47 Laien-Schauspieler - fast so gut wie Profis

Manchmal ist es wie im Leben. Die richtigen Leute müssen sich treffen, um ein Projekt zum Erfolg zu führen, der Zeitpunkt und die Rahmenbedingungen müssen stimmen. Im Falle von Titania stimmte alles. Kulturamtschef und Volkshochschul-Leiter Karl-Heinz-Schäffner wollte mehr Kultur nach Völklingen bringen

Manchmal ist es wie im Leben. Die richtigen Leute müssen sich treffen, um ein Projekt zum Erfolg zu führen, der Zeitpunkt und die Rahmenbedingungen müssen stimmen. Im Falle von Titania stimmte alles. Kulturamtschef und Volkshochschul-Leiter Karl-Heinz-Schäffner wollte mehr Kultur nach Völklingen bringen. Dazu holte er vor zehn Jahren Jürgen Reitz, damals noch Schauspieler mit Engagement in Saarbrücken, und entwickelte mit ihm ein Theater-Konzept. Eine Theatergruppe bei der Volkshochschule anzusiedeln, war die Idee. Und eine Theaterreihe. Mit Jürgen Reitz kam ein Mann nach Völklingen, der eine ganze Reihe an Talenten in sich vereint. Er ist Perfektionist, professionell, er ist Regisseur und schreibt Stücke selber. Und er scheint einen ausgeprägten Instinkt für Inszenierungen zu haben. Für Kostüme, Bühnenbild, Dialoge, Dramaturgie. Die Titania-Leute spielen Komödie, Kabarett, Weihnachtssatiren wie "Früher war mehr Lametta" und danach "Oh je, du fröhliche", in deren Mittelpunkt der "noodelnde Baam" der Familie Breitlinger steht, aber auch so schwere Kost wie "Der gute Mensch von Sezuan" von Bertolt Brecht. Fürs Musical "Linie 1" holte Reitz eine ganze Schulklasse auf die Bühne, das Ensemble erhielt Gesangs- und Tanzunterricht, eine Band formierte sich. 1500 Zuschauer kamen zu den elf Aufführungen. Nur so lässt sich der Erfolg des Amateurtheaters erklären, das oft einzelne Stücke wegen großer Nachfrage wiederholen muss. Rekord war übrigens das Stück "Arsen und Spitzenhäubchen", das 17 Mal auf die Bühne kam.Einer, der seit Gründung des Theaters vor zehn Jahren dabei ist, bestätigt das. "Jürgen Reitz vermittelt richtig professionelles Spiel", berichtet Sascha Heißner, heute 29 und Rundfunkmoderator. Statt eine Schauspielschule zu besuchen, was er eigentlich vorhatte, ging er zu den Proben der VHS-Theatergruppe, weil ihn seine Mutter dort angemeldet hatte. Und hat es nicht bereut. Ganz nach dem Motto "Mitmachen kann jeder" fand das erste Treffen am 11. September 2000 im Multimediaraum im Alten Bahnhof Völklingen statt. Bühnen-Neulinge mussten bei Reitz erst mal die Grundfertigkeiten - Stimmbildung und Rollenstudium - erlernen. Dazu gab es im VHS-Angebot zwei Kurse à 15 Termine. Nach einem Jahr Training traten die Teilnehmer zum ersten Mal öffentlich auf. Beim Sommerfest der VHS im Bistro Jean M. im Pfarrgarten spielten sie Sketche. Den Namen Titania gaben sich die Schauspieler erst einige Monate später. "Diese Anfänge sind so bescheiden, dass es nicht einmal Bilder von dieser Premiere gibt", beschreibt die Festschrift.Die Kriminalkomödie "Schriftlich in dreifacher Ausfertigung" war für Titania das erste abendfüllende Stück. Feste Bühne wird das Zimmertheater im Alten Bahnhof. "Bei dieser Premiere im Jahr 2002 wird durch die schauspielerische Leistung und die schwungvolle Inszenierung deutlich, dass der VHS-Theaterkurs schon früh den Kinderschuhen entwachsen ist", notiert die Chronik.Herzlichen Glückwunsch zum Jubiläum - und auf die nächsten zehn Jahre!

Zur personIm Jahr 1977 kam der Moselaner Jürgen Reitz ins Saarland. Er brachte Schauspiel-Erfahrungen und -Begeisterung vom Schultheater mit und ging bei Hans Wewering, Leiter des Theaters Blaue Maus am Saarbrücker Beethovenplatz, in die Lehre. Zehn Jahre lang war Reitz Mitglied der Blauen Maus. Engagements an verschiedenen Saarbrücker Off-Theatern wie S'Irène, dem Theater im Leidinger und dem Echo-Theater folgten. hof

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