Sportkolumne Weit mehr als nur Kneipensport

Jeder kennt es, der schon einmal Darts geschaut hat: Das von Kultsprecher Russ Bray langgezogene „One hundred and eighty“ schallte in den letzten Tagen wieder hunderte Male durch die Wohnzimmer vieler Sportfans. Früher als Kneipensport belächelt, zieht die Darts-WM auch in Deutschland Millionen Zuschauer in ihren Bann. Nirgendwo liegen Sport und Spektakel so nah beieinander wie in der Weihnachtszeit, wenn sich der Londoner „Ally Pally“ in ein riesiges Tollhaus verwandelt.

Sportkolumne: Weit mehr als nur Kneipensport
Foto: SZ/Robby Lorenz

Da feiern tausende Fans in der Halle Spieler wie „The Power“ oder „Mighty Mike“ und vor allem sich selbst. Menschen verkleiden sich, sind ausgelassen, trinken und singen – ganz gleich, was vorne an der Scheibe passiert.

Dort lieferten sich die Profis in den letzten Tagen teils dramatische Duelle. Männer, die nicht zwingend athletisch wirken, aber unfassbar präzise mit ihren Pfeilen werfen können. Das Halbfinale zwischen Topfavorit Michael van Gerwen und Senkrechtstarter Rob Cross gipfelte im alles entscheidenden „Sudden Death Leg“. Am Ende gewann der Brite hauchdünn mit 6:5 und zog bei seinem WM-Debüt direkt ins Endspiel ein. Cross‘ sensationellen Sieg über Rekordweltmeister Phil Taylor sahen am Neujahrsabend im Schnitt 2,15 Millionen Zuschauer. Darts boomt. Mit dem 7:2-Erfolg ging im Darts auch eine Ära zu Ende. Für den 16-fachen Weltmeister war sein 136. WM-Spiel zugleich das letzte.

Cross, gelernter Elektriker, hat das Zeug, in die Fußstapfen des großen Phil Taylor zu treten. Spätestens, wenn es in knapp zwölf Monaten wieder „One hundred and eighties“ im Ally Pally hagelt, werden wir wissen, ob der 27-Jährige diesen Erwartungen auch tatsächlich gerecht werden kann.

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