Zweibrücker Ex-Chefarzt Dr. Birk vermutet Plan hinter Schließung des Evangelischen Krankenhauses

Zweibrücken · Dieter Birk, früher Ärztlicher Direktor des Evangelischen Krankenhauses Zweibrücken, hat in der Einrichtung goldene Jahre und das jähe Aus hautnah mitbekommen. Mit dem Merkur sprach er über die Krankenhausschließung, eine mögliche Rückkehr als Mediziner in die Rosenstadt und die Idee einer Privatklinik in dem Gebäude am Himmelsberg.

 Professor Dr. Dieter Birk pendelt derzeit von Zweibrücken ins 190 Kilometer entfernte Bietigheim.

Professor Dr. Dieter Birk pendelt derzeit von Zweibrücken ins 190 Kilometer entfernte Bietigheim.

Foto: PM/Mattias Schneck

Die Nachricht schlug im Mai 2015 ein wie eine Bombe: Nach renommierten Chefärzten wie Dr. Peter Schiedermaier oder Dr. Matthias Stopp brach auch das Aushängeschild des Evangelischen Krankenhauses Zweibrücken, der Allgemein- und Viszeralchirurg Pro essor Dr. Dieter Birk, als Ärztlicher Direktor und chirurgischer Leiter Ende September 2015 seine Zelte in der Rosenstadt ab. Der Chefarzt wechselte als ans Krankenhaus Bie- tigheim-Vaihingen. Das Ende des Evangelischen ist bekannt: Es hielt sich dümpelnd noch ein Jahr und ist heute Geschichte.

Hat Birk gerade noch rechtzeitig den Absprung geschafft? „Nein“, sagt er rückblickend im Merkur-Redaktionsgespräch. Er sei seit seinem Start in Zweibrücken 2001 stets offen für Neues gewesen. Schon 2014 habe er interessante Angebote abgelehnt. „Zu gehen war eine rationale Entscheidung – die emotionale wäre gewesen, dass ich bleibe“, so Birk, der bis heute in der Rosenstadt wohnt, beim TC Weiß-Blau Zweibrücken in der Tennis-Regionalliga aufschlägt und wöchentlich nach Baden-Württemberg pendelt. Auch habe ihn der Träger LVIM (Landesverein für Innere Mission in der Pfalz) nicht zum Abschied gedrängt. Anders als etwa bei Stopp: Ihm habe der LVIM „das Leben so schwerge- macht, bis er gesagt hat, der Zapfen ist ab“, so Birk. Auch Schiedermaiers Kündigung habe er nicht verstanden.

So mancher Patient aus Zweibrücker Zeit folgt ihm heute für Behandlungen nach Bietigheim. Es liege im Trend, dass man sich dort behandeln lasse, wo es die beste Versorgung gebe, und nicht mehr wie früher im nächstgelegenen Ort. Sein heutiger Arbeitgeber – das Krankenhaus Bietigheim-Vaihingen ge hört zum Verbund der Regionalen Kliniken Holding RKH – ist der größte kommunale Klinikträger in Baden-Württemberg, investiert zwischen 30 und 50 Millionen Euro pro Jahr in seine Häuser. Es gebe an jedem Standort ein Fachzentrum für alle Kliniken des Verbundes, etwa ein Diabetes- oder ein Adipositas- zentrum, für das Birk als Ärztlicher Direktor verantwortlich zeichnet.Die Struktur habe den Vorteil, dass man regelmäßig auch speziellere Eingriffe durchführt und in der Übung bleibt.

Doch auch in Baden-Württemberg verhindert die beste Struktur nicht, dass Krankenhäuser sterben. Eine Klinik des RKH-Verbunds sei geschlossen worden, eine kleinere solle folgen. Der Unterschied zur Situation in Zweibrücken laut Birk: „Da gibt es gleich Konzepte für eine wirtschaftliche Nachnutzung.“ Etwa das RKH Simulationszentrum in Vaihingen/Enz, in dem etwa Ärzte sich zur Übung in simulierte Notfallszenarien versetzen lassen können. Neben der medizinischen Tätigkeit sitzt Birk für die nächsten drei Jahre weiter im Präsidium der deutschen Viszeralchirurgie.

Diese Dachgesellschaft vereint Arbeitsgemeinschaften wie die der Adipositaschirurgie, der Birk vorsitzt, und sich etwa mit Zertifizierungsfragen, berufspolitischen Themen oder der Organisation des Jahreskongresses beschäftigt. Außerdem hält er als Professor weiter Vorlesungen an der Homburger Uniklinik und ist an gemeinsamen Forschungsvor- haben beteiligt. Aktuell konzentriere er sich voll und ganz auf seine Arbeit in Baden-Württemberg, betont Birk. Doch ist ein Comeback in Zweibrücken ausgeschlossen? Anfang Mai hatte der Ramsteiner HNO-Arzt Dr. Michael Schedler Pläne verkündet, im Ex-Evangelischen Krankenhaus eine deutsch-arabische Privatklinik, eine ambulante Augenklinik und eine „Facharztklinik“ mit niedergelassenen Ärzten einzurichten. Auch Birks Name fiel in dem Zusammenhang. Das stimme grundsätzlich, doch gebe es „kein aktives Involvement“, erläutert Birk.

Schedler habe ihn im Vorfeld angesprochenund um seine Einschätzung gebeten. Beide kennen sich, seit Birk in Zweibrücken zu praktizieren begonnen hatte. Schedler sei „ein Hansdampf in allen Gassen, der schon viele Projekte zu einem guten Abschluss gebracht hat“, sagt Birk, der die Pläne befürwortet: „Das Gebäude ist ein ungenutztes Juwel. Wennman in den OPs die Klimaanlage an- macht, kann es losgehen.“ Dass ein von Schedler beauftragter externer Gutachter grünes Licht in Sachen Brandschutz gegeben habe, bestätige ihn, dass entsprechende Probleme in der Sache in der Zeit des Evangelischen Krankenhauses medial aufgebauscht wurden. Birk fordert von der Stadt, den LVIM in die Pflicht zu nehmen, damit das Projekt zustande kommt. „Das würde die medizinische Versorgung verbessern und Arbeitsplätze schaffen.“ Der erfahrene Mediziner sieht in Zweibrücken einen Markt etwa für ausländische Patienten.

„Doch in Ballungsräumen gibt es schon viele solcher Zentren. In München, Frankfurt oder Stuttgart gibt es zu- dem Flughäfen. Wir sind hier ab vom Schuss.“ Könnte er sich vorstellen, in einer solchen Facharztklinik, so sie denn kommt, selbst zu praktizieren? „Ich will Zweibrücken nicht generell den Rücken kehren.“ Aktuell gebe es aber „keine konkreten Überlegungen“, antwortet der Mediziner. Denkbar würde es aber, wenn er vorzeitig in Ruhestand ginge. Aktuell ist Birk 57 Jahre alt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort