Es fällt schwer, Fehler einzuräumen

Das Wort "Entschuldigung" ist eines der unangenehmsten Worte. Wer mag schon einen Fehler bekennen? Politiker haben damit besondere Schwierigkeiten. Sie wollen allwissend sein, sie beanspruchen eine Weitsicht für sich, die ihrer Meinung nach dem Volk abgeht. Aber auch die Journalisten, die die Arbeit der Politiker zu beurteilen haben, gefallen sich manchmal als allwissend. Demut ist eine Eigenschaft, die der geneigte Beobachter bei beiden Berufsgruppen oft nur mit Anstrengung zu erkennen vermag.

Bemerkenswert ist von daher ein Ausspruch von SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz in dieser Woche: "Auch wir haben Fehler gemacht. Fehler zu machen, ist nicht ehrenrührig. Wichtig ist, wenn Fehler erkannt werden, müssen sie korrigiert werden."

Egal, wie man zu Schulz steht: Dieser Satz verdient Respekt. Gerade wenn er aus der Politik kommt, in der immer mehr das Dogma der Unfehlbarkeit gilt. Dabei ist es die größte Narretei von allen, zu glauben, man selber mache keine Fehler.

Ein Fehler war auch die Zerstörung des Dollen-Henrich-Weges in Oberauerbach im März 2013. In einer Nacht-und-Nebel-Aktion wurden Geländer und Stufen herausgerissen. Auf unseren Bericht, dass die Stadt den zerstörten Weg endlich erneuern will, reagierte das Rathaus verschnupft: "Der Weg existiert weiterhin. Es wurden auf dem Weg Einbauten entfernt, die dort nicht hingehören." Es fällt der Stadt auch jetzt, vier Jahre später, noch immer schwer, einzuräumen, dass dieses Hauruck-Vorgehen ein Fehler war.

Die Stadt hatte gute Gründe, den Weg nicht so zu akzeptieren, wie er war. Im Falle eines Sturzes wäre die Haftungsfrage gestellt worden. Das Rathaus musste handeln. Aber nicht so ungestüm; den ehrenamtlichen Pflegern des Weges wurde vor den Kopf gestoßen. Es hätte anders kommuniziert werden müssen.

Unser Oberbürgermeister Kurt Pirmann kann dies ruhig einräumen. Nur, wer nicht arbeitet, macht keine Fehler. Pirmann ist ein Macher, der viele Dinge vorantreibt - was der Stadt zugutekommt. Wenn ihm mal ein Fehler unterläuft, ist das nicht ehrenrührig. Er muss nur manchmal anders kommunizieren.

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