Das Ende der Gemütlichkeit
Der Stadtteilname "Hermann-Röchling-Höhe" bleibt vorerst. Die Mehrheit des Völklinger Stadtrats hat, wie berichtet, beschlossen, die Namensänderung von der Tagesordnung zu streichen. Und den Stadtteilnamen zum Thema einer Bürgerbefragung zu machen
Der Stadtteilname "Hermann-Röchling-Höhe" bleibt vorerst. Die Mehrheit des Völklinger Stadtrats hat, wie berichtet, beschlossen, die Namensänderung von der Tagesordnung zu streichen. Und den Stadtteilnamen zum Thema einer Bürgerbefragung zu machen. Eine Prognose, wie das Bürgervotum ausgeht, ist leicht: Viele Völklinger hängen offenbar am "Herrn Kommerzienrat" und möchten den Namen des einstigen Hütten-Chefs nicht missen.Freilich hat sich nun die Historiker-Einsicht herumgesprochen, dass Hermann Röchling ein glühender Nazi und ein zu Recht verurteilter Kriegsverbrecher war. So gibt es es kein gemütliches "Weiter wie gehabt": Die Stadt kommt um Erklärungen zu Person und Taten des Stadtteil-Namenspatrons nicht mehr herum. Öffentlich. Für jeden leicht zu finden; der Vorschlag von Oberbürgermeister Klaus Lorig (CDU), die Dokumentation in ein noch gar nicht existierendes Museum zu verlegen, greift zu kurz.
Die "Hermann-Röchling"-Verfechter haben zwar eine erste Rats-Abstimmung gewonnen. Aber den Stadtteil-Namenspatron einfach einen guten Mann sein zu lassen, ist nicht mehr möglich. Es kann auch nicht mehr angehen, dass Röchlings Porträt unkommentiert (!) in der Ehrenbürger-Galerie auf dem Rathausflur hängt. Zwar endet Ehrenbürgerschaft mit dem Tode, darauf hat Alt-OB Hans Netzer (SPD) schon vor Jahren hingewiesen. Doch diese - rein juristische - Sicht kann eine politische Auseinandersetzung mit Röchling und mit der Völklinger Stadtpolitik vergangener Zeiten nicht ersetzen.
Ihr müssen sich die Kommunalpolitiker stellen. Und nicht zuletzt die eigene Rolle überdenken: Umdrängt, umzingelt von lautstarken Demonstranten, blieb die parlamentarische Würde des Stadtrats auf der Strecke. Das darf ein gewähltes Gremium sich nicht bieten lassen - auch da gilt: Ende der Gemütlichkeit.
