Eleganter Eingriff statt Operation

Sulzbach. Die Einengung oder der Verschluss der Tränenwege ist eine gutartige, aber wegen des ständigen Tränenflusses sehr störende Erkrankung. Seit 1997 werden solche Patienten in Sulzbach in Zusammenarbeit mit der Augenklinik mit dem Ballonkatheter behandelt, als Alternative zu der bis dahin allein in Frage kommenden Operation

 Chefarzt Dr. Michael Keßler bei der Arbeit. Foto: SZ/Klinik

Chefarzt Dr. Michael Keßler bei der Arbeit. Foto: SZ/Klinik

Sulzbach. Die Einengung oder der Verschluss der Tränenwege ist eine gutartige, aber wegen des ständigen Tränenflusses sehr störende Erkrankung. Seit 1997 werden solche Patienten in Sulzbach in Zusammenarbeit mit der Augenklinik mit dem Ballonkatheter behandelt, als Alternative zu der bis dahin allein in Frage kommenden Operation.

In Sulzbach wird dieses Verfahren seit 1997 angewandt: Unter örtlicher Betäubung wird zunächst ein dünner Draht durch den Tränenabflusskanal am inneren Lidwinkel in den Ausführungsgang der Nase geschoben und aus der Nase herausgezogen. Anschließend wird der Ballonkatheter über diesen Führungsdraht durch die Nase in den Tränen-Nasen-Gang eingeführt und aufgedehnt. Der Tränenkanal ist dann meist wieder frei. Einige der Patienten erhalten zusätzlich einen Stent - ein Kunststoffröhrchen, das die Tränenwege bei elastischem Verschluss offen hält. Mittlerweile wurden rund 200 Patienten mit diesem radiologisch-interventionellen Verfahren behandelt. Die Erfolgsrate liegt nach Angaben der Klinik bei etwa 70 Prozent.

Die Behandlungsstrategie im Sulzbacher Knappschaftskrankenhaus sieht so aus, dass geeignete Patienten zunächst mit dem Ballonkatheter behandelt werden. Im Erfolgsfall entfällt die Operation. Bei Versagen der Methode operiert in der Augenklinik Prof. Dr. Ulrich Mester.

Der Ballonkatheter ist das Haupt-Arbeitsgerät des Radiologen bei der Öffnung von eingeengten und verschlossenen Blutgefäßen. Er wurde Anfang der 1970er Jahre von Andreas Grüntzig in Zürich erfunden und Anfang 1975 erstmals eingesetzt. Grüntzig war wegen seiner Erfindung für den Nobelpreis nominiert worden, hat diese hochverdiente Ehrung jedoch infolge seines Unfalltodes im Alter von 48 Jahren nicht mehr erlebt.

Chefarzt Dr. Michael Keßler arbeitet in der Klinik für Radiologie und Nuklearmedizin seit knapp 30 Jahren - davon 25 Jahre in Sulzbach - mit diesem aus dem medizinischen Bereich nicht mehr wegzudenkenden Katheter. Jedes Jahr werden in Sulzbach laut Krankenhaus Hunderte von Patienten erfolgreich behandelt. Dabei wird der sehr schlanke Ballonkatheter unter Durchleuchtung über eine Katheterschleuse in die Engstelle des Blutgefäßes geführt, dann mit hohem Druck (bis 20 bar) entfaltet, und schließlich über die Schleuse herausgezogen. Das Verfahren ist weitestgehend schmerzfrei.

Ursprünglich überwog die Behandlung der Becken-/ Bein- und Armschlagadern. Inzwischen ist auch die Behandlung der Bauchschlagader, der Nierenschlagadern und der Darmschlagadern zur Routine geworden. red/mh

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort