Hauptausschuss mach sich für Veranstaltungsort stark Leidenschaftliches Plädoyer für Festhalle

Zweibrücken · Die Kulturstätte macht Jahr für Jahr Miese, aber der Hauptausschuss will sie nicht missen – man müsse stolz auf sie sein.

 Die Festhalle ist eine architektonische Augenweide. Doch als Veranstaltungsort ist sie nicht ganz so attraktiv. Im vergangenen Jahr fanden dort 98 Veranstaltungen statt, das heißt: An 268 Tagen stand die Festhalle leer.

Die Festhalle ist eine architektonische Augenweide. Doch als Veranstaltungsort ist sie nicht ganz so attraktiv. Im vergangenen Jahr fanden dort 98 Veranstaltungen statt, das heißt: An 268 Tagen stand die Festhalle leer.

Foto: pm/Lutz Fröhlich

Die Sitzung des Hauptausschusses begann mit einer guten Nachricht: „Ich lebe noch!“, erklärte Zweibrückens Oberbürgermeister Kurt Pirmann verschmitzt. Nach seinem mehrwöchigen Krankenstand leitete Pirmann gestern wieder die Sitzung. Aber das war es dann vorerst auch schon mit den guten Nachrichten – stand doch die Festhalle als erster Punkt auf der Tagesordnung. Die Kulturadresse hat im vergangenen Jahr kräftige Verluste geschrieben, nämlich 762 000 Euro (wir berichteten). Und für 2017 sieht es nicht besser auf: Hier wird der Verlust vermutlich ebenfalls wieder (wie fast immer in den vergangenen Jahren) rund eine dreiviertel Million Euro betragen.

Doch das nahm der Hauptausschuss keineswegs zum Anlass, um die Festhalle etwa kritisch zu hinterfragen. Es folgte vielmehr ein leidenschaftliches Plädoyer für die Einrichtung. Und dieses Plädoyer speiste sich in erheblichem Maße aus der Tatsache, dass Stadtsprecher Heinz Braun in der Donnerstag-Ausgabe des Pfälzischen Merkur eine kritische Anmerkung vorgenommen hatte. Es wäre wohl besser gewesen, man hätte die Festhalle zu Beginn der 2000er Jahre, als sie marode darnieder lag, abgerissen und stattdessen ein modernes Mehrzweckgebäude errichtet. Stattdessen habe der Stadtrat entschieden, das Gebäude für zehn Millionen Euro zu sanieren. Braun wollte damit nicht sagen, dass eine moderne Mehrzweckhalle nicht teurer als diese Sanierung gekommen wäre, in seiner Aussage schwang auch mit, dass ein modernes Gebäude ganz andere Nutzungsmöglichkeiten, eine andere Lebensdauer, geboten hätte.

Doch störte sich Walter Rimbrecht (SPD): „Ich habe größte Zweifel, dass ein Abriss der alten Festhalle und ein Neubau für die Stadt besser gewesen wäre. Zehn Millionen Euro – dafür bekommt man keine neue Festhalle.“ Rimbrecht erinnerte daran, dass die alte Festhalle vor der Sanierung, als sie noch von der VTZ betrieben wurde, 230 000 Euro Verlust gemacht habe. Ziehe man von den aktuell anfallenden Verlusten die Abschreibungen ab, seien die heutigen Verluste vergleichbar mit denen früherer Jahre. „Die Verluste haben wir damals hingenommen, ohne uns aufzuregen“, sagte Rimbrecht. Der Stadtrat habe damals praktisch einhellig die Sanierung der Festhalle gewünscht. Er kritisierte Braun: „Es ist nicht die Aufgabe des Pressesprechers, Entscheidungen des Stadtrats zu kommentieren.“

Die Stadt Zweibrücken solle stolz sein, dass sie die Festhalle mit ihrem jetzigen Erscheinungsbild habe. „Viele internationale Künstler, die dort auftreten, loben dieses schöne Gebäude. Wir sollten stolz auf diese Festhalle sein.“ Rimbrecht weiter: „Mein Appell ist: Lasst uns die Festhalle offensiv verteidigen. Das ist eine Halle, an der wir mit Herzblut hängen.“

Bürgermeister Christian Gauf plichtete bei: „Wir sind froh, dass wir die Festhalle haben!“ Gauf sagte, er habe sich vor der Hauptausschuss-Sitzung nochmals die alten Abstimmungsunterlagen aus dem Stadtrat angesehen: Das Gremium habe damals praktisch einstimmig für die Sanierung gestimmt, es habe lediglich zwei Enthaltungen und zwei Gegenstimmen gegeben.

Auch Ingrid Kaiser (FDP) übte Kritik an der Äußerung des Stadtsprechers: „Ich denke, die Zeiten sind vorbei, über Abriss oder Nichtabriss der Festhalle zu sprechen. Das sollte bitteschön auch so bleiben!“

Einstimmig wurde Oberbürgermeister Kurt Pirmann für den Jahresabschluss 2016 der Festhalle entlastet, einstimmig wurde beschlossen, dass die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft BRV aus Frankfurt am Main erneut den Prüfauftrag erhält.

In einem weiteren Punkt beschloss der Hauptausschuss einstimmig, dass ein runder Tisch mit Vertretern der Polizei und den Vorsitzenden der Ratsfraktionen eingerichtet werden soll. Dort diskutiert werden, an welchen Stellen in der Stadt mittels Videoüberwachung Straftaten verhindert werden könnten. Der Hauptausschuss sieht besonders den Exerzierplatz und den Busbahnhof als Plätze an, bei denen eine solche Überwachung anzuraten wäre. > weiterer Bericht folgt

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