Alte Zweibrücker Entdeckergeister sollen Nachwuchs beflügeln

Zweibrücken · Wer hätte gedacht, dass in Zweibrücken einst für U-Boote getüftelt und die erste Dampfmaschine in der Pfalz gebaut wurde? Eine neue interaktive Führung im Stadtmuseum führt auf die Spur Zweibrücker Entdecker.

 Eine funktionierende Miniaturdampfmaschine, wie sie einst von Christian Dingler in Zweibrücken gebaut wurde. Foto: Katja May

Eine funktionierende Miniaturdampfmaschine, wie sie einst von Christian Dingler in Zweibrücken gebaut wurde. Foto: Katja May

Foto: Katja May

Gut gelaunt traten gestern 15 große und kleine Entdecker zur neuen Führung "Entdeckergeister" im Zweibrücker Stadtmuseum an. Anlässlich des "Tags des offenen Denkmals" startete die neue interaktive Führung, die sowohl Wissen über Zweibrücker Erfindungen vermittelt als auch vor allem junge Besucher zum Entdecken und Ausprobieren einlädt.

Die Führung setzt im 15. Jahrhundert an und hebt die Bedeutung des Buchdrucks für Zweibrücken hervor. 400 Jahre nach der Einführung des modernen Buchdrucks durch Johannes Gutenberg krönte der Zweibrücker Christian Dingler diesen Fortschritt mit der Erfindung der Kniehebelpresse. Damit konnten 200 Blatt Papier in einer Stunde gedruckt werden - ein enormer Gewinn. Für die kleinen Besucher illustrierte Museumsführerin Tanja Schwab die Vorteile von beweglichen Lettern mit einer kleinen Druckvorführung, bei der die Kinder selbst Hand anlegten. Im Porzellanraum des Museums überzeugten sich die Besucher dann von der Härte und Strapazierfähigkeit des Zweibrücker Porzellans. Messer oder anderes Besteck hinterlassen auf dem Porzellan keine Kratzer. Das Einwecken, wie viele es vielleicht noch aus Großmutters Zeiten kennen, hat seine Wurzeln ebenfalls in Zweibrücken : Zu Beginn des 19. Jahrhunderts gelang es dem gebürtigen Franzosen Nikolas Appert, Lebensmittel durch Erhitzen und luftdichten Abschluss in Glasbehältern und später in Dosen zu konservieren. Die Kondensmilch, die man sich morgens achtlos in den Kaffee gießt, stammt auch von ihm.

Zur Verdeutlichung des Grundprinzips von Dinglers Dampfmaschine erwartete die Besucher als Nächstes eine voll funktionsfähige Miniaturdampfmaschine. Gespannt warteten alle darauf, bis das Wasser im Zylinder erhitzt war und das angeschlossene Spielkarussell sich endlich zu drehen begann. Die extreme Geschwindigkeit des Karussells lässt dabei nur erahnen, wie viel Bewegung tatsächlich mit einer großen Dampfmaschine erzeugt werden kann.

Ein besonderer Höhepunkt für alle Besucher war die Demonstration des Kreiselkompass' von Hermann Anschütz-Kaempfe. Dieser arbeitet unabhängig von den Magnetfeldern der Erde und kann so auch in einem U-Boot oder anderen Räumen, in denen viel Metall ist, angewendet werden. Aufgrund seiner Beschaffenheit ist es möglich, den Kreisel auf einer gespannten Schnur tanzen zu lassen, wie Schwab beeindruckend zeigte.

Für die Geschwister Niklas und Luca Brill war es der erste Besuch im Stadtmuseum. Beide waren sichtlich begeistert. "Mich hat der Kreiselkompass am meisten beeindruckt", erklärte der neunjährige Luca begeistert. "Ich fand den Cartesischen Taucher am Besten", meinte sein elfjähriger Bruder: "Das war so lustig, wie der Teufel in der Wasserflasche auf und ab gehüpft ist!" Dieses Experiment basiert auf dem selben Prinzip wie ein U-Boot, das abtaucht und deshalb Wasser einlassen muss.

"Na dann hoffe ich, dass wir in ein paar Jahren Eure eigenen Erfindungen ausstellen dürfen", freute sich Schwab, den Entdeckergeist in den Kindern geweckt zu haben.

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