Das Grab eines Berühmten Ein Kaisersekretär auf Luxemburgs Liebfrauenfriedhof

Luxemburg-Stadt · Vor 100 Jahren starb Österreichs letzter Kaiser Karl I. auf Madeira. Sein letzter Sekretär Karl von Werkmann durchlebte daraufhin sehr bewegte Zeiten. Er war Häftling im KZ Dachau, wurde später im besetzten Wien von sowjetischen Truppen verhaftet, im Pariser Exil stellte ihn Otto von Habsburg als Sekretär an. Die letzte Ruhe fand der letzte Privatsekretär des letzten österreichischen Kaisers 1952 – in Luxemburg.

 Österreicher staunen über den Liebfrauenfriedhof in Luxemburg-Stadt: Hier ist das Grab von Karl von Werkmann, des letzten Sekretärs des letzten österreichischen Kaisers.

Österreicher staunen über den Liebfrauenfriedhof in Luxemburg-Stadt: Hier ist das Grab von Karl von Werkmann, des letzten Sekretärs des letzten österreichischen Kaisers.

Foto: Bodo Bost

Ähnlich wie deutsche Touristen überrascht sind, das Grab des „Hauptmann von Köpenick“ auf Luxemburgs größtem Friedhof zu finden, staunen Österreicher, wenn sie auf diesem Friedhof das Grab des Sekretärs ihres letzten Kaisers Karl I., der vor 100 Jahren am 1. April 1922 starb, finden. Baron Charles de Werkmann (*1878, †1951) wurde 1952 in Luxemburg beerdigt, weil er nicht ins bis 1955 sowjetisch besetzte Wien zurückdurfte.

Freiherr Werkmann von Hohensalzburg, so sein offizieller österreichischer Titel, folgte der gestürzten Habsburger Familie 1919 ins Exil zunächst in die Schweiz. Er war nach einer erfolgreichen Militärkarriere 1917 zunächst Leiter des kaiserlichen Pressedienstes geworden, ehe ihn der letzte österreichisch-ungarische Monarch Karl I. zu seinem Privatsekretär bestimmte. Mit einem Handschreiben Kaiser Karls I. vom 11. November 1918 wurde der in Salzburg geborene Werkmann mit dem Titel „von Hohensalzburg“ in den österreichischen Freiherrenstand erhoben. Am selben Tag verzichtete Kaiser Karl I. auf seinen Anteil an den Regierungsgeschäften. Als nach dem Ende der Monarchie in Österreich-Ungarn durch das Parlament von Deutschösterreich am 3. April 1919 die Aufhebung des Adels beschlossen wurde, verlor auch Freiherr Werkmann von Hohensalzburg das Recht zum Gebrauch seines Titels und wurde in österreichischen Medien fortan einfach als Karl Werkmann bezeichnet. Nach dem zweiten gescheiterten Restaurationsversuch von König Karl IV., wie Kaiser Karl I. in Ungarn hieß, im Oktober 1921 in Ungarn kam Baron von Werkmann am 28. Oktober 1921 zum ersten Mal nach Luxemburg. Denn dessen Regierung erlaubte die Einreise, er erhielt ein Aufenthaltsrecht und begann eine Biographie über Kaiser Karl zu schreiben, der wenige Monate später im Alter von 35 Jahren auf Madeira in Armut und Kälte an einer Lungenentzündung sterben sollte. Werkmann verbrachte die letzten Wochen am Sterbebett des Kaisers.

Nach dem Tod des Kaisers 1922 kehrte Werkmann nach Österreich zurück. Er setzte seine bereits in Luxemburg begonnene schriftstellerische Tätigkeit fort und engagierte sich führend in der legitimistischen Bewegung, die sich im Winter 1918/19 gebildet hatte. Werkmann brachte die Zeitschrift „Staatswehr“ heraus, und beteiligte sich mit der „Kaisertreuen Volkspartei“ an den Nationalratswahlen, blieb aber ohne Mandat. Er hielt Kontakt zu Kaiserin Zita und setzte sich publizistisch auch für Thronfolger Otto von Habsburg (1912-2011) ein. Am 19. August 1937 hielt Baron von Werkmann in Wien bei einer Kaiser Karl Gedächtnisfeier die Gedenkrede, in der er die Friedenssehnsucht des Kaisers herausstellte und verlangte, dass der Leichnam des Kaisers nach Wien überführt und sein Sohn Otto in Österreich ein Aufenthaltsrecht erhält. Nach dem Anschluss Österreichs an das nationalsozialistische Deutsche Reich wurde Werkmann am 14. März 1938 in Wien als einer der ersten von der Gestapo festgenommen und am 1. April 1938 mit dem „Prominententransport“ in das KZ Dachau gebracht, wo er mit dem späteren deutschen SPD-Vorsitzenden Kurt Schumacher eine Zelle bezog. Dass er überhaupt noch einmal das KZ lebend verlassen konnte, hatte er dem Kanzleichef Otto von Habsburgs, Graf Degenfeld, und einer Intervention des Luxemburger Prinzen Felix beim britischen Außenminister Lord Halifax zu verdanken, der sich bei den deutschen Behörden für seine Freilassung einsetzte.

Nachdem er bei Kriegsende in Wien von sowjetischen Truppen ebenfalls verhaftet worden war und einige Wochen in einem sowjetischen Gefängnis verbracht hatte, ging Karl von Werkmann 1946 ins Exil nach Paris. Dort machte ihn Otto von Habsburg zu seinem Sekretär. In seinen letzten Lebensjahren besuchte Freiherr von Werkmann oft die großherzogliche Familie in Luxemburg. „Unter den Intellektuellen und Journalisten Luxemburgs war er sehr geschätzt“, hieß es im Luxemburger Staatsbulletin vom Januar 1952. Er starb Heiligabend 1951 und wurde am 5. Januar 1952 auf dem Liebfrauenfriedhof von Luxemburg beerdigt. „Erzherzöge von Österreich und Prinzen von Luxemburg verneigten sich gleichermaßen vor seiner Bahre“, hieß es im Staatsbulletin weiter.

Seitdem die Luxemburger Großherzogin Charlotte 1919 Prinz Felix von Bourbon-Parma, den Bruder der österreichischen Kaiserin Zita, geheiratet hatte, verbanden die Luxemburger und die österreichische Monarchie enge Familienbande. Die Luxemburger großherzogliche Familie war mit der Habsburgerfamilie 1940 gemeinsam ins Exil nach Kanada gegangen, Kaiserin Zita zog nach ihrer Rückkehr aus Kanada bis 1962 zu ihrem Bruder Felix nach Luxemburg, ihren Lebensabend verbrachte sie in der Schweiz. Kaiser Karl I. wurde von der katholischen Kirche 2004 selig gesprochen; für seine Frau, Kaiserin Zita, die 1989 gestorben ist, wurde 2009 ein Seligsprechungsprozess eröffnet.

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