Als ein Herren-Haarschnitt noch 2,50 Mark kostete

Völklingen. Ungewohnt ist es für Ingeborg Hirtz nicht, im "Friseursalon Elke" an der Ecke von Post- und Gatterstraße auf dem Kundenstuhl zu sitzen, denn da ließ sich die 65-jährige Friseurmeisterin auch früher schon die Haare schneiden. Damals war sie dort zugleich die Chefin. Heute kommt sie als ganz normale Kundin in den Laden

 Ingeborg Hirtz (65, links) lässt sich nun von Nachfolgerin Elke Malleike (rechts) frisieren. Foto: Becker & Bredel

Ingeborg Hirtz (65, links) lässt sich nun von Nachfolgerin Elke Malleike (rechts) frisieren. Foto: Becker & Bredel

Völklingen. Ungewohnt ist es für Ingeborg Hirtz nicht, im "Friseursalon Elke" an der Ecke von Post- und Gatterstraße auf dem Kundenstuhl zu sitzen, denn da ließ sich die 65-jährige Friseurmeisterin auch früher schon die Haare schneiden. Damals war sie dort zugleich die Chefin. Heute kommt sie als ganz normale Kundin in den Laden. 42 Jahre lang hatte sie das Sagen, stand werktäglich - außer montags - an den Spiegeln und kümmerte sich um Männer, Frauen, Kinder und natürlich die Mitarbeiterinnen.Jetzt macht das Elke Malleike (45), die den Salon übernahm und ihm einen neuen Namen gab: "Ich heiße nun einmal nicht Hirtz und wollte den Namen daher nicht verwenden. Aber für die meisten Kunden wird der Salon immer der ,Salon Hirtz' sein. Das ist gar kein Problem", sagt sie. Sie weiß, dass der neue Name vielleicht Jahre brauchen wird, um sich durchzusetzen. Wichtig ist das aber nicht, denn im "Salon Hirtz" oder im "Salon Elke" ändert sich nicht viel.

Ingeborg Hirtz hatte in ihrem Berufsleben 50 Auszubildende. Elke Malleike war eine von ihnen. Sie begann schon 1982 und kennt den Betrieb und dessen Kundinnen und Kunden seit Jahrzehnten. Als der Seniorchef Rudolf Hirtz schwer erkrankte, vertrat sie dessen Frau Ingeborg schon bei der Leitung des Salons, und als die Pensionierung anstand, kam die Übernahme. "Das geht fließend weiter", sagt Malleike, die zwar ein wenig renoviert, das Geschäft aber wie gewohnt weiterführt. Zwei Aushilfen stehen ihr dabei zur Seite. Ausbilden wird sie nicht. Das sei durch die ungünstigen Berufsschultage unrentabel geworden. "Ich hätte mich nicht selbstständig gemacht, mit einem neuen Laden an anderer Stelle, aber hier geht ja alles wie gewohnt weiter", sagt sie und hält die Lage schräg gegenüber der Turnhalle für ideal. Der Salon bediene die umliegenden Wohngebiete, und gut parken könne man auch.

Ingeborg Hirtz hilft nicht mehr mit. Sie kommt als Kundin, denn mit der Rente kam für sie auch der berufliche Schnitt: "Man muss loslassen können", sagt sie. Sie habe den Salon abgegeben, das Haus verkauft und widme sich nun ihren fünf Enkeln und den vielen guten Bekannten. Mit Langeweile sei da nicht zu rechnen.

"Ich habe die Hochzeitsfrisuren für Cindy und Bert gemacht, als die noch in Völklingen lebten. Die Hütte hatte 15 000 Beschäftigte, viele kamen zu uns für einen Herrenhaarschnitt zu 2,50 Mark. Männer ließen sich noch rasieren und kamen jeden dritten Tag", erinnert sie sich an die Anfänge. Heute kommt niemand mehr für eine Rasur. Dafür wird gefönt, coloriert und frech geschnitten. "Obwohl, die Pilzkopffrisuren hatten wir früher auch schon", sagt die Ex-Chefin lachend und gibt sich bester Laune.

Mit der Rente enden 42 Berufsjahre in Völklingen, aber die 65-Jährige sprüht vor Optimismus und hat sichtlich Spaß am neuen Lebensabschnitt. "Auch wenn ich den erst noch sortieren muss", bekennt Ingeborg Hirtz. "Pilzkopf-

Frisuren hatten wir früher auch schon."

Ingeborg Hirtz

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