Fettnäpfchen vermeiden

Völklingen. "La Paloma ohe - einmal wird es vorbei sein!", schallt es durch den Stadtteiltreff Völklingen. Gitarrist Harald Trouvain gibt den Takt vor, das Publikum stimmt gerne ein. Mit dem Hans-Albers-Klassiker ist am Wochenende eine Ausstellung des Vereins Baris - Leben und Lernen eröffnet worden

 Fingerzeichen haben in anderen Kulturen unterschiedliche Bedeutung: (v. l.) Kadriye Eker mit "peace", Katharina Brückmann mit "okay", Hanne Kraus mit "heavy-metal"-Symbol. Foto: Jenal

Fingerzeichen haben in anderen Kulturen unterschiedliche Bedeutung: (v. l.) Kadriye Eker mit "peace", Katharina Brückmann mit "okay", Hanne Kraus mit "heavy-metal"-Symbol. Foto: Jenal

Völklingen. "La Paloma ohe - einmal wird es vorbei sein!", schallt es durch den Stadtteiltreff Völklingen. Gitarrist Harald Trouvain gibt den Takt vor, das Publikum stimmt gerne ein. Mit dem Hans-Albers-Klassiker ist am Wochenende eine Ausstellung des Vereins Baris - Leben und Lernen eröffnet worden. Ihr Titel: "Interkulturelle Fettnäpfchen - und was wir sonst noch so erfahren haben". Der musikalische Auftakt passt zum Thema. "Das Lied hat weltweit unterschiedlichste Bedeutung", erklärt Baris-Vorstandsmitglied Hanne Kraus. In Deutschland vermittelt die Musik Seemannsromantik, in Mexiko gilt La Paloma als Protestsong. Die Rumänen spielen das Lied bei der Beerdigung, in Sansibar erklingt es am Ende von Hochzeiten. "Singe nicht zur falschen Zeit am falschen Ort!", heißt eine Botschaft der Schau.

Dänen sind noch pünktlicher

Eine Gruppe von neun Wehrdener Frauen hat sich von Mai bis Ende September regelmäßig zusammengesetzt, Erfahrungen ausgetauscht und recherchiert. Erlebnisse von Frauen aus 30 verschiedenen Herkunftsnationen sind in die Sammlung eingeflossen. Dabei gab es so manche Überraschung. Wer hätte etwa gedacht, dass Dänen noch größeren Wert auf Pünktlichkeit legen als die Deutschen?

"Andere Länder, andere Sitten!", stellt man beim Betrachten der 17 Tafeln fest. Das gilt auch für die Begrüßung. Die Rituale reichen vom Händeschütteln über den sozialistischen Bruderkuss bis hin zum Nasenreiben der Maori. "Du hast einen Vogel!", meinen Westeuropäer, wenn sie mit dem Finger an die Stirn tippen. In den USA bedeutet die Geste das Gegenteil. Man zeigt damit an, dass jemand besonders klug gehandelt hat. Weitere Fettnäpfchen, die man umgehen sollte: In Malaysia droht Nacktbadern eine dreijährige Gefängnisstrafe. Öffentliche Berührungen oder gar Zärtlichkeiten zwischen Mann und Frau gelten in arabischen, asiatischen und vielen afrikanischen Ländern als unschicklich. Und in Indien liegen die heiligen Kühe zwar auf der Straße, aber nie auf dem Teller.

Über Fehltritte sprechen

"Es hat Spaß gemacht, und ich habe viel gelernt", berichtet Ausstellungs-Mitarbeiterin Salima Titi. Die Algerierin stärkte nicht nur ihre interkulturellen Kompetenzen, ganz nebenbei verbesserten sich auch noch die Sprachkenntnisse. Und das in vergnüglicher Atmosphäre. "Wir haben viel gelacht", erzählt Ernestine Heitz.

Und wenn man trotz aller Vorsicht doch mal im Fettnäpfchen landet? "Darüber sprechen!", empfiehlt Hanne Kraus. Fehltritte bieten Gelegenheit, sich besser kennen und verstehen zu lernen; "eine Welt ohne interkulturelle Fettnäpfchen wäre langweilig und fade." tan

Hintergrund

Das Ausstellungsprojekt läuft im Rahmen des Programms "Stärken vor Ort". Es wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, vom Europäischen Sozialfonds und der Stadt Völklingen gefördert. Die Ausstellung ist im Stadtteiltreff, Bismarckstraße 20, noch bis 21. Januar zu sehen. Ein kostenloses Begleitheft liegt aus. tan

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