Der Insolvenzverwalter soll's richten

Zweibrücken · Die Türen sind zu, die Kontaktmöglichkeiten gekappt, die Betreiberfrage schwer zu beantworten: Das Fitnessstudio Be Fit in der Hallplatzgalerie stellt die über 1000 Kunden derzeit auf eine harte Geduldsprobe. Nun verschafft sich ein vorläufiger Insolvenzverwalter Überblick.

 Diese Zettel hängen aktuell am Eingang. Fotos: Jan Althoff

Diese Zettel hängen aktuell am Eingang. Fotos: Jan Althoff

Geschlossen oder nicht - das ist hier die Frage. Seit Montag, 20. April, stehen die Kunden des Fitnessstudios "Be Fit" in der Hallplatzgalerie vor verschlossenen Türen. Zwar sieht man drinnen noch die Fitnessgeräte stehen, aber sonst keine Menschenseele. Schilder mit Hinweisen auf einen Wasserrohrbruch und zeitweise auf eine Insolvenz mit einer ins Nirwana führenden Handynummer sind alles, was den Kunden als Info-Happen bleibt. Wird das Studio wieder eröffnen? Was ist da überhaupt los? Die Suche nach Antworten auf diese Fragen gestaltet sich schwierig.

Seit längerem kein Kontakt

Ans Telefon geht niemand mehr, die Website www.befit-fitness.com/Zweibruecken verweist auf die Be Fit Fitness GmbH in Krefeld. Die Verwaltung dort erklärt auf Anfrage, dass schon mehrere Kunden wegen geschlossener Studios auch in Zweibrücken angerufen hätten, um zu kündigen. Allerdings gehöre Zweibrücken nicht mehr zu Be Fit. Vor vielen Jahren habe es eine Verbindung gegeben, aber "seit längerem" bestünde kein Kontakt mehr. Wer ist also der Zweibrücker Betreiber?

Ein Blick ins Handelsregister zeigt, dass für die Zweibrücker Hallplatzgalerie, Am Hallplatz 5-7, seit dem 26. Januar 2015 die Firma Mega Fit GmbH eingetragen ist. Ist sie der neue Betreiber? Nein, erklärt der Geschäftsführer auf Anfrage. Zwar habe er bis zum 31. Januar 2015 das Zweibrücker Be Fit Studio betrieben, allerdings habe er nun nichts mehr mit der Betreiberfirma zu tun. Er selbst führe unter dem Namen Mega Fit ein Studio in Wittlich und habe Zweibrücken als Firmensitz "ganz am Anfang" eingetragen, als noch nicht klar gewesen sei, ob und wie er wann Filialen betreiben werde. Über die Schließung des Zweibrücker Be Fits, die zu seiner Zeit nicht absehbar gewesen sei, sei er nur über frühere Mitarbeiter informiert.

Auf eine mögliche Insolvenz des Studios in der Hallplatzgalerie angesprochen, kann der Zweibrücker Amtsgerichtschef Klaus Biehl nichts sagen. Beim hiesigen Insolvenzgericht liege nichts vor. Biehl ist selbst Mitglied in dem Studio und sagt, dass im Februar die "Be Fit Süd GmbH" den Beitrag eingezogen habe, im März die "Wellness Saarbrücken GmbH", im April niemand mehr. Die Insolvenz muss allerdings beim Insolvenzgericht am Firmensitz angemeldet werden. Doch auch das Saarbrücker Insolvenzgericht weiß vergangenen Mittwoch nach eigenen Angaben nichts von der Insolvenz eines Fitnessstudio-Betreibers.

Dennoch führt die letzte verbliebene Spur nach Saarbrücken. Denn ein Schild am Studioeingang in der Hallplatzgalerie gibt den Mitgliedern bezüglich Fitnesskursen die "Wellness Company" als Ansprechpartner. Im Internet findet sich als deren Adresse die Saarbrücker Kossmannstraße 23. Laut Website wellness-company.net gehören zur "Wellness Company" neben Zweibrücken auch Studios in Merzig, Dillingen, Göppingen und Kaiserslautern. Die in die Saarbrücker Kossmannstraße 23 führende Nummer gewählt - der Ort stellt sich auch als vormalige Saarbrücker Sitz von Be Fit Süd heraus - will man vom geschlossenen Zweibrücker Studio nichts wissen. Eine Verbindung gebe es seit kurzem nicht mehr.

Spur führt nach Ratingen

Dafür ergibt eine erneute Suche im Handelsregister, dass am 8. April die "Wellness Saarbrücken GmbH" ihren Sitz von Saarbrücken nach Ratingen in Nordrhein-Westfalen verlegt hatte, Michael Hüther als Geschäftsführer ausgeschieden war. Neu eingetragen wurde Dr. Norbert Ludwig Johannes Greven, 86 Jahre alt, laut Handelsregister von 2005 bis 2006 Geschäftsführer der "Veritas Detektei und Ordnungsdienste GmbH" in Witten. Spannend: Auch bei besagter Detektei hatte er Hüther seinerzeit abgelöst.

Nun übernahm Greven die Geschäftsführung der Be Fit Süd GmbH von Hüther gleich mit. Auf Merkur-Nachfrage gibt er an, bei der Übernahme nichts von einem geschlossenen Studio in Zweibrücken gewusst zu haben. Er könne auch nichts zu den Übernahmegründen sagen, persönliche Gründe seien ausschlaggebend gewesen. Ehe er das Telefonat gehetzt wirkend beendet, verweist er für weitere Auskünfte auf die "Be Fit Süd GmbH" auf den vorläufigen Insolvenzverwalter Michael Bach von der Saarbrücker Kanzlei Heimes und Müller.

Dieser bringt endlich Licht ins Dunkel. Vergangenen Donnerstag sei er vom Saarbrücker Amtsgericht als vorläufiger Insolvenzverwalter eingesetzt worden, nachdem er vorher als Sachverständiger in der Sache herangezogen worden war. Momentan verschaffe er sich einen Überblick über die Gesellschafterstruktur der Be Fit Süd GmbH. Das Be Fit in Dillingen sei seit Mitte April geschlossen, das im baden-württembergischen Göppingen laufe weiter, weil der Vermieter einen Neubetreiber eingesetzt habe. Auch Merzig laufe derzeit fort. Warum hat das Saarbrücker Amtsgericht eigentlich ihn eingesetzt, wo die Be Fit Süd GmbH doch zum 8. April nach Ratingen umgezogen ist? Bach: "Mehrere Insolvenzanträge gab es bereits wesentlich vorher."Was soll man als Be-Fit-Kunde angesichts der vorläufigen Insolvenz tun? Christian Gollner, der Rechtsexperte der rheinland-pfälzischen Verbraucherzentrale, empfiehlt, sich zunächst an den vorläufigen Insolvenzverwalter zu wenden, hier also Michael Bach, von der Saarbrücker Kanzlei Heimes und Müller. Gollner: "Dessen Stellung kann unterschiedlich ausgestaltet sein. Betroffene sollten sich bei ihm erkundigen, wer zur Entgegennahme von Kündigungen befugt ist."

Denn obwohl die Be Fit Süd GmbH Insolvenz angemeldet habe, würden die bestehenden Verträge nicht automatisch unwirksam. Gollner empfiehlt, dass Kunden dem Studiobetreiber zunächst per Einschreiben mit Rückschein eine Frist setzen sollten, innerhalb derer es wieder öffnen soll, um so das das Training wieder zu ermöglichen. "Die Frist sollte eine Woche betragen. Für den Fall, dass die Öffnung nicht möglich ist, sollten sie schon in diesem Schreiben die fristlose Kündigung erklären. Wer vorab Beträge eingezahlt hat, sollte diese zurückfordern", so Gollner weiter. Wer Beträge einziehen lässt, sollte seiner Bank entsprechend Bescheid geben; wer sie selbst überweist, dies ab sofort unterlassen. Wer glaubt, es liege hier ein Betrug vor, der könne auch mit einer Strafanzeige drohen. Generell habe die rheinland-pfälzische Verbraucherzentrale selten mit Insolvenzen von Fitnessstudios zu tun. Häufiger komme es vor, dass Online-Shops pleite gingen, bei denen Leute Produkte bestellt hatten und in Vorkasse gegangen waren, so Gollner.

www.verbraucherzentrale-

rlp.de/Pleiten-Pech-und-

Pannen-Was-tun-bei-

Firmeninsolvenzen

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