Dem Zoll ein Schnippchen geschlagen

Mariahütte · Selbstständig war Mariahütte nie, hat immer zu Braunshausen gehört. In dem von der Industrie geprägten Wohnplatz leben nur 37 Bürger. Aber es gibt dort gleich zwei Kirchen: ein evangelisches Gotteshaus und eine Marienkapelle.

Mariahütte. Mitten im Grünen und geradezu idyllisch liegt Mariahütte an der Landstraße zwischen Kastel und Nonnweiler. Es ist eine kleine Ansiedlung von Häusern, die sich rechts und links gruppieren. Bei der Durchfahrt kaum wahrzunehmen ist der große Betrieb der Firma Diehl. Der Industrie verdankt dieser Wohnplatz seine Existenz. Ein eigener Ort war Mariahütte jedoch nie gewesen. Immer hat er zum einen Kilometer entfernt liegenden Braunshausen gehört. Aber - und das macht Mariahütte zu einer Besonderheit - es gibt dort gleich zwei Gotteshäuser: eine evangelische Kirche und eine Marienkapelle. Beide haben eine interessante Geschichte, die es wert ist, erzählt zu werden.Bis Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg besuchten die evangelischen Christen des Amtes Nonnweiler (außer die von Schwarzenbach, die zur Kirchengemeinde Sötern gehören) die Gottesdienste, wenn sie nicht gerade in einem Schulsaal gehalten wurden, in der Mutterkirche in Hermeskeil. Dabei mussten sie die Zollstelle passieren und wurden oft von den Beamten auf Schmuggelgut kontrolliert. Das missfiel dem damaligen Pfarrer Szallies. Er hatte die Idee, im Nonnweiler Raum eine Kirche zu bauen. "Damit wenigstens nur einer gefilzt wird", soll der Geistliche damals gesagt haben und meinte sich damit selbst, wenn er von Hermeskeil aus zum Gottesdienst fährt. Nachdem die Firma Goma in Mariahütte ein Gelände zur Verfügung gestellt hatte, wurde am 2. September 1956 in Gegenwart von über 100 Gläubigen und Vertretern kirchlicher und weltlicher Behörden der Grundstein gelegt. Auf der Pergamenturkunde, die in eine Zinnkapsel eingeschlossen ist, steht: "…im Jahre des Herrn 1956 (…), im 103. Jahr nach der Erbauung der Mutterkirche Hermeskeil und im 99. Jahr nach der Gründung unserer Kirchengemeinde Hermeskeil legen wir dank der Gnade Gottes und vielfacher freundlicher Hilfe den Grundstein." Architekt war Baurat Vogel aus Trier, Maurermeister Otto Schmeier aus Sötern. Das kleine Gotteshaus, das bald fertiggestellt war, besitzt ein Altarbild aus Ton und eine Orgel mit vier Registern. Gottesdienste werden an jedem ersten und dritten Sonntag im Monat gefeiert. Auch Gemeindefeste finden regelmäßig drinnen und draußen statt.

Die Marienkapelle ist eine Gedächtniskapelle, die Susanne von Beulwitz, geborene Gottbill, nach dem Tod des letzten männlichen Nachkommens von Carl Gottbill, der die Mariahütte 1764 erworben hatte, errichten ließ. Sie besitzt einen ellipsenförmigen Grundriss. In der Kuppel befindet sich eine kreisrunde Öffnung, darüber eine doppelstöckige Laterne. Der Altarraum ist links mit einer Statue der Muttergottes mit Kind geschmückt. Rechts ist eine Gedenktafel angebracht, auf der zu lesen ist: "Sterblicher, der du diese einsame Kapelle betrittst, stehe still und bete für die Abschiedenen, deren Namen dir dieser Stein verkündet: Carl Gottbill, geb. im Jahre 1732, gest. den 2. Nov. 1799." Weitere fünf Namen stehen darunter. An dem Holzaltar ist ein Malteser Kreuz zu sehen. Vor zwei Jahren ist die Kapelle, die der Firma Diehl gehört, renoviert worden.

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