Moderate Republikaner verlieren letzte Hoffnung

Washington · Marco Rubio ist heiser, und er ist frustriert. Er sitzt vor einem Bühnenbild, das im rötlichen Schimmer der Morgendämmerung das Weiße Haus zeigt. Das Ziel, das er ansteuert und das für ihn in immer weitere Ferne zu rücken scheint.Rubio, der Favorit des republikanischen Establishments im Kandidaten-Rennen für die US-Präsidentschaft, steht unter Rechtfertigungsdruck, weil er sich auf vulgäre Wortduelle mit Donald Trump einließ, in denen es um Angstschweiß und angeblich durchnässte Hosen, um angeblich zu kleine Hände und andere Körperteile ging, am allerwenigsten um Substanz.

"Wo ich aufgewachsen bin, war es so: Schlägt dir einer wiederholt ins Gesicht, steht irgendwann einer auf und schlägt zurück", sagt er. Da Trump ihn seit Monaten verhöhne, habe er gegengehalten.

Im National Harbor am Rande Washingtons hielten republikanische Aktivisten am Wochenende ihre jährliche Conservative Political Action Conference (CPAC) ab. Thema dabei Trump, immer wieder Trump, auch wenn er gar nicht anwesend ist. Der Unternehmer hat einen geplanten Aufritt bei CPAC kurzfristig abgeblasen. Aus Sicht des Establishments ist das allein schon ein schwerer Regelverstoß für einen republikanischen Präsidentschaftsbewerber. Rubio erscheint, trotz schwerer Erkältung. Marco, der Pflichtbewusste. Das ändert aber nichts daran, dass er als großer Verlierer der Vorwahlen in Kansas, Kentucky, Louisiana und Maine noch stärker unter Druck kommen wird.

Es sieht immer mehr danach aus, als wäre nicht er der Mann, der es mit Trump aufnehmen kann, sondern Ted Cruz, der erzkonservative Senator aus Texas. Im mittelwestlichen Kansas, wo evangelikale Christen den Ton angeben, gewann der Pastorensohn Cruz mit 48 Prozent der Stimmen noch deutlicher, als es die Meinungsforscher prognostiziert hatten. Auch in Maine setzte er sich mit 46 Prozent klar durch, während Trump in Kentucky und Louisiana als Erster durchs Ziel ging, allerdings mit knapperem Vorsprung als erwartet. Rubio, der sich mit dritten Plätzen und einem vierten Rang - in Maine, noch hinter John Kasich - begnügen musste, enttäuschte die Erwartungen und muss nun alle seine Hoffnungen auf Florida setzen. Verliert er die Vorwahl in seinem Heimatstaat, ist es für ihn vielleicht schon vorbei. Und bereits morgen steht in Michigan ein wichtiger Test an, bevor am 15. März in Florida und Ohio die eventuelle Vorentscheidung fällt. Sollte der Milliardär sowohl in Michigan als auch in Florida oder Ohio die Nase vorn haben, dürfte ihm die Kandidatur kaum noch zu nehmen sein. Auch wenn die Koalition, die ihn stoppen will, von Tag zu Tag breiter wird.

Mitt Romney , der 2012 die Wahl gegen Barack Obama verlor, kanzelte Trump als Hochstapler ab. Ben Sasse, ein republikanischer Senator aus Nebraska, will ihn selbst dann nicht zur Wahl empfehlen, wenn seine Partei ihn nominiert. Eine Gruppe hochrangiger Außenpolitik-Experten, unter ihnen Robert Zoellick , Ex-Präsident der Weltbank , veröffentlichte einen Brief, in dem sie Trumps antimuslimische Rhetorik, sein Plädoyer für Handelskriege und seine Bewunderung für Wladimir Putin verurteilte. Bei einer improvisierten Abstimmung der CPAC-Aktivisten schließlich landet der New Yorker nur auf Platz drei, weit abgeschlagen hinter Cruz und Rubio. Aber wen interessiert das schon?

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort