Rüttelpiste Saarland

Wer im Saarland auf Landstraßen unterwegs ist, kommt sich vor wie auf Zeitreise: Schlagloch an Schlagloch. So schüttelte einst die DDR ihre Volksgenossen durch. Doch die Mangelwirtschaft ist längst auch im gesamtdeutschen Straßenbau systemimmanent.

Bundesweit bröseln Brücken , die Verkehrsbahnen leiern zu Krampfadern aus. Und bei uns kommt es besonders dicke. Denn nur so kann man das Eingeständnis der Landesregierung auf die Anfrage von Grünen-Chef Hubert Ulrich interpretieren. Fast jede zweite Landstraße gilt demnach als höchst sanierungsbedürftig. Und knapp neun Prozent der Brücken sind in "nicht ausreichendem Zustand".

Ein Desaster für das Autoland Saarland, das Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU ) und Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger (SPD ) gern parteiübergreifend als Mekka der Automobilindustrie preisen. Es sei denn, man sieht das Saarland als Testparcours für besonders robuste Geländewagen. Da helfen auch die 200 Millionen Euro, die das Land bis 2025 in die Sanierung von Brücken stecken will, nicht wirklich.

Tatsächlich nämlich müssen sich die Saarländer auf eine Art Zweiklassensystem beim Autofahren einstellen. Auf Autobahnen und Bundesstraßen meist hui, auf Landstraßen dauerhaft pfui. Weshalb? Weil nur ein Bruchteil der Straßenbaumittel für die Erneuerung der Landstraßen , jener Straßen also, für die das Land direkt verantwortlich zeichnet, verwandt wird. Damit könnte man lediglich wenige Kilometer pro Jahr von Grund auf sanieren - ein Jahrhunderprojekt bei rund 1500 Landstraßenkilometern. Also wird stattdessen notdürftig geflickt. Wollte man das Landstraßennetz wirklich erneuern, kalkulieren Fachleute mit einem klar dreistelligen Millionenbetrag. Undenkbar im chronisch klammen Saarland.

Nun allerdings ins übliche Alles-hier-ist-schlecht-Lamento zu verfallen, wäre auch falsch. Denn bei den Bundesstraßen und Autobahnen sieht es merklich besser aus. Da rollt man dank konsequenter Bautätigkeit in den vergangenen Jahren mittlerweile ziemlich kommod durchs Saarland. Und selbst bei den Brücken besteht Hoffnung. Macht der Bund doch endlich höhere Summen für die Sanierung locker. Einen Haken hat die Sache freilich. Das ist der "Sanierungspfad", dem die schwarz-rote Koalition so eisern folgt und dabei rigoros Stellen abbaut. Das Geld vom Bund aber muss auch auf die Straße gebracht werden. Will meinen: Der Landesbetrieb für Straßenbau braucht Ingenieure und Techniker, um die Baumaßnahmen vernünftig zu planen und zu begleiten. Fehlen die, gehen die Bundesmittel flöten. Und schon längst ist man beim Landesbetrieb an der Kapazitätsgrenze. Das Land aber streicht blindwütig weiter - so geht Kaputtsparen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort