Superstar ohne ordentliche (Begleit-)Musik

Zweibrücken · Wolfgang Amadeus Mozart würde sich womöglich im Grabe umdrehen, wenn er das Musical „Mozart Superstar“ anschauen müsste. Dem Werk fehlt nahezu alles, was die Opern des Salzburgers auszeichnet.

 Dunkle Gestalten greifen nach Mozart (Florian Hinxlage, Mitte). Anna Gösse (oben) überzeugte mit ihrem Operngesang. Foto: sedi

Dunkle Gestalten greifen nach Mozart (Florian Hinxlage, Mitte). Anna Gösse (oben) überzeugte mit ihrem Operngesang. Foto: sedi

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"Wäre Mozart auch heute ein Superstar geworden?", fragte etwas reißerisch das Programmheft zum Musical "Mozart Superstar", das am Sonntag in der Festhalle gespielt wurde. Doch erstens ist die Frage falsch, suggeriert sie doch, der Komponist sei schon zu Lebzeiten so verehrt worden wie heute Mick Jagger oder Adele - dem war allerdings nicht so. Und zweitens darf man zwar vermuten, dass Mozart mit seiner Genialität sich auch heute einen gewissen Ruhm erarbeiten könnte - doch sicher nicht mit jener Musik, die die 250 Besucher in der Festhalle geboten bekamen. Diese war nämlich eine Zumutung: Mozarts bekannteste Melodien bekamen da nicht nur deutsche Texte verpasst, das ginge ja noch durch, sondern eine lieblos am Computer zusammengefriemelte Unterlegung aus Synthesizern, E-Gitarren und bollerndem Schlagzeug, laut Programmheft "moderne Sounds und Rhythmen der heutigen Musik". Als modern galt solcherlei musikalische Pampe allerdings vielleicht vor 25 Jahren. Ganze vier Arrangeure und ein Ton-Designer zeichneten verantwortlich dafür - und zerstörten damit jegliche Leichtigkeit, die Mozarts Kompositionen doch so unverwechselbar macht.

Die Story ist schnell erzählt: Mozart pendelt zwischen Musik, Liebe, Geldnot und mangelnder Anerkennung hin und her, gegen Ende beginnt er zu husten und stirbt beim Verfassen des berühmten Requiems. Hauptdarsteller Florian Hinxlage konzentrierte sich hauptsächlich darauf, den Wolfgang Amadeus als Lebemann darzustellen; stimmlich blieb er blass. Besser machte das Steffi Regner als Mozarts Ehefrau Constanze, die ihrer Figur eindeutig mehr Leben und Bandbreite verlieh. Den meisten Applaus verdiente sich die ausgebildete Opernsängerin Anna Gössi, die die berühmte und anspruchsvolle Arie aus der Zauberflöte, "Der Hölle Rache kocht in meinem Herzen", mühelos meisterte. Lobenswert auch die Tanzeinlagen und die Kostüme, die für viel Buntheit auf der Bühne sorgten. Ansonsten fehlte dem Werk nahezu all das, was gerade Mozarts Opern auszeichnet: die Kombination von Anspruch und leichter Verständlichkeit, gewürzt mit einer ordentlichen Portion Schalk. Bleibt festzuhalten: Mozart wird nie in Vergessenheit geraten. Dieses Musical schon.

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