Vom Leben und Überleben im StraßenverkehrGoldene Regeln für Radler

Gründe gibt es viele: Stress, etwa. Ablenkung vielleicht, weil das Handy im Auto klingelt. Und dann diese düstere Jahreszeit. Den ganzen Tag über ist es düster, wolkenverhangen. Man sieht gar nicht richtig, was auf der Straße, auf der unübersichtlichen Kreuzung los ist. Und schon ist es passiert. Es knallt. Glas zerspringt. Blech scheppert

Gründe gibt es viele: Stress, etwa. Ablenkung vielleicht, weil das Handy im Auto klingelt. Und dann diese düstere Jahreszeit. Den ganzen Tag über ist es düster, wolkenverhangen. Man sieht gar nicht richtig, was auf der Straße, auf der unübersichtlichen Kreuzung los ist. Und schon ist es passiert. Es knallt. Glas zerspringt. Blech scheppert. Der Schaden kann sich schnell auf tausende Euro summieren. Wenn es glimpflich verläuft - und nicht jemand bei dem Unfall verletzt worden ist. Der Deutsche Verkehrssicherheitsrat (DVR) weiß um die vielen Tücken und Gefahren, die auf Straßen, Wegen und Plätzen im Land drohen. Gerade innerorts ist laut den Verkehrs-Experten das Konfliktpotenzial besonders hoch. Ob unübersichtliche Kreuzungen, verwirrende Schilderwälder oder tote Winkel - nirgendwo bewegen sich so viele unterschiedliche Verkehrsteilnehmer, jung und alt, auf so engem Raum wie in den Ortschaften. Aus diesem Grund legt der DVR in seiner aktuellen Kampagne "Verkehrssicherheit innerorts" auch den Fokus auf das Straßengeflecht in den Ortschaften. Nach den Erkenntnissen des DVR müssen die Verkehrsteilnehmer besonders auf Kreuzungen auf der Hut sein. Trotz Ampelregelungen, Schildern und klarer Vorschriften (die offensichtlich doch nicht so klar sind) ereignen sich 60 Prozent der Unfälle im Straßenverkehr im Kreuzungsbereich. Eine weitere gefährliche Angelegenheit - nomen est omen - ist der tote Winkel. Besonders beim Rechtsabbiegen sehen die DVR-Experten großes Unfallpotenzial. Sie raten Autofahrern, sich nicht auf Innen- und Außenspiegel zu verlassen, sondern hierbei immer einen Blick über die Schulter zu werfen. Lkw- und Busfahrer sollten mit Zusatzspiegeln ausgerüstet werden und sich besonders umsichtig verhalten. Hohe Aufmerksamkeit müssen alle Verkehrsteilnehmer gegenüber Kindern walten lassen. Egal, ob sie zu Fuß, auf dem Rad oder mit Inline-Skates unterwegs sind. Je kleiner das Kind, desto unvorsichtiger, unvorhersehbarer können seine Reaktionen sein. Erst im Alter von zirka 14 Jahren ist ihre Aufmerksamkeit und Konzentration voll ausgebildet. Die Verkehrs-Experten wissen aus Untersuchungen: Siebenjährige halten zu 80 Prozent an der Straße an, wenn sie diese überqueren wollen, um erst einmal nach rechts und links zu schauen. Aber: Sind diese Siebenjährigen durch was auch immer abgelenkt, achten nur noch 27 Prozent von ihnen auf den Verkehr, ehe sie über die Straße eilen. Der DVR empfiehlt: Sobald Kinder im Blickfeld sind, immer grundsätzlich bremsbereit sein. Ebenfalls ans Herz legen die Forscher den Erwachsenen ihre Vorbildfunktion: Kinder registrieren genau, wenn ein Erwachsener auf rote Ampeln pfeift oder sich sonst im Straßenverkehr rüpelhaft verhält und imitieren dies später möglicherweise nach.Der DVR wird auch nicht müde, den schon oft gepredigten aber regelmäßig missachteten Rat nach gemäßigtem Tempo in Erinnerung zu rufen. Grundsätzlich gilt: Wer motorisiert unterwegs ist, verliert schnell den Bezug zu der Geschwindigkeit. Bereits ab Tempo 30 sei die Wahrnehmung des Fahrers beeinträchtigt, warnen die Verkehrsexperten. Daher würden die DVR'ler die Ausweitung von Tempo-30-Bereichen begrüßen. Als Erklärung verweisen sie auf die Unfallforschung: Wenn bei einer Fahrt durch die Stadt 14 Meter vor dem Wagen ein Kind auf die Straße springt, kommt das Fahrzeug nur bei Tempo 30 noch vor dem Kind zu stehen. Bei Tempo 30 prallt er dagegen - trotz Vollbremsung - mit 48 Kilometern pro Stunde gegen das Kind! Die Kritik von Tempo-30-Gegnern, diese Vorschrift hemme den Verkehrsfluss, widerlegt der DVR: Das Durchschnittstempo im Stadtverkehr beträgt im Schnitt nur 20 bis 30 Kilometern pro Stunde. Dieser überraschend niedrige Wert komme durch den steten Wechsel von anfahren, bremsen und beschleunigen zustande, so die Erkenntnis des Verkehrssicherheitsrates. Zweibrücken. Die Statistik des Deutschen Verkehrssicherheitsrates (DVR) ist alarmierend: Alle sieben Minuten verunglückt in Deutschland ein Radfahrer. Das teilt der DVR anlässlich seiner aktuellen Kampagne "Verkehrssicherheit innerorts" mit. Zumeist ereignen sich die Unfälle innerorts. Nach den Erkenntnissen des DVR gehen zwei Drittel der Unfälle auf ein Fehlverhalten von Autofahrern zurück. Als häufigste Unfallursachen nennt der Verkehrssicherheitsrat in diesem Zusammenhang die Fehl-Einschätzung von Situationen beziehungsweise schiere Unaufmerksamkeit. Beispiele: Beim Rechtsabbiegen schaut der Autofahrer nicht in den rechten Seitenspiegel. Oder: Beim Parken öffnet der Pkw-Fahrer die Tür, ohne vorher nach hinten zu blicken. Da es für den Radler nur ein schwacher Trost ist, wenn er nach einem Unfall sagen kann "Ich war im Recht", legt der DVR den Lenkern der Drahtesel eine defensive Fahrweise ans Herz. Weitere wichtige Regeln der Verkehrsprofis: gute Beleuchtung des Rades; reflektierende Streifen an der Kleidung (erkennt ein Autofahrer aus bis zu 150 Metern Entfernung); Bremsen auf Funktionsfähigkeit überprüfen lassen; Fahrradhelm - möglichst hell - aufsetzen, auch wenn dies für Erwachsene keine Pflicht ist (der Aufprall eines Radfahrers gegen ein Hindernis mit Tempo 30 entspricht einem Sprung in ein leeres Schwimmbecken aus vier Metern Höhe!); besondere Vorsicht bei Fahrten neben Lkw/Pkw (ein Unfallschwerpunkt) - daher lieber hinter dem Fahrzeug bleiben und warten, bis dieses weggefahren ist; auf Radwegen prinzipiell rechts fahren; wenn es keine Radwege gibt, dürfen die rechten Seitenstreifen benutzt werden, gibt es auch die nicht, müssen Radler auf der Fahrbahn fahren (nicht auf dem Gehweg, das ist nur für Kinder bis acht Jahren Pflicht, Kinder bis zum vollendeten zehnten Lebensjahr dürfen wählen). eck

StichwortDer DVR (Deutscher Verkehrssicherheitsrat) wurde 1969 als gemeinnütziger Verein gegründet. Seine Aufgabe ist die Verbesserung der Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer mittels Schulungen und Expertisen. Der DVR hat derzeit rund 220 Mitglieder. Dazu gehören die für Verkehr zuständigen Ministerien von Bund und Ländern, die gesetzlichen Unfallversicherungsträger, die Deutsche Verkehrswacht, Automobilclubs, Kirchen und weitere Organisationen. Über Mitgliedsbeiträge finanziert sich der DVR. Regelmäßig initiiert der Verein neue Kampagnen, um die Verkehrsteilnehmer schwerpunktmäßig auf Gefahren im Straßenverkehr hinzuweisen. Die aktuelle Kampagne lautet "Verkehrssicherheit innerorts". Dabei geht es um die Komplexität der Gefahren gerade im innerörtlichen Bereich. Als Beispiele nennt der DVR unübersichtliche Kreuzungen, schlecht gekennzeichnete Radfahrerwege, Schilderwälder, Kinder, die unvermittelt über die Straße rennen, unerfahrene oder verunsicherte (Auto-)Fahrer. Rücksichtnahme und kritisches Hinterfragen der eigenen Verfassung (Sehfähigkeit, Konzentration) zählen für den DVR zu den elementaren Voraussetzungen, um am Straßenverkehr gefahrenfrei teilnehmen zu können. eck

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