Erinnerungen an eine schreckliche Zeit

Hemmersdorf · An die Zeit von „Flucht und Vertreibung im Niedtal“ erinnert eine neue Ausstellung im Heimatmuseum Hemmersdorf. Sie war am Sonntag Teil der stark besuchten Saisoneröffnung 2013.

 Eindrucksvoll zeigt eine neue Ausstellung im Heimatmuseum Hemmersdorf die Zeit von „Flucht und Vertreibung im Niedtal“. Foto: Johannes A. Bodwing

Eindrucksvoll zeigt eine neue Ausstellung im Heimatmuseum Hemmersdorf die Zeit von „Flucht und Vertreibung im Niedtal“. Foto: Johannes A. Bodwing

Foto: Johannes A. Bodwing

Der Führer befiehlt, und Hunderttausende verlassen Haus und Hof. Das war im September 1939, als die so genannte "Rote Zone" links der Saar planmäßig evakuiert wurde.

Auch im Raum Siersburg blieben ganze Ortschaften fast menschenleer zurück, als die Bewohner in Sammeltransporten bis Thüringen verlegt wurden. 1944 folgte die zweite Evakuierung. Diesmal ungeordnet, und viele blieben zu Hause. Nach Hemmersdorf brachte die US-Armee damals deutsche Zivilisten aus der Kampfzone.

An die Zeit von "Flucht und Vertreibung im Niedtal" erinnert eine Ausstellung im Heimatmuseum Hemmersdorf. Erstmals gezeigt wurde sie zur Saisoneröffnung 2013. Informationen über die Zeit zwischen 1939 und 1944 hat der Vereinsvorstand zusammengetragen. Die reichen von historischen Fotos aus Niedaltdorf, Hemmersdorf und Fürweiler über Waffenfunde, Briefe von Kriegsgefangenen und Textmaterial bis zu Gegenständen des Kriegsalltags. "Das ist eine Laterne, wie sie bei der Verdunklung verwendet wurde", erklärt Vorstandsmitglied Johannes Monter beim Rundgang. "Die war so konstruiert, dass ihr Licht nur nach unten fiel."

Etwas weiter steht ein altes Fahrrad von 1939. Was aussieht wie die Querstange eines Herrenrades, ist ein seitlich befestigter Hydrantenschlüssel. Auf dem Gepäckträger sind ein Gewindeschneider und eine Rohrzange verstaut. "Das Dienstfahrzeug von Johannes Kröner", erklärt Monter. Der musste damals Wasserleitungen reparieren, wenn sie im Winter geplatzt waren oder ein Granattreffer sie beschädigt hatte.

Die erste Evakuierung 1939 endete nach der Kapitulation Frankreichs Mitte 1940. Viele Menschen fanden ihre Häuser zerstört vor. Doch Ursache dafür war nicht allein gegnerischer Beschuss. "Die haben Häuser auch absichtlich abgerissen", sagt Monter. "Für den so genannten Wiederaufbau." Damit sollten neue Strukturen in Landwirtschaft und Gesellschaft etabliert werden.

"Erst haben sie die Juden als minderwertige Menschen behandelt", weiß Monter noch aus eigener Erfahrung, "später waren wir Saarländer Bastarde. Weil fast jede Familie hier mit Franzosen verwandt war."

Johannes Monter selbst wurde als Jugendlicher zur Flak eingezogen und kam schließlich in französische Gefangenschaft. Seine Abneigung gegen den Krieg findet sich in zahlreichen Gedichtzeilen Erich Kästners, die in den Vitrinen hängen. Darunter "Was auch immer geschieht: Nie dürft ihr so tief sinken, von dem Kakao, durch den man euch zieht, auch noch zu trinken!"

"Flucht und Vertreibung im Niedtal" wird bis Oktober im Heimatmuseum Hemmersdorf gezeigt, sonntags 15 bis 18 Uhr.

museum-hemmersdorf.de.

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