Sportkolumne Absturz in rasantem Tempo

Als Fan des 1. FC Kaiserslautern ist man Kummer gewohnt. Die derzeitige Lage ist an Grausamkeit allerdings kaum zu überbieten. Ich selbst will am liebsten nicht mehr hinsehen bei den Spielen, will die Augen vor der bitteren Realität verschließen. Vor dem steilen Absturz der vergangenen Jahre, der in dieser Saison rasant an Tempo gewonnen hat. Der Traditionsclub samt Spieler kann und darf das nicht so einfach. Hoffnung auf eine Wende scheinen aber auch sie derzeit kaum geben zu können.

Sportkolumne: Absturz in   rasantem Tempo
Foto: SZ/Robby Lorenz

Nach dem Trainerwechsel von Norbert Mayer zu Jeff Strasser schien zumindest etwas mehr Struktur auf dem Platz einzuziehen, die mit vier Punkten aus den Spielen gegen Greuther Fürth (3:0) und auf St. Pauli (1:1) belohnt wurden. Doch der erhoffte große Umschwung blieb doch aus. Statt in den Spielen gegen direkte Konkurrenten zu punkten und den Abstand ans rettende Ufer verkürzen zu können, folgte gegen den MSV Duisburg (0:1), den SSV Jahn Regensburg (1:3) und nun zuhause gegen Bochum (0:0) ein Hieb in die Magengrube nach dem nächsten. Fast aussichtslos scheint daher die Situation nach 13 Spieltagen: Das Schlusslicht der 2. Liga hat gerade einmal sieben Punkte auf dem Konto. Der Abstand zum ersten Nichtabstiegsplatz, den derzeit Dynamo Dresden innehat, beträgt bereits sieben Zähler. Gerade einmal acht Treffer haben die Roten Teufel in den 13 Partien erzielt. Und diese Harmlosigkeit vor dem gegnerischen Gehäuse wurde auch im Heimspiel gegen schwache Bochumer wieder einmal all zu deutlich. Selbst wenn die junge Lauterer Truppe besser spielte und mächtig ackerte – in mehr Punkte ummünzen konnte sie es dennoch nicht. Der Druck, der auf den jungen Spielern lastet, ist dazu vielleicht einfach auch zu groß. Jungs wie der 19-jährige Nicklas Shipnoski oder der 20-jährige Nils Seufert sollen und müssen – aufgrund der verletzungsbedingten Ausfälle von vermeintlichen Leistungsträgern wie Daniel Halfar, Marcel Correia, Mads Albaek und Kacper Pryzybylko – in dieser schweren Situation die Last tragen. Dabei bräuchten sie noch Zeit, sich zu entwickeln. In einem ruhigen Umfeld. Dazu fehlt aber einfach die Qualität im Kader. Die scheint derzeit nicht einmal zweitligareif.

Eine dramatische Situation für den einstigen Vorzeigeclub aus der Pfalz. Denn bei allen Altlasten und aktuellen finanziellen Belastungen wäre sogar der Lizenzerhalt für Liga drei sehr fraglich. Um diesem tiefen Absturz aus der einst von Gegnern so gefürchteten Hölle auf dem Betzenberg in die Untiefen des Fußball zu entgehen, brauchen die Roten Teufel vor allem eins: Punkte. Nach der Länderspielpause wären die im Auswärtsspiel beim Tabellenfünfzehnten Dynamo Dresden enorm wichtig, um wieder Anschluss zu den Nichtabstiegsplätzen herzustellen. Um wieder Selbstvertrauen und Hoffnung zu gewinnen. Das allein wird über die gesamte Restsaison allerdings nicht reichen. Sportdirektor Boris Notzon hat die dringend nötige Verstärkung des Kaders im Winter versprochen. Ob das allein dem FCK, der sicher keine großen Sprünge machen und unzählige Hoffnungsträger verpflichten kann, noch einmal helfen wird? Sehr fraglich.

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