Das Phänomen Trump

Manchmal wirkt es fast schon wie ein Kehraus für die Republikaner. Während der selbstverliebte Geschäftsmann Donald Trump von Vorwahlsieg zu Vorwahlsieg eilt, lässt er die Strategen seiner Partei in einer Seelenlage zurück, die irgendwo zwischen Panik und Ratlosigkeit pendelt.

Von einem Zerfall der "Grand Old Party" ist die Rede. Von Selbstauflösung, Spaltung und feindlicher Übernahme durch einen egozentrischen Bauunternehmer, den besagte Strategen im vorigen Sommer allenfalls als Störfaktor empfanden. Als notorischen Aufschneider, der schon bald über seine eigene rhetorische Plumpheit stolpern würde. Monatelang wurde Trump unterschätzt, auch von den meisten Kommentatoren. Nun ist er kaum noch zu stoppen. Falls kein Wunder geschieht, wird er der Kandidat der Konservativen für die Nachfolge Barack Obamas.

Um zu ermessen, welches Drama sich da gerade bei den Republikanern abspielt, sollte man einen kurzen Blick auf die Geschichte werfen. Seit Dwight D. Eisenhower 1952 das Votum gewann, boten sie keinen Kandidaten mehr auf, der nicht zuvor in einem Wahlamt politische Erfahrung gesammelt hätte. Und Eisenhower hatte als General eine lange militärische, im Grunde politische Karriere hinter sich - schon deshalb lässt er sich mit Donald Trump nicht vergleichen. Dieser ruppige Egomane ist ein Neuling auf dem politischen Parkett, eine komplett unberechenbare Größe. So etwas gab es noch nie in der jüngeren Wahlgeschichte der Vereinigten Staaten.

Hinzu kommt: Sein Programm - sofern man seine Versprechungen überhaupt als Programm bezeichnen möchte - läuft allem zuwider, was die Republikaner an Reformbedarf für sich erkannt haben. Nach der Niederlage Mitt Romneys im Duell ums Weiße Haus rieten ihre klügeren Köpfe vor vier Jahren dringend dazu, sich der Realität der Vereinigten Staaten anzupassen, vor allem mit Blick auf den demografischen Wandel. Denn während 1980 die weißen Amerikaner noch 91 Prozent der Stimmberechtigten stellten, so waren es 2012 nur noch 72 Prozent, und in diesem Herbst werden es 68 Prozent sein. Zu alt, zu männlich, zu weiß sei die Partei, hieß es nach Romneys Schlappe. Und mit einer Sprache, die Hispanics, Afroamerikaner und Zuwanderer aus Asien weitgehend ausgrenze, lasse sich kein Blumentopf mehr gewinnen.

Nun aber kommt Trump. Er verklärt das alte, unangefochten von Weißen beherrschte Amerika, er spricht vom Mauerbau an der Grenze zu Mexiko, bedient sich unterschwelliger Ressentiments und stößt ethnische Minderheiten damit noch mehr vor den Kopf. In den Augen der Parteistrategen kann es nur auf eine Niederlage im Wahlfinale hinauslaufen. Nur scheint es jetzt zu spät, den Zug noch anzuhalten.

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