Merkur-Serie: Ins Netz gegangen „Eltern vergessen, dass Kinder Füße haben“

Zweibrücken · Debatte über Verkehrschaos vor Schulen. Überfüllte Busse sind ein Motiv, Schüler mit Auto zu fahren.

 Symbolfoto

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Foto: dpa/Claus Felix

Der Merkur-Artikel über das Verkehrschaos vor Schulen in Zweibrücken und Contwig („Eltern sind oft uneinsichtig“) hat zu einer lebhaften Bürger-Debatte auf unserer Facebook-Seite geführt. Kontrovers, aber mit klarem Trend: Es sei falsch, dass Eltern ihre Kinder bis vors Schultor fahren – aus Verkehrssicherheits-, aber auch aus pädagogischen Gründen.

So schreibt Steve Miller: „Das Problem ist, dass jeder sein Kind in die Klasse fahren möchte. Anstatt dass die Kinder mal ein paar Meter laufen.“ Auch Tina Baumann meint: „Manche Eltern vergessen wohl, dass die Kinder gesunde Füße haben und durchaus in der Lage sein sollten, zu Fuß zur Schule zu gehen und für schwere Schulranzen gibt es mittlerweile Schließfächer zu mieten, zumindest mal am HHG.“

Sabine Gottmann rät: „Ich denke, dass da jeder mal in sich gehen sollte. Jedes Grundschulkind im Dorf kann laufen. Traut man es den Kurzen nicht zu, dann läuft man eben mit bis an die Schule. Meine Großen fahren mit dem Bus. Die wollen von mir gar nicht in die Stadt gefahren werden.“

Dagegen warnt Alexander Knoll vor dem „netten Onkel mit den Bonbons“. Alexander Hertel kontert: „Missbrauch passiert zu über 90 Prozent im Umfeld, Bekanntenkreis und Familie von Kindern.“

„Die Handys sind so schwer“, vermutet Klaus Lentz augenzwinkernd, warum Eltern ihre Kinder nicht laufen lassen. Marcus Günther macht einen praktischen Vorschlag, um den Verkehr vor Schulen zu reduzieren: „Macht eine Elternfahrgemeinschaft! Da heute fast jeder so einen Familienbus/Minivan fährt, passen dort bestimmt mehr als ein Kind rein.“

Es gibt aber auch einige Verteidiger der „Elterntaxis“. Oliver Semmler etwa schreibt: „Schaut euch einfach nur die überfüllten Schulbusse an, selbst Tiertransporter haben mehr Platz für ihre Passagiere und dazu kommen vollgepackte Ranzen mit einem Gewicht wo mancher erwachsene stöhnen würde. Wir fahren unser Kind.“

Die Schulbus-Situation sei „wirklich unerträglich“, räumt Jörg Concemius ein: „Während ein Privatmann 30 Euro zahlen muss, wenn er sich im Auto nicht anschnallt, transportiert man Schüler unangeschnallt und häufig stehend durch die Gassen und über Landstraßen.“ Andererseits „bringt das Verkehrschaos zu den Stoßzeiten vor den Schulen eine außerordentliche Gefährdung mit sich“. Thomas Jo sekundiert: „Am besten ist, wenn sie nur ,kurz’ warten, bis das Kind von der Schule kommt und dabei sowohl die Straße als auch die Lehrerparkplätze blockieren.“ „Oder sich vor die Einfahrt stellen, so dass man nicht rauskommt“, berichtet Jana Naundorf aus leidvoller eigener Erfahrung.

Jörg Concemius wundert sich über die Aussage des Stadtsprechers im Merkur, dass das hohe Verkehrsaufkommen nicht durch Regeln verhindert werden könne: „Die Einrichtung von ,Elternhaltestellen’ entschärft das Problem.“ „Wohl eher die Einführung von 250 Euro Strafe“, meint dazu Andreas Schneider. Auch Gabi Houy weist darauf Autofans darauf hin, dass zwar niemand Eltern verbiete, ihre Kinder zur Schule zu bringen: „Allerdings ist es verboten, in zweiter oder gar dritter Reihe zu parken. Es ist verboten, auf Fußgängerwegen zu parken. Es ist verboten, Rettungswege zu blockieren.“ An der IGS Contwig kämen „Eltern da oben den Berg runtergebretter, als würden sie vor jemand flüchten“, berichtet Daniela Bachmann.

Margit Hoffmann schreibt: „Die Ironie an der Sache ist doch, dass Eltern ihre Kinder geschützt und behütet bis ins Klassenzimmer fahren möchten, aber in Kauf nehmen, dass sie andere Kinder durch ihr Verhalten gefährden! Und dann nach Regeln schreien! Loslassen und Vertrauen ist die Regel. Wir ziehen Weicheier groß, die in der freien Wirtschaft nicht überlebensfähig sind!“

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