Dudweiler verliert Sonderstatus

Saarbrücken/Dudweiler. Nach knapp dreieinhalb Stunden teils heftiger Debatten stand gestern um 19.18 Uhr das Ergebnis fest: Bei 62 abgegebenen Stimmen, inklusive eines ungültigen Wahlzettels, votierten 35 Stadtverordnete für die Abschaffung des Dudweiler Sonderstatus, 26 waren dagegen

Saarbrücken/Dudweiler. Nach knapp dreieinhalb Stunden teils heftiger Debatten stand gestern um 19.18 Uhr das Ergebnis fest: Bei 62 abgegebenen Stimmen, inklusive eines ungültigen Wahlzettels, votierten 35 Stadtverordnete für die Abschaffung des Dudweiler Sonderstatus, 26 waren dagegen.Damit wird der Stadtbezirk ab der neuen Legislaturperiode, also ab 2014, nur noch einen ehrenamtlich tätigen Bürgermeister haben. Das Standesamt vor Ort fällt weg. Es wird Personal eingespart, und das Bürgeramt zieht um - von der Dudo-Galerie ins Rathaus (wir berichteten mehrfach).

Die Abstimmung gestern ging, wie zu erwarten, geheim vonstatten - gegen den Willen von CDU und FDP. Zuvor jedoch hatten in teils flammenden Plädoyers und vor vollen Zuschauerrängen einige Fraktionsmitglieder ihr Für und Wider hinsichtlich der Teilautonomie dargelegt. SPD, Linkspartei, Grüne und Freie Wähler kündigten erwartungsgemäß an, gegen den Erhalt der Teilautonomie stimmen zu wollen.

Wobei Gabriele Ungers innerhalb der Linkspartei eine Ausnahme bildete. Sie, die auch im Dudweiler Bezirksrat sitzt, tat Kund: "Meine Fraktion lässt mir die Freiheit, meinen Patriotismus auszuleben." CDU und FDP indessen kündigten an, für den Erhalt des Sonderstatus zu stimmen.

In der Congresshalle ging es am Dienstagabend zeitweise lautstark und sehr emotional zur Sache. Wobei sich heftiger Streit schon am Wahlmodus entzündete. Die CDU forderte vehement die namentliche Abstimmung, um den Bürgern sichtbar zu machen, wer im Rat welche Position einnimmt.

Rederecht im Stadtrat wurde Karin Schmidt erteilt. Die Sprecherin der "Bürgerinitiative (BI) Pro Dudweiler" appellierte eindringlich an die Stadtverordneten, ihrem Gewissen zu folgen: "Sie sind den Wählern verpflichtet, nicht der Verwaltung." 2000 von der BI gesammelte Unterschriften für den Erhalt des Sonderstatus überreichte sie danach Oberbürgermeisterin Charlotte Britz. Heftigen Applaus erntete Schmidt von den Zuhörern im Saal, die sich allerdings sehr diszipliniert verhielten und die Sitzung in keiner Weise störten. Saarbrückens Bürgermeister Ralf Latz legte derweil dar, dass sich für die Dudweiler Bürger spürbar nichts ändern werde. Und auch nicht für die vielen Vereine, die, nach den strukturellen Veränderungen im Stadtbezirk, weiterhin auf Unterstützung zählen könnten.

"Auf welches Spielzeug möchten Sie denn verzichten?" Mit solch nüchternen Worten in Richtung Dudweiler Publikum machte gegen Ende des Schlagabtauschs im Stadtrat Bernd Richter (Freie Wähler) ein ganz neues Polit-Fass auf. Er gab zu verstehen, dass bei Erhalt der Teilautonomie eines der beiden Dudweiler Schwimmbäder in Gefahr sein könnte. Weil halt gespart werden muss. Solche Äußerungen berühren höchste Empfindlichkeiten - im Stadtbezirk ohne Sonderstatus.

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