Liefers begeistert als Entertainer

Zweibrücken · Auch wenn er stimmlich nicht der Beste in seiner Band Radio Doria war – Jan Josef Liefers brachte das Publikum in der Zweibrücker Festhalle zum Kochen. Dazu trugen auch einige lustige Show-Einlagen bei.

 Kinder ans Mikrofon! Annabel, Emily und Tobias durften mit Jan Josef Liefers singen. Foto: sedi

Kinder ans Mikrofon! Annabel, Emily und Tobias durften mit Jan Josef Liefers singen. Foto: sedi

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Wie ist das nun mit den Schauspielern und Moderatoren, die sich auch noch als Sänger versuchen: Leben sie nur von ihrer schon vorhandenen Prominenz - oder besitzen sie musikalisch so viel Klasse, dass sie es auch allein in diesem Metier nach oben geschafft hätten? Die Palette reicht dabei von Herbert Grönemeyer , dessen Anfänge als Schauspieler fast schon vergessen sind, bis zu Reinhold Beckmann oder Uwe Ochsenknecht , denen der musikalische Durchbruch versagt blieb.

Jan Josef Liefers , der am Samstagabend mit seiner Band Radio Doria in der Zweibrücker Festhalle auftrat, liegt auf dieser Skala irgendwo in der Mitte. Den mit 600 Besucher gut gefüllten großen Saal konnte er zum Kochen bringen, die Töne traf er korrekt, seine Band spielte schnörkellos und charmant. Dennoch - wäre Jan Josef Liefers nicht der, der er ist, er hätte es wohl schwer im hart umkämpften Musikbusiness. Da fehlt einfach noch ein bisschen Originalität in der Stimme. Das fiel beim Konzert besonders an der Stelle auf, als Bassist Christian Adameit kurz Stings "Moon over Bourbon Street" anstimmte und sich dabei als Stimmwunder entpuppte. Auch glitt der Rockpop mit Liefers gefühligen Texten manches Mal ins Banale ab. Dafür bekam das Publikum einiges vom tollen Entertainer Liefers geboten: Direkt zu Beginn pickte er sich einen Saarländer und eine Pfälzerin aus dem Publikum und ließ beide einen Schmäh-Witz erzählen; dann forderte der Tatortkommissar diverse weibliche Fans zum Tanz auf, die er dann jeweils an einen Mann weitergab. An anderer Stelle erzählte Liefers mit viel schauspielerischem Einsatz die orientalische Rätselaufgabe mit den siebzehn Kamelen, die gerecht aufgeteilt werden müssen.

Bekanntermaßen unterstützt Liefers das Engagement seines Freundes Til Schweiger für Asylbewerber. Von daher war es überraschend, dass er das Flüchtlingsthema nur kurz erwähnte, am Ende seines Songs "Unbeschreiblich". Während das Publikum eine Melodie sang, sprach Liefers seine Botschaft ins Mikrofon: "Menschen, die um ihr Leben rennen, denen muss man die Tür aufmachen."

Der in Dresden geborene Schauspieler hatte sich schon 1989 in der DDR mit einer Demonstrationsrede politisch engagiert. Das war wiederum Anlass für Zweibrückens Kulturamtsleiter Thilo Huble, sich um ein Konzert Liefers zu bemühen - geht es doch beim diesjährigen Euroclassic-Festival, in dessen Rahmen das Konzert stattfand, um "Helden und Legenden".

Wie Helden dürften sich auch Annabel Dickes, Emily Kreuzberg und Tobias Kremers gefühlt haben, als der Sänger die drei Kinder während der Zugabe auf die Bühne holte. Bei "Wo bist du", dem alten Song von Silly (dort singt Liefers' Frau Anna Loos ), durfte der kleine Tobias sogar mitsingen. Das Publikum war da längst von den Stühlen aufgestanden und feierte einen starken Abend.

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