Wie böse ist Google?

Meinung · Bei runden Geburtstagen hält der Jubilar mitunter inne, überdenkt das Vergangene. Suchmaschinen-Gigant Google wird jetzt zehn Jahre alt - und hat mit Vergangenheit wenig am Hut. Google blickt nach vorn- zu groß sein Hunger nach Expansion. Zum Jubiläum präsentiert Google seine mögliche neue Geheimwaffe: Den Internet-Browser Google Chrome. Es gibt Browser statt Torte

 Christian Lauer

Christian Lauer

Foto: Honk

Bei runden Geburtstagen hält der Jubilar mitunter inne, überdenkt das Vergangene. Suchmaschinen-Gigant Google wird jetzt zehn Jahre alt - und hat mit Vergangenheit wenig am Hut. Google blickt nach vorn- zu groß sein Hunger nach Expansion. Zum Jubiläum präsentiert Google seine mögliche neue Geheimwaffe: Den Internet-Browser Google Chrome. Es gibt Browser statt Torte.Wer sich an die EU-Prozesse gegen Microsoft erinnert, weiß, welche Bedeutung ein solcher Browser hat. 1,7 Milliarden Euro Strafe musste Microsoft zahlen, weil es mit seiner Kombination aus Windows-Betriebssystem, Browser und fiesen Tricks Konkurrenten ausgespielt hatte.

Google rollt das Feld nun vom anderen Ende her auf. Seine marktbeherrschende Suchmaschine kombiniert es mit seinem Webbrowser. Die Machart von Chrome offenbart das Grundproblem, das der Benutzer mit Google haben sollte: Gefräßig sammelt Google jeden Datenhappen, den es von seinen Nutzern erwischen kann.

Wie böse ist Google? Wie sehr sind wir und unsere Daten in Gefahr? "Don't be evil - tu nichts Böses", haben sich die Google-Gründer auferlegt. Und wer die Chance hatte, Google von innen zu sehen, hat eine fröhliche, bunte, gut-gelaunte Welt erlebt - ein bisschen Kindertagesstätte für erwachsene Programmierer. Und doch ist Googles Handeln zwangsläufig zwiespältig. Die Datensammelwut von Chrome offenbart das. Eigentlich hilft sie dem Nutzer, macht Surfen komfortabler, hält passende Vorschläge parat.

Unsere Daten und unser Surfverhalten verraten allerdings so viel über uns, dass Google unsere Interessen und Vorlieben genau kennt und sie zum Geschäft machen kann - etwa durch das Einblenden passender Werbung.Wer Google allerdings Bösartigkeit vorwirft, muss sich zunächst kritisch fragen: Wie sorglos gehe ich selbst mit meinen Daten um? Denn Google nimmt nur, was es bekommt - und verhält sich, wie es ein kluges Unternehmen tun sollte: Konsequente Weiterentwicklung - um im Markt zu bleiben.

Denn so zukunftssicher ist Googles Monopol nicht. Die Firma hat nur ein durchschlagendes Produkt: die Suchmaschine. Kombiniert mit Anzeigen ist das die Lizenz zum Gelddrucken. Aber wie lange? Googles Technik ist nicht perfekt. Die Netz-Suche der Zukunft wird kluge Annahmen treffen - suchen wie ein Mensch, aber mit der Geschwindigkeit der Maschine. Ob Google dieser Innovator sein wird, ist ungewiss. Gut möglich, dass Google in zehn Jahren nur eine Randnotiz der Web-Geschichte sein wird. Oder erinnern Sie sich an Altavista? 1999 noch Marktführer. Bis Google kam.

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