Am Römermuseum wird ab sofort Wein angebaut

Schwarzenacker. Kurz noch zu Capitolinus ein Becherchen Würz-Wein schlürfen und dann aus der Kneipe wieder hinaus ins mehr oder wenige harte Alltagsleben. So könnte es gewesen sein in der römischen Etappenstadt, die vor etwa 2000 Jahren in Schwarzenacker gegründet und 275 nach Christus von Alemannen zerstört wurde

 Bis die Stöcke am Römermuseum Trauben tragen, wird es noch dauern. Foto: dpa

Bis die Stöcke am Römermuseum Trauben tragen, wird es noch dauern. Foto: dpa

Schwarzenacker. Kurz noch zu Capitolinus ein Becherchen Würz-Wein schlürfen und dann aus der Kneipe wieder hinaus ins mehr oder wenige harte Alltagsleben. So könnte es gewesen sein in der römischen Etappenstadt, die vor etwa 2000 Jahren in Schwarzenacker gegründet und 275 nach Christus von Alemannen zerstört wurde. Heute sind hier nur noch Reste zu sehen, die erahnen lassen, wie sie damals gelebt haben in der Römerstadt im Keltenland. Wein jedenfalls, der gehörte dazu. "Römer und Wein sind ein verbundenes Thema", sagt Michael Emser, stellvertretender Leiter der Abteilung Denkmalpflege und Stadtgeschichte in Homburg. Dass Wein in Schwarzenacker getrunken wurde, ist ziemlich wahrscheinlich. Immerhin sei ein größeres Stück eines Doliums, ein großes Gefäß, in dem Wein mit Kräutern und Gewürzen versetzt wurde, gefunden worden. Darauf eingraviert war der Name Capitolinus. "Und danach haben wir dann die Taverne genannt."

Bei all diesem Hintergrund traf es sich gut, dass durch ein paar günstige Umstände nun wieder Wein auf dem Gelände des Römermuseums wachsen kann (wir berichteten kurz). Möglich machte dies eine Spende des Homburger Geschäftsmannes Enzo Vitolo. Als dem nämlich kürzlich eine größere Zahl von Rebstöcken aus Italien geliefert wurde, bot er Homburgs Beigeordneten für Kultur und Tourismus, Raimund Konrad, auch einige Pflanzen an. Dieser setze sich mit dem Leiter des Römermuseums und der Denkmalpflege, Klaus Kell, in Verbindung - und so kam der Wein nach Schwarzenacker. Eingepflanzt wurden die 24 Rebstöcke von Norbert Zimmer. Es handle sich um die alte rote Rebsorte Aglianico, die hauptsächlich im italienischen Kampanien, Apulien und in der Basilicata angebaut wird, teilte die Stadt mit.

Ganz neu ist die Idee mit dem Wein nicht, denn, sagt Emser, bisher haben vor dem römischen Umgangstempel schon zwei bis drei Reben gestanden. So genau könne man nicht sagen, ob bereits zur Römerzeit hier Wein angebaut wurde, erläutert er. Aber es gab durchaus schon früher Versuche in Homburg. So beschäftigte sich etwa das Kloster Wörschweiler am Klosterberg ebenso nachweislich mit Weinbau wie auch Christian von Mannlich am Karlsberg, erläuterte Kell. Auch von Philipp Jakob Siebenpfeiffer wisse man, dass er am Schlossberg, oberhalb der Lagerstraße, Weinbau betrieb. Und eines ist auch klar: Wenn es bei den Römern Weinbaugebiete gab, dann haben die Mönche diese weiter genutzt, ergänzt Emser. "Wenn etwas funktioniert, wird es auch dort weiter gemacht." So lässt sich zwar nicht abschließend klären, ob bereits im römischen Vicus im heutigen Schwarzenacker Wein angebaut wurde, wahrscheinlich ist es aber schon.

Und wie geht es heute weiter? Bei den 24 Rebstöcken soll es nicht bleiben, erläutert Emser. Es sei angedacht, dass nächstes Jahr noch einmal 25 hinzu kommen. Fernziel sind 100 Weinstöcke. Die jüngst gesetzten scheinen sich in Schwarzenacker jedenfalls wohlzufühlen. "Sie haben gut getrieben und ausgeschlagen. Mal sehen, wie sich das nächstes Jahr entwickelt." Zunächst soll daraus Traubensaft entstehen, wenn die Menge reicht, auch einmal echter Wein. Und für alle, die den Weg nach Schwarzenacker finden, werden Hinweistafeln angebracht, die das Keltern und die Trauben näher erklären.

 Am Römermuseum in Schwarzenacker wurden vor kurzem Weinreben gesetzt. Mit dabei waren Norbert Zimmer und Michael Emser (stehend, von links) vom Römermuseum, Enzo Vitolo, Raimund Konrad und Klaus Kell (vorne, von links nach rechts). Foto: SZ/Stadt

Am Römermuseum in Schwarzenacker wurden vor kurzem Weinreben gesetzt. Mit dabei waren Norbert Zimmer und Michael Emser (stehend, von links) vom Römermuseum, Enzo Vitolo, Raimund Konrad und Klaus Kell (vorne, von links nach rechts). Foto: SZ/Stadt

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