Integration Das Heimweh hört nie ganz auf

Zweibrücken · Die gelernte Kriminologin Jonalyn Keller kam vor 20 Jahren von den Philippinen in die Region.

 Jonalyn Keller erklärt ihre philippinschen Gerichte.

Jonalyn Keller erklärt ihre philippinschen Gerichte.

Foto: Cordula von Waldow

Konzentriert legt Jonalyn Keller letzte Hand an ihr Phlippino-Buffet, mit dem sie in regelmäßigen Abständen ihre Gäste in der Gutsschänke auf dem ehemaligen Trakehner-Gestüt Birkhausen verwöhnt. Ihr Augen strahlen. „Davon habe ich immer geträumt“, sagt die jugendlich wirkende 43-Jährige leise. Sie kocht leidenschaftlich gerne und noch lieber verwöhnt sie ihre Gäste.

Als die Anfrage von Birkhausen-Hofherr Uwe Schlote kam, war sie dennoch überrascht. Mutig wagte sie den Sprung ins kalte Wasser, weil sie sich sofort in Birkhausen verliebt hat.

Seit sie vor wenigen Wochen gemeinsam mit ihrer Familie die Gastronomie auf Birkhausen zu neuem Leben erweckt hat, fühlt sich die Philippina in Deutschland noch ein Stück weiter angekommen. Vor 20 Jahren hat sie ein deutscher Radio-Redakteur von den Philippinen weg geheiratet und ins Saarland geholt. Der Journalist begleitete damals die Delegation von Bundeskanzler Helmut Kohl nach Manila und begegnete dort Jonalyn.

Die studierte Kriminologin blickt auf ein bewegtes Leben zurück. „Ich bin im Dschungel auf Mindanao, der zweitgrößten Insel der Philippinen, geboren“, erzählt Jonalyn Keller. Um auch weiter führende Schulen besuchen und studieren zu können, musste sie immer wieder zu anderen Verwandten ziehen, sich regelmäßig neu einleben. Das änderte sich auch an der Seite des Redakteurs nicht. „Ich bin so oft umgezogen, bestimmt 20 Mal“, rechnet sie.

Der Redakteur kehrte einen Tag später von Malaysia nach Manila zurück, wo Jonalyn 1997 lebte – um ihr einen Heiratsantrag zu machen. „Ich hatte nie daran gedacht, nach Deutschland auszuwandern“, erinnert sie sich. „Ich wollte Polizistin auf Mindanao werden, denn dort herrschte schon damals Bürgerkrieg zwischen Moslems und Philippinos. Dabei haben wir als Kinder friedlich miteinander gespielt.“ Das Heimweh, das nie aufgehört hat, ist in diesem Moment besonders deutlich zu spüren. Bei seinem dritten Besuch kurze Zeit später kam der Deutsche mit fertigen Visa und Papieren und nahm die 22-Jährige mit ins Saarland. Binnen eines halben Jahres sprach sie perfekt Deutsch, unterstützt durch einen Crash-Kurs und die Arbeit ihres Mannes. Sie erzählt: „Wir haben immer Nachrichten und politische Sendungen geschaut.“

2000 übersiedelte das Paar nach Teneriffa, wo Jonalyn vier Jahre lebte. Kurz lässt sie durchblicken, dass die Ehe trotz der beiden Söhne (1997 in Deutschland und 2005 auf Teneriffa geboren) unter keinem glücklichen Stern stand. Sie trennte sich und kehrte 2005 nach Saarbrücken zurück. Als Alleinerziehende mit zwei kleinen Kindern schlug sie sich als Hausangestellte durch, „wie viele meiner Landsleute in vielen Ländern“, sagt sie. Freunde, Bekannte und nette Nachbarn unterstützten die junge Mutter dabei. Mit ihrem neuen Lebensgefährten Roland Haben kam 2006 auch Glück zu Jonalyn. Sie begann, in der Gastronomie zu kochen. Immer wieder einmal besucht sie ihre Familie auf den Philippinen oder Freunde auf Teneriffa.

„Man darf nicht alles glauben, was die Nachrichten über unseren Präsidenten sagen“, meint die studierte Kriminologin. Rodrigo Duterte (der international für außergerichtliche Tötungen in der Kritik steht) habe mit zahllosen Drogenkartellen und massiver Beamten-Korruption aufgeräumt. Aktuell interessiert sie sich jedoch mehr dafür, wie sie die Original-Gewürze ihrer Heimat und typische Spezialitäten wie Kokosnüsse, Mangos oder die super scharfen Peperoni am besten bezieht. Und mit welchen kulinarischen Aktionen sie ihre Gäste noch erfreuen kann. Wenn es im Biergarten hoch her geht oder Veranstaltungen anstehen, packen auch die Kinder mit an, um Roland Haben im Service zu unterstützen. Jonalyn ist anzumerken, wie sehr sie ihre neue Aufgabe liebt. Und doch hat sie noch einen anderen Traum. „Eines Tages kehre ich in meine Heimat zurück.“

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