Fettnäpfchen lauern überall

Kirkel-Neuhäusel. Sie lauern überall, die kleinen und großen Fettnäpfchen. Und sie können so richtig peinlich sein, im schlimmsten Fall als handfeste Beleidigung aufgefasst werden. Erst recht kann eine unpassende Bemerkung oder Handbewegung, die hierzulande noch als salopp durchgehen mag, in anderen Ländern gewaltig ins Auge gehen

Kirkel-Neuhäusel. Sie lauern überall, die kleinen und großen Fettnäpfchen. Und sie können so richtig peinlich sein, im schlimmsten Fall als handfeste Beleidigung aufgefasst werden. Erst recht kann eine unpassende Bemerkung oder Handbewegung, die hierzulande noch als salopp durchgehen mag, in anderen Ländern gewaltig ins Auge gehen. Für zwölf Frauen des im Völklinger Stadtteil Wehrden ansässigen Vereins "Baris - Leben und Lernen" war es eine Herausforderung, sich mit dem zu befassen, was weltweit noch so gut gemeint sein kann und dann voll daneben geht."Interkulturelle Fettnäpfchen" haben sie die Ausstellung überschrieben, die im Bildungszentrum der Arbeitskammer eröffnet wurde und dort bis 30. März zu sehen ist. 20 verschiedene Anlässe haben die Frauen aufgearbeitet und auf Wandtafeln thematisch zusammengefasst. Es gut meinen und damit auf die Nase zu fallen, das kann flott passieren. "Auf diese Idee hätte ich auch kommen können", sagte Professor Diether Breitenbach als Gastredner bei der Eröffnung. Interkulturelle Kommunikation habe immer schon sein besonderes Interesse gefunden. Die Quellen von Missverständnissen aufzuspüren, die beim Gegenüber ratlose Blicke oder gar Ärger hervorrufen, das verdiene Anerkennung.

Auch das Wissen um Missverständnisse und ganz besonders um deren Vermeidung sei ein Beitrag zur Völkerverständigung, sagte Breitenbach. So gesehen spielten die Frauen von Baris in Völklingen eine echte Vorreiterrolle. Hanne Kraus, von der das Layout der Bilder und der Broschüre dazu stammt, griff Beispiele heraus, wie wir uns trotz bester Absichten blamieren oder unser Gegenüber vor den Kopf stoßen können. Ein Exempel aus der Vielzahl von Gesten ist das Formen eines "O" mit Daumen und Zeigefinger. "Supergut heißt das bei uns", erläuterte Kraus. In Frankreich, gar nicht so weit hinter der Grenze, heiße diese Geste sinngemäß "war nicht so doll". In Italien gelte sie sogar als schwere Beleidigung.

Die witzig gemeinte Geste beim ZDF ("Mit dem Zweiten sieht man besser") kann in Großbritannien für richtig Ärger sorgen. "Das wird so aufgefasst wie bei uns der ausgestreckte Mittelfinger", warnte Kraus vor dem Gebrauch der Geste auf der britischen Insel.

20 Themenbereiche waren 20 Möglichkeiten, im Ausland in Fettnäpfchen zu treten und sich zumindest als unsensibel oder hinterwäldlerisch zu erweisen. Das gelte fürs Grüßen, für Blickkontakte, für das Verhalten bei Tisch oder für Pünktlichkeit, um nur Weniges herauszugreifen. Informationen aus 30 Ländern hätten die Frauen zusammengetragen, eine große Fleißarbeit, die Respekt verdiene, so Breitenbach und Kraus.

Zu den Fallstricken in anderen Ländern und Kulturen gehören auch Tabus, wie Hanne Kraus deutlich machte. Eine Amerikanerin, die in Saudi-Arabien einen Landsmann küsste, wurde des Landes verwiesen. Der Mann kam ins Gefängnis. In manchen Kulturen darf Essen nicht mit der linken Hand berührt werden, in anderen wird es als Beleidigung empfunden, wenn jemand mit den Fußsohlen auf einen Anderen zeigt.

Harald Trouvain rundete die eindrucksvolle Eröffnung mit dem Lied "La Paloma" ab. Auch dies werde im Ausland anders gewertet als bei uns. In Deutschland Symbol der Sehnsucht nach Meer und Seemannsromantik, wird es in Rumänien bei jeder Beerdigung gespielt, auf Sansibar gehört es zu jeder Hochzeit.

Zu besichtigen ist die Ausstellung nach Vereinbarung im Rahmen der Öffnungszeiten des Bildungszentrums der Arbeitskammer.

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