Glanz des späten Mittelalters: Ausstellung über Kaiser Karl IV.

Prag · In Prag wird an diesem Samstag eine glanzvolle Ausstellung über Kaiser Karl IV. eröffnet: ein deutsch-tschechisches Politikum. Die von Experten beider Länder kuratierte Schau porträtiert einen frommen Machtmenschen. Im Herbst kommt sie nach Nürnberg.

Das Gold glänzt den Besuchern entgegen in der prächtigen Reithalle auf der Prager Kleinseite: Reliquienschreine, Kronen, kostbare Tücher und historische Gemälde. Weil sich die neue Ausstellung dort mit Kaiser Karl IV. beschäftigt, einem der meistabgebildeten Menschen des Mittelalters, konnten die Kuratoren aus dem Vollen schöpfen. Die Schau, die an diesem Samstag eröffnet wird, ist aber keine Materialschlacht mit Artefakten, sondern eine spektakuläre Sonde in die Zeit vor exakt 700 Jahren. Damals wurde Karl geboren - jener Herrscher, der von Prag aus über weite Teile Europas gebot.

"Für uns Tschechen ist Karl IV. der 'Vater des Vaterlands'", sagte Jiri Fajt, der Direktor der Prager Nationalgalerie, bei einem ersten Rundgang durch die Ausstellung. "Wir möchten rekonstruieren, wie er wirklich war und in welcher Zeit er lebte. Das Ergebnis ist ein anderes Bild als jenes vom Regenten auf seinem Podest, das gern überliefert wird."

Weil der Kaiser in Nürnberg seine nach Prag zweitwichtigste Residenz hatte, haben tschechische und deutsche Ausstellungsmacher eng zusammengearbeitet - eine historische Premiere: Die Schau "Kaiser Karl IV. 1316-2016" ist die historisch erste bayerisch-tschechische Landesausstellung, die von Experten beider Seiten zusammengestellt wird. Von Sonntag an bis Ende August ist sie in der Wallenstein-Reitschule zu Prag zu sehen, ab dem 20. Oktober dann im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg. "Durch die Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern, die seit Jahren die Quellen zu Karl IV. erschließen, können wir jedes Ereignis in seinem Leben rekonstruieren", sagt Susanne Jaeger, eine der Kuratorinnen.

Hungersnöte und Pest

Und so beginnt die Schau mit einem Panoramablick auf die Zeit, in der der Kaiser hineingeboren wurde. Das 14. Jahrhundert war das "Jahrhundert der Katastrophen", wie es Historiker bezeichnen, geprägt von Hungersnöten, Überflutungen und der Pest. Unter diesen Vorzeichen baute Karl IV. seine Macht systematisch aus, bis er zu einem der bedeutendsten Herrscher des Mittelalters aufstieg. "Er war ohne Frage eine große Persönlichkeit", sagt der Ausstellungskurator Jiri Fajt von der Prager Nationalgalerie, "und wie alle Männer, die Geschichte geschrieben haben, hatte er Licht- und Schattenseiten. Wir wollen beide betrachten."

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