Nüchterner Blick auf Geschichte befreit

Die CDU- und die SPD-Fraktion im Völklinger Stadtrat wollten dem Namensstreit um den Stadtteil Hermann-Röchling-Höhe ein Ende setzen: Sie haben sich darauf verständigt, den "Hermann" zu streichen. So soll der Stadtteilname nicht mehr an den - nachweislich zu Recht - als Kriegsverbrecher verurteilten ehemaligen Hüttenchef Hermann Röchling erinnern

Die CDU- und die SPD-Fraktion im Völklinger Stadtrat wollten dem Namensstreit um den Stadtteil Hermann-Röchling-Höhe ein Ende setzen: Sie haben sich darauf verständigt, den "Hermann" zu streichen. So soll der Stadtteilname nicht mehr an den - nachweislich zu Recht - als Kriegsverbrecher verurteilten ehemaligen Hüttenchef Hermann Röchling erinnern. Sondern an die ganze Familie Röchling, die für Hütte und Stadt eine große Rolle gespielt hat. Doch dieser Kompromiss hat den Namenstreit neu entfacht.

Dabei sind heftige Emotionen im Spiel. Es geht um Kapitel der Stadtgeschichte, deren Aufarbeitung jetzt erst beginnt. Dank privater Initiativen, die mit Stolpersteinen der NS-Opfer gedenken, die erinnern an die Zwangsarbeiter, die während der Nazizeit ihr Leben verloren. Das offizielle Völklingen hingegen hat, was den Umgang mit dunklen Seiten seiner Historie betrifft, enormen Nachholbedarf. Vom einstigen Ehrenbürger Adolf Hitler hat sich der Stadtrat zwar 1981 distanziert. Mit dem einstigen Ehrenbürger Hermann Röchling hat er sich aber nie befasst; falsch verstandene Loyalität zum Hütten-Patriarchen hat das bis heute verhindert.

Es wird Zeit, dass die Völklinger sich nüchtern der Vergangenheit stellen - um den Kopf frei zu bekommen für die Gegenwart. Der Völklinger Ortsrat hat das schon vorgemacht. 2010 befand er Erich Kolb, den früheren Chef der Fenner Harz-Fabrik, ausdrücklich als unwürdig, Namenspate einer Straße zu werden: Denn Kolb war verstrickt ins NS-Regime.

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