630 Kilometer für den guten Zweck

Zweibrücken · Ein Schicksalsschlag hat sie aus der Bahn geworfen, aber sie sind wieder aufgestanden und machen damit anderen Leuten Mut. In der Serie „Mutmacher“ stellt der Pfälzische Merkur solche Menschen vor. Heute: Ulrich Fricke, der nach überstandener Herzkrankheit mit seinem Sohn eine 630 Kilometer lange Benefiz-Tour unternahm.

 Ulrich Fricke mit seinem Sohn Leander. Foto: Nadine Lang

Ulrich Fricke mit seinem Sohn Leander. Foto: Nadine Lang

Foto: Nadine Lang

Ulrich Fricke ist einer dieser Menschen, die gerne abgeben. Zu seinem 50. Geburtstag vor drei Jahren wünschte sich der Niederwürzbacher keine Geschenke für sich, sondern bat darum, nur Geldgeschenke zu machen, die er komplett auf ein Konto für die Patenschaft für ein afrikanisches Kind einzahlte. Zwei Jahre später würde er noch einen Schritt weiter gehen, doch ob das überhaupt funktionierte war eine ganze Zeit lang gar nicht so klar. 2009 wurden bei Ulrich Fricke starke Herzrhythmusstörungen festgestellt, die ihn seiner Kraft und Ausdauer beraubten. Ein harter Schlag für den leidenschaftlichen Radfahrer , der mit seiner Frau und seinem Sohn immer gerne Familientouren mit dem Rad unternahm. Der eher aus Spaß dahergesagte Spruch zu Sohn Leander, der zu diesem Zeitpunkt fünf Jahre alt war, nahm eine ganz neue Bedeutung an: "Wenn du zehn bist, fahren wir mit dem Rad zu Oma Rosi in den Harz." Doch würde das überhaupt möglich sein? Glücklicherweise konnte Ulrich Fricke geholfen werden. "Ich hatte sehr großes Glück, dass ich gut behandelt wurde. Es konnte durch eine kleine OP gut behoben werden", strahlt Ulrich Fricke und sieht in jeder Radtour ein kleines Geschenk. Ein Geschenk, das ihn aber auch daran erinnert, dass nicht jeder solch eine medizinische Versorgung genießen kann. Als Sohn Leander dann zehn Jahre alt wurde, stand fest: Die Radtour würde stattfinden, gemeinsam mit seinem Sohn, 630 Kilometer in den Osterferien. Doch mittlerweile war auch noch eine weitere Idee in ihm gereift. "Wir könnten mit dieser Radtour auch Menschen unterstützen, die nicht so viel Glück haben und nicht so gut versorgt werden können", erklärt er und dachte dabei an das Afrika-Projekt von Dr. Schales, bei dem Spendengelder unter anderem für Medikamente, den Ausbau und Ausstattung eines Krankenhauses in Simbabwe und vieles mehr benötigt werden. Darum beschloss er für jeden Kilometer, den die beiden gemeinsam hinter sich lassen würden, 50 Cent zu spenden. Gleichzeitig schlug er zunächst Freunden und Familienmitgliedern vor, sich mit ihren Spenden anzuschließen. Außerdem dachte er über einen Onlineblog nach, der die Daheimgebliebenen über die Erlebnisse und Fortschritte auf der Radtour auf dem Laufenden halten sollte.

Ulrich Fricke machte sich an die Planung, suchte ruhige Straßen und Wege heraus, plante Campingplätze für die Übernachtung im Zelt ein, vermerkte Eisdielen auf der Strecke und richtete die Homepage so ein, dass die Besucher der Seite per Handyortung immer sehen konnten, wo sie sich befanden. Als sich das Vater-Sohn-Gespann (Mama beobachtete ihre Männer lieber aus der Ferne und entspannte im Urlaub) dann tatsächlich auf den Weg machte, waren sie überwältigt von der großen Teilnahme so vieler fremder Menschen. "Es ging ja auch darum, möglichst viele Spenden zu bekommen", berichtet Ulrich Fricke. 2200 Euro lautete schließlich die Spendensumme, die sie nur durch ihre Radtour erzielt hatten. Diese gingen zu 100 Prozent dem Projekt zu, die Übernachtungen und alles andere, wurden natürlich aus eigener Tasche bezahlt.

Zwei Wochen waren Ulrich Fricke und Leander Denzer unterwegs, radelten 50 bis 60 Kilometer am Tag und gönnten sich nur einen einzigen Ruhetag an Ostern."Wir hatten wenig Freizeit, und die, die wir hatten, haben wir in Eisdielen verbracht", sagt Ulrich Fricke lachend. Für ihn schwang aber auch die Frage mit, ob er Leander nicht zu viel zumutete, zumal er an einem Tag zu schwächeln schien. Dabei war es ein platter Reifen, der dem damals Zehnjährigen zu schaffen machte. "Heute würde mir das nicht mehr passieren", berichtet der mittlerweile Elfjährige, schließlich habe er dabei allerhand Erfahrung sammeln können. Leander schaffte die Tour mit Bravour und lernte ganz nebenbei, dass man selbst viel bewegen kann. Bei Oma Rosi angekommen, empfingen die Radfahrer sogar ein kleines Empfangskomitee. Und auf die Frage, ob sich die beiden solch eine Tour nochmals vorstellen könnten, nicken beide strahlend. "Ich habe schon eine Idee, über die ich jetzt noch nicht rede."

harztour.wordpress.com

afrikaprojekt-schales.de.

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