Tausendsassa sagt Tschüss
Zweibrücken · Nur wenige Politiker in Zweibrücken sind so populär wie Fritz Presl. 15 Jahre saß das SPD-Mitglied im Landtag. Es gab kaum einen offiziellen Anlass in der Rosenstadt, bei dem nicht „de Presl Fritz“ mit seiner jovialen Art für seine Partei und sich fleißig Pluspunkte sammelte. Im Pfälzischen Merkur blickt Presl zurück auf das Erlebte.
Friedrich Georg Presl - mit diesem Namen kann in Zweibrücken wohl kaum jemand etwas anfangen. Aber "de Presl Fritz", den kennt jeder. "Hans Dampf in allen Gassen" wird er auch gerne genannt, was es auf den Punkt bringt. Presl ist populär wie nur wenige andere Politiker in der Rosenstadt. Kaum ein Festakt in der Stadt, kaum ein Band, das es feierlich zu durchschneiden galt, kaum ein geselliges Beisammensein in mehr oder weniger offiziellem Rahmen ohne "de Presl Fritz", wie ihn viele nennen - und in diesem "de Presl Fritz" schwingt viel Sympathie mit. Das war wohl sein größtes Pfund als Politiker: Presl konnte die Menschen für sich gewinnen.
Nun ist der Zeitpunkt gekommen für den Tausendsassa, Tschüss zu sagen: Am 18. Mai konstituiert sich in Mainz ein neuer Landtag, diesmal in den Ampelfarben Rot, Gelb und Grün. Presl gehört diesem Landtag nicht mehr an. "Ich bin mittlerweile 71 Jahre alt, es ist gut", sagt er im Gespräch mit unserer Zeitung. 15 Jahre lang saß Presl, 1945 in Bayreuth als Friedrich Georg Presl geboren, für die SPD im Landtag.
"2001 rückte ich zum ersten Mal ein", blickt er verschmitzt zurück. Aber dieses "Einrücken" in den Landtag war kein Automatismus, Presl, bis dato Kulturamtsleiter der Stadt, hatte 2001 den Wahlkreis 46 Zweibrücken als Direktkandidat gewonnen, damals war er 55.
2006 schaffte er den erneuten Einzug in den Landtag als Direktkandidat ebenso wie 2011. Am "Presl Fritz" kam in der Rosenstadt einfach niemand vorbei. Das sorgte nicht nur für Beifall. Mancher neidete Presl seinen Erfolg. Ein allzu empfindsames Gemüt dürfe man in der Politik nicht haben, es werde ausgeteilt, man müsse auch einstecken können. Dank seiner Leidenschaft für Eishockey und vielen Einsätzen auf dem Eis (siehe auch "Hintergrund") lernte Presl, mit Nickligkeiten und auch ruppigerem Einsatz klarzukommen.
Was waren seine größten Erfolge, seine größten Niederlagen? Die Erfolge zählt der 71-Jährige strahlend auf: die aufwendige Renovierung der Festhalle für zwölf Millionen Euro, eine Vielzahl von Fördermaßnahmen für den Sport in Zweibrücken , der modernisierte Eingang zum Rosengarten. "Und ganz wichtig", ergänzt er, "das Hilgard-Center". Dank der Gewinnung des Investors Manfred Schenk - der Zweibrücker FDP-Politiker Walter Hitschler habe seinen Anteil daran - stehe "auf dem früheren Schandfleck" heute das Hilgard-Center - eine stark frequentierte Einkaufsadresse, die dafür sorgt, dass einiges von dem, was früher an Kaufkraft aus Zweibrücken abfloss, nun hier bleibt.
Und die Misserfolge? Presls Miene verfinstert sich. Nicht, weil Politiker grundsätzlich ungerne über Pleiten sprechen. Sondern, weil das, was nicht gut lief für die Rosenstadt, den 71-Jährigen, der mit Herz und Seele Zweibrücker ist, schmerzt.
"Der größte Nackenschlag in meiner politischen Karriere war das Aus des Zweibrücker Flughafens", erklärt er. Es habe ihm im Herzen weh getan. "Aber es gab keine Einwirkungsmöglichkeit", ist er sich gewiss, dass das Land das Aus nicht hätte verhindern können.
15 Jahre in der Landespolitik: Sind da Freundschaften entstanden? Presls Antwort ist überraschend emotionslos: "Es haben sich gute Bekanntschaften ergeben. Aber Freundschaften in der Politik? Ich bin Realist!" Seine Frau Ute tadele das manchmal an ihm, dass er nicht romantisch-verklärend, sondern realistisch auf das Weltgeschehen blicke, lächelt Presl.
Aber einen Politiker hat Presl doch ins Herz geschlossen. Für den früheren Ministerpräsidenten Kurt Beck habe er große Sympathie empfunden. Beck habe diese Sympathie zurückgegeben, erinnert sich Presl.
Nun also der Ruhestand . Wird ihm da nicht langweilig? "Ich habe bis jetzt immer alles hingekriegt, den Ruhestand werde ich auch hinbekommen", ist Presl überzeugt. Er ist seit 45 Jahren verheiratet mit seiner Ute, hat zwei Kinder und zwei Enkel - nun hat er mehr Zeit für seine Lieben. Und von der Politik muss Presl ja auch nicht gänzlich lassen: Er ist ja weiter im Stadtrat der Rosenstadt.
"De Presl Fritz", er bleibt Zweibrücken erhalten.
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Hintergrund Eishockey ist die große Leidenschaft von Fritz Presl. "1962 begann meine Karriere als Torwart beim HCZ", blickt der Zweibrücker zurück. Der HCZ (Hockey-Club Zweibrücken ) war Vorläufer des heutigen EHCZ (Eishockey-Club Zweibrücken ). 1965 tauschte Presl die Fronten und wurde Schiedsrichter in der Eishockey-Bundesliga. Er pfiff Begegnungen etwa in Mannheim, Köln, Krefeld und Düsseldorf. "Ich habe zum Glück wenig abbekommen", meint Presl mit Blick über seine Einsätze in einem Sport, in dem gerne mal die Fäuste fliegen. Aber was heißt "wenig abbekommen" - Prellungen seien normal gewesen, einmal donnerte Presl ein Puck an den Kopf. "Ich erlitt eine Platzwunde, die wurde genäht" - weiter ging's. Im Eishockey müsse man lernen, einzustecken. "Dieser Sport war eine gute Schule für die Politik", bilanziert Presl. 1982 beendete er seine Schiedsrichter-Karriere und engagierte sich bis 2003 als Schiedsrichter-Beobachter für den DEB (Deutscher Eishockey-Bund ). eck