Saar-Bauern beharren auf EU-Geld

Saarbrücken. Die saarländischen Bauern wollen, dass die finanzielle Unterstützung der europäischen Landwirtschaft in der neuen EU-Förderperiode (2014 bis 2020) zumindest in gleicher Höhe wie bisher fortgeführt wird. Die Preise für Getreide, Milch oder Fleisch seien zwar gestiegen, "aber die Einkommen reichen noch immer nicht aus, um die Existenz vieler Höfe zu sichern"

Saarbrücken. Die saarländischen Bauern wollen, dass die finanzielle Unterstützung der europäischen Landwirtschaft in der neuen EU-Förderperiode (2014 bis 2020) zumindest in gleicher Höhe wie bisher fortgeführt wird. Die Preise für Getreide, Milch oder Fleisch seien zwar gestiegen, "aber die Einkommen reichen noch immer nicht aus, um die Existenz vieler Höfe zu sichern". Das betonten der Präsident des Bauernverbandes Saar, Klaus Fontaine und Geschäftsführer Hans Lauer (Fotos: Ruppenthal) in einem Gespräch mit unserer Zeitung.Die deutschen Landwirte hätten gegenüber ihren Kollegen in anderen Ländern mit großen Nachteilen zu kämpfen, obwohl die Preise für Agrarprodukte "von Spanien bis Bulgarien gleich sind". So liege beispielsweise der Dieselpreis in Luxemburg 25 Cent pro Liter unter dem deutschen. Die französischen Bauern müssten ebenfalls weniger Steuern für Diesel zahlen, als dies hierzulande der Fall sei.

Auch strenge Produktauflagen, die derzeit noch vor allem für Deutschland gelten, "verbessern die Situation der Verbraucher nicht", sagen Fontaine und Lauer. So sei den deutschen Betrieben seit dem Verbot der Käfighaltung für Hennen (Januar 2010) rund 30 Prozent des Eiermarktes verloren gegangen. Stattdessen würden günstige Eier aus polnischer Käfighaltung importiert. Die Eier für die industrielle Verarbeitung - und das sei die Mehrzahl - kämen häufig von osteuropäischen Farmen außerhalb der EU, wo die Hühner weiterhin in engen Käfigen leben. Diese Eier werden zu Nudeln, Fertigkuchen oder auch Süßigkeiten verarbeitet.

Die Beibehaltung der bisherigen EU-Förderung sei auch gerechtfertigt, weil die deutschen Bauern zahlreiche Umweltauflagen erfüllen müssten. "Für diese benötigen wir eine Entschädigung", sagen die Bauernvertreter. So müsse bei der Düngung der Felder ein bestimmter Abstand zu Gewässern eingehalten werden. Auch die Fruchtfolge sei bei der Bewirtschaftung der Flächen vorgeschrieben, Bäume und Hecken müssten erhalten bleiben, Bachläufe eingezäunt werden. Für den Pflanzenschutz sei außerdem ein Sachkunde-Nachweis vorgeschrieben, die Spritzgeräte müssten alle zwei Jahre vom TÜV kontrolliert werden.

Die Saar-Bauern begrüßen, dass in der Landwirtschaft die Vermarktung regionaler Produkte vorangetrieben werden soll. Die Vollversorgung mit heimischen Lebensmitteln könne jedoch nur in der Saison sichergestellt werden. Doch man erhofft sich davon auch Verständnis für die Arbeit der heimischen Landwirte - "Dass zum Beispiel schwere Erntemaschinen auch mal am Wochenende durch die Dörfer fahren müssen." Dem Ausbau der Bio-Landwirtschaft stehen Fontaine und Lauer offen gegenüber. "Das muss jeder Bauer selbst entscheiden." Dass die konventionelle Landwirtschaft jedoch inzwischen beim Wirtschaftsministerium angesiedelt sei und die Biobauern im Umweltministerium - "darüber sind wir nicht glücklich."

Meinung

Weiter Hilfe für Landwirte

Von SZ-RedakteurLothar Warscheid

Die deutsche Landwirtschaft erhält aus den Fördertöpfen der EU, des Bundes und der Länder 2,6 Milliarden Euro pro Jahr. Man kann sich fragen, ob diese Summe gerechtfertigt ist. Doch darin sind viele Leistungen enthalten, die man auf den ersten Blick nicht sieht. Gepflegte Kulturlandschaften, eine weitgehend intakte Umwelt oder bewohnte und in Schuss gehaltene Dörfer sind nicht zum Nulltarif zu haben. Landwirtschaft ist mehr als die Produktion von Lebensmitteln. Daher muss sie auch in Zukunft unterstützt werden. Das sichert die Vielfalt der Höfe sowie ein breites Angebot an regionalen Spezialitäten und hält das Landleben lebendig.

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