Ausbildungsmarkt Zweibrücken Lieber Schulbank als Lehrjahre

Zweibrücken · Auch in der regionalen Wirtschaft fehlt es an Fachkräften. Das liegt auch immer stärker daran, dass sich immer weniger junge Menschen für einen Ausbildungsberuf entscheiden. Doch woran liegt das?

Nicht zuletzt, weil sehr viele junge Menschen ein Studium anstreben, fehlt es im Handwerk am Nachwuchs.

Nicht zuletzt, weil sehr viele junge Menschen ein Studium anstreben, fehlt es im Handwerk am Nachwuchs.

Foto: BECKER&BREDEL/Becker && Bredel

Mit der Energiekrise und den damit einhergehenden stark gestiegenen Kosten für Gas und Heizöl suchen viele Menschen nach Alternativen. Wer es sich leisten kann, setzt beim Heizen auf regenerative Energieformen. Gleichzeitig steigt die Nachfrage nach neuen Fenstern und Türen, denn dichte Gebäude verbrauchen in der Regel weniger Energie. Doch für den Einbau all dieser Dinge in den eigenen vier Wänden sind oft Handwerker gefragt, denn die wenigsten können die Arbeiten selbst erledigen.

Das Handwerk klagt jedoch seit einiger Zeit über einen Mangel an Fachkräften. Die würde man im Handwerk sogar liebend gerne ausbilden, allein es fehlt vielerorts an interessierten und gleichzeitig geeigneten Bewerbern. Mit der Folge, dass man den Mangel nicht abbauen kann. Das bekommen inzwischen auch die Kunden zu spüren: Nach Auskunft der Handwerkskammer Pfalz führt dies in einigen Gewerken dazu, dass Kunden schon mal über 12 Wochen warten müssen, bis die Handwerker für manche Aufträge anrücken können.

Wie die Azubi-Situation im Handwerk in der Region Zweibrücken ist, wollten wir zunächst von der zuständigen Regionaldirektion der Arbeitsagentur in Kaiserslautern wissen. Nach Beobachtungen der Arbeitsagentur ist die Lage in unserer Region nicht besser oder schlechter als in anderen Regionen in Rheinland-Pfalz auch.

Mit ein Grund dafür, dass sich immer weniger junge Menschen gegen eine Ausbildung entscheiden, dürfte darin liegen, dass viele heute lieber länger die Schulbank drücken. Ein Trend, den die Arbeitsagentur auch in unserer Region beobachtet: Die Jugendlichen würden eher zu höheren Schulabschlüssen der sogenannten Sekundarstufe 2 streben. Versuchen also eher Abschlüsse zu erreichen die ein Studium ermöglichen, etwa Abitur oder Fachabitur. Diese Haltung findet nach Ansicht der Experten auch die Rückendeckung der Eltern. Diese würden die Entscheidungen der jungen Menschen fördern, unterstützen und diese Abschlüsse sogar von ihnen einfordern.

Viele der jungen Menschen der sogenannten „Generation Z“ würden nach Ansicht der Experten vermehrt auf Arbeitsbedingungen achten. Die Generation lege zum einen Wert auf eine gewisse Sicherheit und zum anderen auch auf Kreativität. Dabei beobachte man allerdings gleichzeitig, dass viele Beruf beziehungsweise Ausbildung gerne vom Privatleben getrennt halten wollen. Auch spiele die Sinnhaftigkeit der beruflichen Tätigkeit für viele jungen Menschen eine zunehmende Rolle.

In der Beratung der Arbeitsagentur habe sich zudem gezeigt, dass man es mit einer „selbstbewussten Generation“ zu tun habe, die die eigenen Bedürfnisse bewusst wahrnimmt und achtet. Damit rücken natürlich auch die Arbeitsbedingungen stärker in den kritischen Fokus bei der Jobsuche. „Es ist eine gute Chance für Arbeitgeber, sich mit entsprechenden Rahmenbedingungen attraktiv zu machen.“ heißt es dazu von der Arbeitsagentur.

Der Mangel an Bewerbern bedeutet übrigens nicht, dass jede Bewerbung auf einen Ausbildungsplatz erfolgreich ist. „In der Praxis funktioniert dies nicht. Auch hier spielt der Trend zum höheren Schulbesuch eine Rolle. Aber auch individuelle Rahmenbedingungen, wie zum Beispiel fehlende Mobilität“, berichtet die Arbeitsagentur aus der Beratungspraxis. Manchmal scheitere eine Bewerbung schlicht daran, dass der Wohnort eines Jugendlichen zu weit von der Arbeitsstelle entfernt liegt.

Manchmal führen aber auch individuelle Hürden der Bewerber dazu, dass Lehrstellen in der Region unbesetzt oder begonnene Ausbildungen abgebrochen werden. Damit das seltener passiert, bietet die Arbeitsagentur eine Reihe von Unterstützungsmaßnahmen an. So bietet die Berufsausbildungshilfe etwa die Möglichkeit, finanzielle Unterstützung zu erhalten, wenn der Ausbildungsplatz zu weit vom Wohnort der Eltern entfernt liegt, um zu Hause wohnen zu bleiben.

Die Assistierte Ausbildung (AsA) bietet einerseits die Möglichkeit, Bewerber für einen Ausbildungsplatz vorzubereiten, für den die eigenen Qualifikationen des Interessenten nicht reichen. Für Auszubildende, die in der Ausbildung Schwierigkeiten bekommen, bietet die AsA außerdem gezielte Unterstützung an. Dazu stellt die Arbeitsagentur den AsA-Teilnehmern einen Ausbildungsbegleiter zur Seite. Die arbeiten mit den jungen Menschen außerhalb der Arbeitszeit ihre schulische Defizite auf und geben Hilfestellung bei Problemen im Betrieb.

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