Ein historischer Weg mit einigen Rätseln

Neunkirchen. Für Regen und ungemütliche Temperaturen waren unsere gallischen Gefilde schon bei den Römern berüchtigt

Neunkirchen. Für Regen und ungemütliche Temperaturen waren unsere gallischen Gefilde schon bei den Römern berüchtigt. Wer trotz schlechten Wetters in den Ferien einen Ausflug in die Natur unternehmen will, der kann unter dem dichten Blätterdach des Historischen Wanderwegs Kasbruchtal größtenteils trockenen Fußes durch den Wald spazieren und dabei gleichzeitig über sagenhafte Hinterlassenschaften unserer Vorfahren rätseln. Seit 1920 wurden hier bei Grabungen Fundamente gallo-römischer Besiedlung aus dem ersten bis dritten Jahrhundert freigelegt, außerdem zahlreiche Gegenstände des damaligen Lebens.Hinweise auf die Fundorte stehen am Rand der idyllischen und schön angelegten Waldwege, die gerne zum Joggen, Gassi-Gehen oder Familienspaziergang genutzt werden. Benjamin und Silvia Feltes mit Töchterchen Jasmin sind begeistert von der grünen Lunge nahe am Stadtzentrum: "Hier ist einer unserer Lieblingsplätze. Bis in den Herbst hinein trifft man hier immer Leute."

Im Nordosten ragt ein sagenumwobener Sandsteinblock über das Tal, der schon so manche Fantasie beflügelte: "Ein Opferstein mit Blutrinne", tuschelte man - wahrscheinlicher jedoch ist die Theorie des antiken Steinbruchs mit Abspaltrinne. Nach wie vor ungelöst ist das Rätsel der "Jungfernstieg" genannten Felstreppe. Was lag auf dem Plateau, auf das sie führt? Ein Druidenheiligtum? Eine Mithras-Kultstätte? In unmittelbarer Nähe sind Brandgräber in eine Felsplatte eingelassen.

Die Treppe haben auch Maria Brüning und Tochter Christina schon auf einem ihrer Rundgänge besichtigt: "Der Weg ist wirklich schön, wir gehen hier sehr oft mit unserem Hund Ben spazieren." Doch was war hier einst, wo wir heute spazieren? Ton- und Rötelreste, Handstempel und Scheibenreste deuten auf die Töpferei, die in der Region damals blühte, und damit auf eine Handwerkersiedlung. Andere Funde, die im Museum für Vor- und Frühgeschichte in Saarbrücken zu sehen sind, lassen überlegen, ob man zu einem antiken Quellheiligtum pilgert. So etwa die kleine Bronzestatuette der Minerva, eine Weihgabe, mit der wohl einst jemand um Gesundheit oder ähnlichen Segen bat. Von Bedeutung ist auch der Fragmentfund einer etwa lebensgroßen bronzenen Panzerstatue des Cnabetius, einer Regionalgottheit, die bei der Romanisierung mit dem Kriegsgott Mars gleichgesetzt wurde.

Direkt am Wegesrand kann ein Hügel bestiegen werden, der als hoch eisenhaltige Schlacke identifiziert wurde. 1952 grub man hier die Schmelzzone eines fränkischen Rennofens aus dem siebten Jahrhundert und damit den ersten frühmittelalterlichen Schmelzofenfund im Saarland aus. Das Original ist im Foyer des Neunkircher Rathauses zu besichtigen.

Noch haben die zahlreichen Funde im Kasbruchtal zu keinem einheitlich rekonstruierten Bild der frühen Besiedlung führen können, doch mit Sicherheit halten die stummen Zeugen noch Hinweise bereit, die es zu Entdecken gilt.

Ausgangspunkte des etwa sechs Kilometer langen Wanderwegs sind die Landstraße L 114 zwischen Neunkirchen und Furpach in Höhe der Zufahrt zum ehemaligen Freibad Kasbruch oder der Parkplatz am Wasserwerk am Ortsausgang Wellesweiler. "Der Weg ist wirklich schön, wir gehen hier sehr oft mit unserem Hund Ben spazieren."

Maria Brüning

"Hier ist einer unserer Lieblings-

plätze. Bis in den Herbst trifft man

hier immer Leute."

Benjamin Feltes

Auf einen Blick

Führungen werden vom Wellesweiler Arbeitskreis für Geschichte, Landeskunde und Volkskultur einmal jährlich zu einem offiziellen Termin, aber auch nach Vereinbarung angeboten.

Die nächste offizielle Führung findet am Samstag, 24. September um 14 Uhr statt.

Zur Anmeldung für Führungen oder bei Fragen steht der Vereinsvorsitzende Hans Günther Sachs zur Verfügung unter der Telefonnummer (0 68 21) 4 16 33. ani

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