Einheimische erheben Einspruch

Hermann-Röchling-Höhe. Die Frau aus dem Nachbarort Bous, die gestern morgen in dem Völklinger Stadtteil eine kleine Besorgung macht, überlegt nicht lange: Die Hermann-Röchling-Höhe solle - "selbstverständlich" - wieder Bouser Höhe heißen, wie früher, vor 1956

Hermann-Röchling-Höhe. Die Frau aus dem Nachbarort Bous, die gestern morgen in dem Völklinger Stadtteil eine kleine Besorgung macht, überlegt nicht lange: Die Hermann-Röchling-Höhe solle - "selbstverständlich" - wieder Bouser Höhe heißen, wie früher, vor 1956. "Einspruch wegen Befangenheit und Nichtzuständigkeit", halten die Einheimischen heiter dagegen und behaupten, dass "gefühlt" drei Viertel der 1400 Bewohner gegen eine Namensänderung seien. Oder genau gesagt: Sie sind wohl nicht für eine Umbenennung, weil ihnen dies wie eine Kraftanstrengung vorkäme und suspekt wäre. "Es soll alles so bleiben, wie es ist", bringt Margret Gassner die Mehrheitsmeinung auf den Punkt. Sie lebt seit 16 Jahren hier und möchte nicht ändern, was nicht offenkundig nach einer Veränderung schreit. Regina Fellinger, Verkäuferin in der Bäckerei Pusse, sagt zwar, wie viele, "Bouser Höhe" (oder "Bouser Heh") , möchte den Statteilnamen Hermann-Röchling-Höhe aber erhalten. Das hat in ihren Augen nicht zuerst mit Respekt für Hermann Röchling zu tun (über den die Wenigsten Genaues wissen), sondern mit Achtung vor Dingen, die Bestand haben. Frau Fellinger ist dagegen, dass "heutzutage alles auf den Kopf gestellt wird", wenn es irgend einem in den Sinn kommt. Die Gewissensnot von geschichtsbewussten Zeitgenossen, denen Hermann Röchling nicht integer genug ist, erreicht mangels aktueller Dringlichkeit keine Breitenwirkung. Außenstehende wie der Wehrdener Michael Leer, der hier nur täglicher Passant ist, wissen gleich gar nichts von einer Diskussion im Ort: "Wird nicht jedem Unternehmer irgendwann unterstellt, dass er Unrechtes getan hat? Hat sich Hermann-Röchling-Höhe nicht bewährt?"Dieses Beharren auf Bewährtem ist für die Leute auf der Höhe eine Sache des Prinzips, so wie man kein Auto verschrottet, das noch Tüv hat und gut fährt. "Ohne Not ändert man nichts um", sagt auch Brigitte Mink, eine gebürtige Forbacherin, die seit 40 Jahren auf der Hermann-Röchling-Höhe lebt. Sie und ihr Mann haben bei der Umfrage von Günther Danninger, der sich für eine Umbenennung engagiert, mit "nein" gestimmt. Das ist sozusagen die Speerspitze der Opposition, vermutlich wird es so sein, dass die meisten Leute den Fragebogen unbeantwortet lassen. "Die Umfrage ist nicht seriös", beklagen die Kaffee trinkenden Frauen, da könne man ja nicht unterschreiben, und das Papier sei beliebig zu vervielfältigen und mit Kreuzchen zu versehen, das Ergebnis sei also nichtssagend. Myriam Pusse, die Bäckereichefin, die im Dorf groß wurde, muss aber doch ein gutes Wort für "Bouser Höhe" einlegen, und zwar aus lebenspraktischer Erwägung: Was von der Mehrheit der Leute Bouser Höhe gerufen werde, könne getrost auch offiziell so getauft werden. Einwand von Stefan Peter und den Kaffeetrinkerinnen: Zu teuer, die Ortschilder, die Briefbögen, die Einträge bei Behörden - "hat Völklingen keine anderen Probleme?"> Seite C 3: Weiterer Bericht

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