So lustig kann die Zeitungslektüre sein

Zweibrücken · Was wären die Zeitungen ohne ihre kuriosen Verschreiber, Fehler, unglücklichen Text-Bild-Kombinationen? Das Buch „Lepra-Gruppe hat sich aufgelöst“ vereint jetzt viele schöne „Perlen des Lokaljournalismus“.

Ein Szenenfoto des Films "Er ist wieder da" mit Oliver Masucci als Adolf Hitler und direkt darunter die Schlagzeile "Flüchtlingskrise wird wieder Chefsache". Natürlich war die Seite-eins-Optik des Tagesspiegels vom Mittwoch, 7. Oktober 2015, keine Nazi-Propaganda, sondern einfach ein unglückliches Layout - die Schlagzeile bezieht sich gar nicht auf das Bild. Was der Zeitung "Der Tagesspiegel" dieser Tage passiert ist, und weshalb sie im Internet jede Menge Spott kassiert hat, kommt so ähnlich jeden Tag vor. Die Rubrik "Hohlspiegel" auf der letzten Seite des Magazins "Der Spiegel" macht es seit Jahren vor: Dort stehen in jeder Ausgabe einige wenige Ausrisse meist journalistischer Texte mit verqueren Verschreibern und gar lustigen Sinnverdrehungen.

Auch die Facebook-Gruppe "Perlen des Lokaljournalismus" muss seit dem 28. März 2014 nicht befürchten, dass ihr der Stoff ausgeht. Deshalb hat Jörg Homering-Elsner gemeinsam mit Ralf Heimann jetzt eine ordentliche Ladung dieser "Perlen" in ein handliches, lustiges Büchlein gepackt (Heyne-Verlag), damit nicht nur die Leser der jeweiligen Zeitungen oder die Facebook-Nutzer sich an den Fauxpas erfreuen können, die da veröffentlicht wurden. Seien es die im Produktionsprozess als Arbeitsanweisung verfasste und später übersehene Bildunterschrift "Am besten macht den Bildtext jemand, der weiß, wer drauf ist", über verquere Text-Bild-Kombinationen (unter der Schlagzeile "Vier Pfeifen von der CDU " sind vier CDU-Politiker abgebildet, die eine Orgelpfeife gespendet haben) bis hin zur titelgebenden, doppeldeutig zu verstehenden Fauxpas-Überschrift "Lepra-Gruppe hat sich aufgelöst" oder schlichten Schreib- und Logikfehlern (gestohlen wurden bei einem Einbruch "Cdu-Rohlinge").

Wer die Fehler jeweils verursacht hat, ist geschwärzt. "Wir wollen hier niemanden auslachen", kündigen die Autoren im Vorwort an. Wie schnell dieser Schuss nach hinten losgehen kann, sieht man auch an einem Beispiel mit einem Zweibrücker Bezug. Unter der orthografisch schon suboptimalen Überschrift "Hohe Hürden für Flughafen-Kauf" berichtete eine Zeitung (nicht der Merkur) über das Aus des Zweibrücker Airports, der Käufer müsse eine "hohe zweistellige Summe" für den Flughafen aufbringen. Gemeint war wohl eine zweistellige Millionensumme.

Das Buch ist kurzweilig, animiert zu einem Lacher nach dem anderen, verliert aber beim mehrmaligen Durchblättern doch einiges von seiner Witzigkeit. Pannen passieren ständig weiter, daher dürfte die Fortsetzung zur aufgelösten Lepra-Gruppe nur eine Frage der Zeit sein.

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