Sprache macht Kinder stark

Oberthal. Gespannt blicken sieben Augenpaare auf die Sprachberaterin Katja Stolle-Spieß. Vor ihr liegt ungeöffnet ein schwarzer Koffer. Was wohl da drin sein mag, überlegen Emma, Jannick, Vanessa, Mathéo, Eldin, Joel und Jasmin. Dann lüftet Katja das Geheimnis. Der Koffer enthält Kleidungsstücke und andere Dinge, die man täglich braucht. Ein Stück nach dem anderen holt sie hervor

 Joshua (links), Joel, Sprachberaterin Katja Stolle-Spies, Jasmin, Ayla und Louisa bei der Kleingruppenarbeit zum Thema "Was wir essen". Fotos: Kindergarten

Joshua (links), Joel, Sprachberaterin Katja Stolle-Spies, Jasmin, Ayla und Louisa bei der Kleingruppenarbeit zum Thema "Was wir essen". Fotos: Kindergarten

Oberthal. Gespannt blicken sieben Augenpaare auf die Sprachberaterin Katja Stolle-Spieß. Vor ihr liegt ungeöffnet ein schwarzer Koffer. Was wohl da drin sein mag, überlegen Emma, Jannick, Vanessa, Mathéo, Eldin, Joel und Jasmin. Dann lüftet Katja das Geheimnis. Der Koffer enthält Kleidungsstücke und andere Dinge, die man täglich braucht. Ein Stück nach dem anderen holt sie hervor. Die Kinder sollen die Stücke benennen. "Socken", "Schal" und "Rock" rufen sie nacheinander. "Sonnenbrille", "Handschuhe". Ein Kind ruft laut "Schlappen". Schauplatz ist der Katholische Kindergarten St. Stephanus Oberthal, Hintergrund das Sprachbildungsprogramm "Signal" des saarländischen Bildungsministeriums, das besonders Kinder und deren Eltern mit Migrationshintergrund anspricht. Es läuft im Oberthaler Kindergarten seit Oktober vergangenen Jahres. Er ist im Moment noch die einzige Einrichtung im Kreis, die sich daran beteiligt.Geht es nach dem Willen der Sprachberaterinnen Karin Zeiger und Katja Stolle-Spieß, soll sich das bald ändern. "Ideal wäre es, wenn eines Tages alle Kindergärten mitmachen würden", gibt sich Karin Zeiger optimistisch. Sie will nach und nach alle Kindergärten besuchen, das Programm vorstellen und es ihnen schmackhaft machen.

"Sprache macht stark. Wir wollen unsere Kinder unterstützen, ihre sprachliche Kompetenz so gut wie nur möglich zu entwickeln", sagte die Leiterin des Kindergartens, Gertrud Getrey, im Gespräch mit der SZ. "Im Vordergrund stehen dabei die sprachliche Verständigung und das behutsame Heranführen an Schrift und Text." Im Tagesablauf des Kindergartens seien die Erzieherinnen gehalten, den Förderbedarf jedes Kindes zu entdecken, auch wenn es ohne Migrationshintergrund ist.

Sprachberaterin Karin Zeiger, die mit ihrer Kollegin Katja Stolle-Spieß bis Ende 2013 im Oberthaler Kindergarten dieses Sprachförderprogramm des saarländischen Bildungsminsteriums "Signal" umsetzen wird, hat im ersten halben Jahr schon gute Erfahrungen gemacht. "Vieles ist in den Förderstunden ritualisiert - und die Kinder machen mit", erzählte sie. "Am Anfang wird immer das gleiche Lied gesungen. Und dann widmen wir uns einem bestimmten Thema. Das war jetzt gerade die Fastnacht. Nun folgt der Frühling. Aber auch die Körperteile und die Kleidung spielen eine Rolle." Die Eltern der Kinder hätten bei einer Gesprächsrunde viel Interesse an dem Sprachprogramm gezeigt. Nicht zuletzt profitierten sie selbst davon, wenn ihre Kinder ein einwandfreies Deutsch sprechen.

Der saarländische Bildungsminister Klaus Kessler (Grüne) sagte in seinem Grußwort zum Start des Sprachprogrammes: "Sprache macht Kinder stark. Sie eröffnet die Möglichkeit, sich einzubringen, Neues zu erforschen, miteinander zu sprechen und voneinander zu lernen. Das Programm eröffnet viele Chancen, die Weichen zum idealen Zeitpunkt richtig zu stellen."

 Veronika und Sprachberaterin Karin Zeiger.

Veronika und Sprachberaterin Karin Zeiger.

Wenn die beiden Sprachberaterinnen in Oberthal ihre Aufgabe erfüllt haben, ist das Sprachprogramm nicht zu Ende. Es wird vom Personal des Kindergartens weitergeführt. Denn immer wieder kommen neue Kinder dorthin. Zurzeit sind es 88, davon zwischen 15 und 20 mit Migrationshintergrund. "Dieser Prozentsatz hält sich bei uns schon seit Jahren", berichtete Gertrud Getrey.

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