte Ellen Kühn stolz. Seit sieben Stunden war auch die Jugend vom THW Friedrichsthal auf den "Weihnachtsbeinen". Ihre Stand-Landschaft war ein kleines Dorf. "Wir haben ein Glücksrad, Seidenmalerei, Kaffee und Kuchen, Glühwein und Rostwürstchen", sagte Jugendbetreuer Sebastian Kopp. Der 21-Jährige ist mit Leib und Seele THW-ler und freut sich, dass der Verein seit längerem Zuwachs bekommt: "Wir sind mehr geworden, das liegt am großen Einzugsgebiet."Wohl sicher auch am Angebot. "Wir machen viele Projekte und üben, wie man im Ernstfall handelt. Bei uns braucht man Interesse an der Technik", meinte derweil Kollegin Kira Hillekum.Friedrichsthal. Besucher des Weihnachtsmarktes in Friedrichsthal durften sich am Samstag bis 22 Uhr nicht nur über ein buntes Angebot an den Ständen freuen, sondern auch über das "Mondschein-Shopping" in der Saarbrücker Straße. Die SZ hat in drei der Geschäfte reingeschaut. Das Schuhhaus Klein war Initiator des Ganzen. "Wir wollen gegen den Trend ,auf dem Dorf ist alles modrig' was tun", sagte Geschäftsführerin Vanessa Klein-Luxenburg gegenüber der SZ. Für den gut besuchten Laden hat sich die 34-Jährige was einfallen lassen. Denn bei Crémant, Knabberhäppchen und Plätzchen konnte man sich aufwärmen und mit dem Prozentewürfel an der Kasse sein Glück beim Kaufen versuchen, denn den Preisnachlass konnte man sich erwürfeln. "Man muss einfach was tun, um Stammkunden zu halten und für Friedrichsthal attraktiv zu bleiben", so Klein-Luxenburg. Neben dem Reisebüro in der Saarbrücker Straße und dem He-Cha-Modeshop gab es auch bei "Geschenke Batta" erst mal einen Glühwein umsonst. Der Geschenkladen verlängert seit Jahren schon wegen des Weihnachtsmarktes die Geschäftszeiten. Christine Batta ist seit 1970 Geschäftsführerin: "Meine Schwiegereltern haben 1932 mit dem Möbelgeschäft angefangen, 1998 hab ich auf Geschenke verkleinert", so die 61-Jährige. Dieser Tage findet man bei ihr Bilder des Friedrichstaler Hobbykünstlers Robert Görzel, der dort ausstellt. Gleich oberhalb strahlten Festdekoration und Sektgläser bei Juwelier Henninger dem Besucher entgegen. Wer dort reinschaute, bekam Prozente und Plätzchen bei Crémant und Hunderomantik. Denn der 14-jährige Schnauzer Harry gehört hier zum Inventar. "Diese Firma gibt es in Friedrichsthal schon hundert Jahre", erläuterte Rüdiger Kaiser. Der Geschäftsführer ist das dritte Mal mit verlängerten Geschäftszeiten beim Weihnachtstreiben dabei. "Es kommen weniger Leute abends, wenn der Markt alle anzieht", sagte er. "Das Mondschein-Shopping ist eine Eigeninitiative der Gewerbetreibenden, denn einen Gewerbekreis gibt es nicht mehr", so Bürgermeister Rolf Schultheis dazu. "Einen neuen Anlauf hierzu wäre unsere nächste Aufgabe", sagt der Rathauschef. ane

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